Security: Tor-Nutzer über Mausrad identifizieren
Tor verspricht Privatsphäre. Doch auch Nutzer des Anonymisierungsdienstes haben einen eindeutigen Fingerprint. Ein neues Konzept nutzt dazu Mausrad, CPU und DOM-Elemente.

Der Softwareentwickler Jose Carlos Norte hat in einem Blogpost einige Gedanken für ein erweitertes Fingerprinting von Tor-Nutzern vorgestellt. Er nutzt dazu ungewöhnliche Metriken wie die CPU-Geschwindigkeit, das Mausrad und das Element getClientRects().
Der Tor-Browser deaktiviert viele bekannte Methoden zum Fingerprinting, wie zum Beispiel das Canvas-Fingerprinting. Außerdem wird davor gewarnt, den Browser maximiert auszuführen, weil so die maximale Auflösung des Bildschirmes erfasst werden kann.
In einem Proof-of-Concept hat Norte jetzt unter dem Namen UberCookie neue Vorgehensweisen in "kontrollierten Umgebungen" erfolgreich ausprobiert, wie er schreibt. Dazu musste er zunächst Beschränkungen des Tor-Browsers umgehen. Die Funktion javascript Date.getTime() (unix time) wird dort nur alle 100 ms auf den aktuellen Stand gebracht. Mit Hilfe eines Webworker-Elements und der Einstellung setInterval gelang es ihm, eine größere Genauigkeit im Bereich von einigen Millisekunden zu erreichen.
Das verräterische Mausrad
Als einen Indikator des Fingerprintings nutzt Norte in seinem PoC das Mausrad. Bei einem normalen PC mit Standardmaus sei das gescrollte Delta immer drei, schreibt er. Doch bei Trackpads gebe es größere Unterschiede und damit auch Differenzierungsmöglichkeiten. Auch die Geschwindigkeit des Mauszeigers selbst könnte zur Identifikation genutzt werden, weil auch hier das Tempo mit der verwendeten Hardware und Software korrelieren würde.
Durch die Veränderung des setInterval-Parameters sei es auch möglich, Rückschlüsse auf die verwendete CPU zuziehen. Dazu müsse auf der Webseite ein rechenintensives Skript laden, das dann eine Einordnung der Rechenleistung des verwendeten PCs ermöglicht. Mit der gleichen Version des Tor-Browsers auf unterschiedlichen Rechnern habe er sehr unterschiedliche Ergebnisse bekommen, schreibt Norte.
Verwundert zeigt er sich darüber, dass der Tor-Browser zwar eine direkte Abfrage von Canvas-Elementen verhindern würde, aber über die Javascript-API die Position bestimmter DOM-Elemente abrufbar ist. Dazu wird die Funktion getClientRects genutzt. Damit kann die exakte Position verschiedener Elemente auf einer Webseite ermittelt werden. Je nach verwendeter Auflösung, Schriftartenkonfiguration und anderen Faktoren ergeben sich daraus sehr unterschiedliche Ergebnisse, die eine Identifikation einzelner Nutzer ermöglichen.
Einige der Angriffsvektoren dürften sich durch ein Softwareupdate beheben lassen. Nach wie vor ist bei der Nutzung von Tor aber der Nutzer gefragt, um weiterhin wirklich anonym zu bleiben.
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Ziemlich gute Idee! :D Das entsprechende CSS könnte man ja auch automatisch generieren...
Fingerprinting (was nicht direkt etwas mit Deanonymisierung zu tun hat) ist erst mal nur...
Oder Seiten die das durch ihren Aufbau verhindern, da darf man dann probieren, wo der...
Bestimmt kann man auch typische Scrolltechniken von der Benutzung des Scrollrades...