Immer wieder bringen Politiker einen Klarnamenzwang oder eine Identifizierungspflicht für Nutzer im Internet ins Spiel. Doch welche Anbieter könnten von dieser Pflicht am ehesten einen Vorteil erzielen?
Eine Analyse von Friedhelm Greis
Die Datenerhebung beim Kauf von Prepaid-SIM-Karten verstößt nicht gegen die europäische Grundrechtecharta. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden. Der Kläger rät zum Kauf dänischer oder niederländischer SIM-Karten.
Der IT-Branchenverband Bitkom lehnt eine Klarnamenpflicht im Netz ab. Doch die Forderung nach einer besseren Identifizierung von Internetnutzern läuft auf einen "digitalen Ausweiszwang" nach dem Vorbild Österreichs hinaus.
Der Tod des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat zu einer Welle hämischer Kommentare geführt. Für CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer ist die Anonymität der Verfasser nicht akzeptabel. Sie bringt eine "strengere Netiquette" ins Spiel.
In Demokratien brauche es kein Darknet, meint der Staatssekretär Günter Krings auf dem europäischen Polizeikongress. Sein Nachredner fordert, sich am Datenschutzabbau in China zu orientieren.
Google bekommt in Europa Ärger wegen der Speicherung von Standortverläufen seiner Nutzer. Verbraucherschutzverbände reichen DSGVO-Beschwerden ein, in Deutschland soll geklagt werden.
BKA-Chef Münch will nicht nur die tatsächliche, sondern auch die gefühlte Sicherheit verbessern. Das gilt auch bei der Bekämpfung von Internetkriminalität.
Webseiten, die hinter Cloudflares CDN stecken, können nun als Onion Service im Tor-Netzwerk abgerufen werden. Damit sollen die verhassten Captchas für Tor-Nutzer hinfällig werden.
Die umfangreiche Speicherung von Standortdaten durch Google ruft die Bundesregierung auf den Plan. In einem Brief an das Unternehmen soll das Justizministerium aber unterschiedliche Vorwürfe verwechselt haben.
Trotz deaktivierter Standortverläufe auf dem Smartphone sammelt Google weiterhin fleißig die Geodaten der Geräte. Ein Nutzer hat Klage gegen diese Praxis eingereicht.
Ein per Farblaserdrucker erstelltes Dokument lässt sich genauso identifizieren wie ein mit einer Schreibmaschine geschriebenes. Der Grund sind gelbe Punkte, die viel über den Drucker verraten. Zwei Dresdener Informatiker haben ein Verfahren entwickelt, das Drucken ohne verräterische Codes ermöglicht.
Unter bestimmten Voraussetzungen verrät der Tor-Browser die unverschleierte IP-Adresse der Nutzer. Betroffen sind nur Mac und Linux-Versionen des Firefox-Bundles, in der täglichen Nutzung dürfte der Fehler nur wenige Personen betreffen.
Peter Sunde will einen neuen, anonymen Domainhoster aufbauen. Dabei geht er einen Schritt weiter als die bisherige Whois-Protection, verlangt seinen Kunden aber einiges an Vertrauen ab.
Der mutmaßliche BVB-Attentäter soll vor dem Anschlag 15.000 Optionsscheine auf die BVB-Aktie gekauft haben - über das WLAN in seinem Hotelzimmer. Die IP-Adresse und andere Hinweise führten die Polizei auf die Spur des Mannes.
Telia muss Informationen zu rund 8.600 IP-Adressen herausgeben. Zahlreichen Kunden des Providers werden Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen. Der Dienst will dem Urteil Folge leisten.
Nur zwei Tage auseinander liegen die Veröffentlichungen von Tails 2.11 und 3.0 Beta. Während 2.11 eine der letzten Aktualisierungen der Distribution auf der Basis von Debian 8 "Jessie" ist, wird Tails 3.0 bei seinem Erscheinen im Juni auf Debian 9 "Stretch" setzen.
Was wiegt schwerer: die Verurteilung eines mutmaßlichen Pädokriminellen oder der Schutz der eigenen Malware? Darüber mussten die US-Regierung und ihre Strafverfolgungsbehörden aktuell befinden - und entschieden sich für die Malware.
Tor und Mozilla haben schnell reagiert und veröffentlichen einen außerplanmäßigen Patch für eine kritische Sicherheitslücke. Der Fehler lag in einer Animationsfunktion für Vektorgrafiken.
