Zum 200. Geburtstag: Ada Lovelace - die erste Programmiererin?

Ada Lovelace hat einen Algorithmus geschrieben, der als erstes Computerprogramm der Geschichte gilt. Doch Historiker streiten bis heute über ihre Leistungen.

Artikel von Keywan Najafi Tonekaboni veröffentlicht am
Die bekannteste Darstellung von Ada Lovelace, das Gemälde von Alfred Edward Chalon.
Die bekannteste Darstellung von Ada Lovelace, das Gemälde von Alfred Edward Chalon. (Bild: gemeinfrei)

England, frühes 19. Jahrhundert. Es ist die Zeit der Industrialisierung, der Dampfmaschinen. In diese Zeit hinein, am 10. Dezember 1815, wird die Frau geboren, die als die erste Programmiererin der Geschichte gilt: Ada Lovelace, Mädchenname Byron. Das war auf den Tag vor 200 Jahren. Bis heute streiten Historiker darüber, wie ihre Leistungen zu bewerten sind. War sie eine Visionärin oder arbeitete sie nur einem klügeren männlichen Kollegen zu? War sie eine brillante Mathematikerin oder eine kranke, unglückliche, spiel- und drogensüchtige Frau? Viele sehen nur das eine oder das andere Extrem, bewerten ihre Leistungen über oder unter. Ada Lovelace polarisiert.

  • Versuchsmodell der Analytical Engine (Foto: Science Museum London/CC-BY-SA-2.0)
  • Die nachträglich gebaute Difference Engine im Computer History Museum in Kalifornien (Foto: Jitze Couperus/CC-BY 2.0)
  • Die bekannteste Darstellung von Ada Lovelace, das Gemälde von Alfred Edward Chalon (Bild: gemeinfrei)
  • Die Berechnungen führen aufeinander abgestimmte Zahnräder durch. (Foto: Carsten Ullrich/CC-BY-SA-2.5)
  • Ada Lovelace im Alter von 21. Jahren, gemalt von Margaret Sarah Carpenter, nach der Geburt ihres ersten Kindes (Bild: gemeinfrei)
  • Das Porträt von Ada Lovelace als Kind ließ die Mutter für den Vater, den Dichter Lord Byron, anfertigen. (Bild: gemeinfrei)
  • Das letzte Bild von Ada Lovelace. Sie soll unter Schmerzen Modell gestanden haben. (Bild: gemeinfrei)
  • Das von Ada Lovelace entworfene Programm zur Berechnung der Bernoulli-Zahlen ist eine Tabelle mit genauen Anweisungen zur Bedienung der Analytical Engine. (Bild: gemeinfrei)
  • Seltener zu sehen ist diese späte Daguerrotypie von Ada Lovelace, die bereits von Krankheit geschwächt ist. (Aus dem Buch: Ada, Countess of Lovelace: Byron's Legitimate Daughter, Doris Langley Moore)
Die Berechnungen führen aufeinander abgestimmte Zahnräder durch. (Foto: Carsten Ullrich/CC-BY-SA-2.5)
Inhalt:
  1. Zum 200. Geburtstag: Ada Lovelace - die erste Programmiererin?
  2. Das erste Programm der Geschichte
  3. Zwischen leidenschaftlicher An- und Aberkennung

Fest steht, dass Ada gebildeter aufwuchs als die meisten anderen Frauen ihrer Zeit. "Sie ist in einem adeligen Umfeld in England aufgewachsen. Das war schon ein sehr elitärer Kreis", erklärt Veronika Oechtering, die an der Universität Bremen zu Frauen in der Technikgeschichte forscht. "Und sie hat in ihrer Erziehung auch eine sehr individuelle Ausbildung genossen." Das lag an ihrem Elternhaus.

Ada ist das einzige eheliche Kind von Anne Isabella Noel-Byron und dem berühmten romantischen Dichter Lord Byron. Doch der stürmische Vater verlässt Ada und ihre Mutter kurz nach der Geburt. Ada hat diverse Hauslehrer. Sie erhält sogar eine mathematische Ausbildung, die auch für besser gestellte Frauen ungewöhnlich ist; der Zugang zu Hochschulen und sogar Bibliotheken ist ihnen verwehrt. Aber Adas Mutter, selbst mathematisch interessiert und die Eskapaden ihres Ehemanns in schlechter Erinnerung, sieht darin ein Mittel, Ada mögliche romantische Flausen von vornherein auszutreiben. Die Mathematik ist allerdings für Ada keine Liebe auf den ersten Blick. Erst als Erwachsene lernt sie sie lieben. "Ich glaube nicht, dass mein Vater ein ebenso guter Dichter war... wie ich eine gute Mathematikerin sein werde; beides gehört für mich untrennbar zusammen", schreibt sie an den Mathematiker Charles Babbage.