Mit einer Canary-Botschaft wollen Unternehmen und Webseiten Nutzer über geheime Überwachungsanordnungen aufklären. Im Falle von Riseup.net sorgt eine ausbleibende Botschaft für Verunsicherung - auch, wenn der Betreiber zur Ruhe rät.
Nicht alle anonymen Mailanbieter sind kommerzielle Unternehmen. Das Aktivistenkollektiv Riseup bietet Nutzern weltweit kostenfreie IT-Produkte an, steht aber jetzt vor enormen Schwierigkeiten. Wenn nicht genügend Geld zusammenkommt, werden im kommenden Monat 150.000 Mailadressen abgeschaltet.
Das Tor-Projekt hat die Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Aktivisten und Hacker Jacob Appelbaum untersuchen lassen. Offenbar hatten viele in der Szene noch eine Rechnung mit ihm offen. Doch die schärfsten Beschuldigungen werden nicht mehr erwähnt.
Die registrierten Fälle von Cybercrime sind laut BKA spürbar gesunken. Wie schnell jedoch ein hoher Schaden entstehen kann, zeigt der Hack einer Telefonanlage an einer Universität.
Das Gesicht kommt irgendwie bekannt vor, aber von dem Namen hat man noch nie etwas gehört? Facebook schlägt Nutzern auf Basis von Standortdaten passende Freunde vor. Facebook hat seine zweimal bestätigten Aussagen jetzt zurückgerufen.
Die Bundesregierung will Käufer von Prepaid-Karten schärfer kontrollieren lassen. Dabei verstößt vielleicht schon das bisherige Gesetz gegen die Menschenrechtskonvention.
Ein Bericht von Patrick Beuth
Der Hacker Jacob Appelbaum wurde nach Informationen von Golem.de bereits im vergangenen Jahr für zehn Tage vom Dienst freigestellt - weil er wegen sexuellen Übergriffs beschuldigt wurde. Mittlerweile gibt es neue Vorwürfe, die nicht mehr anonym vorgetragen werden.
Von Hauke Gierow
Der bekannte Hacker und Aktivist Jacob Appelbaum ist kein Angestellter des Tor-Projektes mehr. Gegen ihn werden schwere Anschuldigungen erhoben. Das Tor-Projekt hat eine Anwaltskanzlei engagiert, um den Sachverhalt aufzuklären.
Wenn sich jemand mit Anonymität im Netz auskennt, dann doch sicher Drogenhändler im Darknet - könnte man meinen. Doch in ihrem Leitfaden zur Anonymität stellen die Betreiber eines Marktplatzes gewagte Theorien auf und vergessen eine ganze Menge.
Von Hauke Gierow
Lohnt es sich, einen eigenen Tor-Hidden-Service anzubieten? Facebook schreibt jetzt, dass die Zahl der aktiven Tor-Nutzer sich seit dem letzten Sommer verdoppelt hat.
Tor verspricht Privatsphäre. Doch auch Nutzer des Anonymisierungsdienstes haben einen eindeutigen Fingerprint. Ein neues Konzept nutzt dazu Mausrad, CPU und DOM-Elemente.
Der schleswig-holsteinische Zeitungsverlag verlangt einen Klarnamenzwang für Online-Kommentatoren. Nun bekommt er Ärger von der zuständigen Datenschutzbeauftragten Hansen.
Der Installer der auf Anonymität und Sicherheit ausgelegten Linux-Distribution Tails ist in Debian und Ubuntu integriert worden. Das soll die Installation von Tails erheblich vereinfachen.
Internetmobber sollen unter bestimmten Umständen den Schutz der Anonymität verlieren, fordert Sir Tim Berners-Lee. Vorschläge aus den USA, etwa für Terroristen den Zugang zum Netz zu sperren, hält er allerdings für naiv.
Wie kann eine Verschlüsselung gleichzeitig sicher sein und eine Hintertür für Ermittler beinhalten? Die Krypto-Koryphäe David Chaum macht einen gefährlichen Vorschlag.
Von Patrick Beuth
IMHO Bei einer Konferenz haben einige Fachleute dafür plädiert, dass Nutzer besser identifizierbar sein sollen. Der Jurist und Blogger Thomas Stadler sieht das kritisch: Eine Abschaffung der Anonymität im Netz könne sich unter anderem negativ auf die Meinungs- und Informationsfreiheit auswirken.
Von Thomas Stadler
Ein Forschungszentrum, das Ermittlungen des FBI unterstützt? In den USA ist das offenbar möglich. Gerichtsdokumente belegen jetzt, dass ein im vergangenen Jahr entdeckter Angriff auf das Tor-Netzwerk von einer universitären Einrichtung durchgeführt wurde - die dafür vielleicht sogar vom FBI bezahlt wurde.
Das Tor-Projekt stellt seit langem das Tor-Browser-Bundle für einfaches anonymes Surfen im Internet bereit. Jetzt gibt es auch eine Chatsoftware, die sich automatisch über Tor verbindet. Noch ist das Projekt aber im Beta-Stadium.
HITB 2015 Das Tor-Protokoll erlaubt es Angreifern relativ einfach, die Kontrolle über die Verzeichnisserver sogenannter Hidden Services zu erlangen. Dadurch ist die Deanonymisierung von Traffic deutlich einfacher als beim Zugriff auf normale Webseiten.
15 Monate nach dem Ende des Onlineschwarzmarkts Silk Road beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Betreiber. Eine zentrale Frage: Hat das FBI illegal Server gehackt?
Auch aus verschlüsselten E-Mails lässt sich vieles ablesen: Die Metadaten verraten, wer mit wem in Kontakt steht. Ein Team aus renommierten Experten will das ändern.
Weil das Tor-Projekt vor Angriffen auf das Anonymisierungssystem warnte, zeigte sich ein Betreiber von beliebten Exit Nodes aufgeschreckt. Als seine Server offline waren, befürchtete er eine Beschlagnahmung - nun ist er sich da nicht mehr so ganz sicher.
Noch im Dezember 2014 könnte das Tor-Netzwerk vielleicht nicht mehr nutzbar sein. Die Macher des Projekts haben einen anonymen Tipp erhalten, der auf einen Angriff auf zentrale Komponenten des Netzes hindeutet.
Hat das FBI mit Hilfe der NSA den Silk-Road-Server in Island ausfindig gemacht? Diese Vorwürfe will die US-Bundespolizei nun entkräftet haben. Die Anonymisierung durch Tor sei leicht auszuhebeln gewesen.
Black Hat 2014 Ein Angriff auf das Tor-Netzwerk ist fast ein halbes Jahr unentdeckt geblieben und könnte Nutzer der Hidden Services enttarnt haben. Wer dahinter steckt, ist unklar.
Die russische Regierung hat eine Prämie für die Deanonymisierung von Tor ausgeschrieben. Durch eine starke Zunahme der Internetzensur ist die Anzahl der Tor-Nutzer in Russland stark angestiegen.
Black Hat 2014 Ein Vortrag über Probleme des Anonymisierungsnetzwerks Tor wurde aus dem Programm der Black-Hat-Konferenz in Las Vegas gestrichen. Offenbar folgte die Streichung auf Wunsch der Anwälte der Universität, in der die Vortragenden arbeiten.
Wegen der im Quellcode der NSA-Software gefundenen Tor-IP-Adresse will der CCC seine Strafanzeige gegen die US-Geheimdienste ausweiten. Der Generalbundesanwalt solle endlich tätig werden, heißt es.
Wer im Internet anonym sein will, ist in den Augen des US-Geheimdienstes NSA ein Extremist und muss deshalb erst recht überwacht werden: Das Überwachungsprogramm XKeyscore speichert laut einem Medienbericht gezielt alle Zugriffe auf die neun Verzeichnisserver des Anonymisierungsnetzwerks Tor.
Behörden in New York haben auf Anfrage eine riesige Datenbank mit Informationen über Taxirouten veröffentlicht. Wegen eines Fehlers lassen sich die Nummernschilder und mit deren Hilfe auch die Namen der Taxifahrer herausfinden. Der Grund ist die fehlerhafte Verwendung einer Hashfunktion.
Vor einem Regal mit Science-Fiction-Literatur ist der angebliche Betreiber der Handelsplattform Silk Road festgenommen worden. Sein Anwalt wies vor dem Haftrichter die Anschuldigungen zurück: Sie lauten auf Verschwörung zu Drogenhandel, Computerhacking und Geldwäsche sowie Anstiftung zum Mord.
Der mutmaßliche Betreiber der Handelsplattform Silk Road ist verhaftet worden. Die Seite, die nur über Tor erreichbar war, diente vor allem dazu, Drogen mit Hilfe von Bitcoins zu verkaufen.