Eine Rechenmaschine, die nie gebaut wird

Ihn lernt sie 1833 kennen. Der Mathematiker und Erfinder arbeitet am Bau einer Rechenmaschine, der Difference Engine, und wird von der britischen Regierung großzügig gefördert. Einige Jahre später, Ada hat bereits William King, den späteren Earl of Lovelace, geheiratet, intensiviert sich der Kontakt zu Charles Babbage. So lernt sie auch sein Folgeprojekt, die Analytical Engine, kennen.

Die Regierung hat die Förderung mittlerweile eingestellt, denn trotz jahrelanger Entwicklung ist nicht einmal die einfache Difference Engine fertig. Beide Maschinen arbeiten mit zahlreichen Zahnrädern und Walzen, um die Berechnung durchzuführen. Aber während die Difference Engine vergleichsweise stumpfe Berechnungen durchführen soll, enthält der Entwurf der Analytical Engine alle Grundrechenarten und setzt auf eine Bedienung mittels Lochkarten, ist also flexibler einsetzbar.

Babbage, der auf der Suche nach Unterstützern ist, hält in Italien vor Wissenschaftlern einen Vortrag über die Analytical Engine. Diesen Vortrag transkribiert der Ingenieur und spätere Ministerpräsident von Italien, Federico Luigi Menabrea, auf Französisch. Das Transkript findet den Weg zu Ada Lovelace. "Sie hat aufgrund ihrer sprachlichen Ausbildung und des Wissens, was sie über die Analytical Engine hatte, dieses französische Transkript übersetzt ins Englische", sagt Doreen Hartmann, die eine Ausstellung zu Ada Lovelace konzipiert hat, die noch bis zum 10. Juli 2016 in Paderborn läuft.

Doch ermuntert von Babbage, belässt Ada Lovelace es nicht bei einer reinen Übersetzung, sondern ergänzte diese durch ihre eigenen Kommentare.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Das erste Programm der Geschichte 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4.  


crazypsycho 13. Dez 2015

Genervt sein kann nur der Benutzer, richtig. Aber auch eine Programmiersprache kann...

Moe479 12. Dez 2015

was genau war an "dieser heutigen welt" nicht zu verstehen, ist es nicht allein deine...

frostbitten king 12. Dez 2015

Ketzer!!!!11elf. Ab ins Femi-Ideologie-Seminar ..äh .. falsch .. Diversity Seminar. Wo...

YoungManKlaus 11. Dez 2015

Das sind alles keine Gegensätze, im Gegenteil.



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Automobil
Keine zwei Minuten, um einen Tesla Model 3 zu hacken

Bei der Hacking-Konferenz Pwn2Own 2023 hat ein Forschungsteam keine zwei Minuten benötigt, um ein Tesla Model 3 zu hacken. Das brachte dem Team jede Menge Geld und einen neuen Tesla ein.

Automobil: Keine zwei Minuten, um einen Tesla Model 3 zu hacken
Artikel
  1. Fiktive Szenarien und Stereotype: AfD nutzt KI-Fotos für propagandistische Zwecke
    Fiktive Szenarien und Stereotype
    AfD nutzt KI-Fotos für propagandistische Zwecke

    Politiker der Alternative für Deutschland (AfD) nutzen realistische KI-Bilder, um Stimmung zu machen. Die Bilder sind kaum von echten Fotos zu unterscheiden.

  2. Italien: Datenschutzbehörde untersagt Betrieb von ChatGPT
    Italien
    Datenschutzbehörde untersagt Betrieb von ChatGPT

    Dem ChatGPT-Entwickler OpenAI könnte eine Millionenstrafe drohen. Die GPDP bemängelt Probleme beim Jugend- und Datenschutz.

  3. Java 20, GPT-4, Typescript, Docker: Neue Java-Version und AI everwhere
    Java 20, GPT-4, Typescript, Docker
    Neue Java-Version und AI everwhere

    Dev-Update Oracle hat Java 20 veröffentlicht. Enthalten sind sieben JEPs aus drei Projekten. Dev-News gab es diesen Monat auch in Sachen Typescript, Docker und KI in Entwicklungsumgebungen.
    Von Dirk Koller

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Crucial SSD 1TB/2TB bis -43% • RAM im Preisrutsch • RTX 4090 erstmals unter 1.700€ • MindStar: iPhone 14 Pro Max 1TB 1.599€ • SSDs & Festplatten bis -60% • AOC 34" UWQHD 279€ • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /