Zwischen leidenschaftlicher An- und Aberkennung
Ist also Ada Lovelace nicht nur die erste Programmiererin, sondern auch eine weitsichtige Visionärin? Sie selbst sagte: "Ich bin als Prophetin in die Welt geboren worden und diese Überzeugung erfüllt mich mit Demut, Zittern und Beben." Doch ihre Leistungen sind umstritten. Kritiker wie der australische Computerhistoriker Allan Bromley bezweifeln, dass Ada Lovelace die mathematischen Fähigkeiten dazu besaß. Sein britischer Kollege Martin Campbell-Kelly glaubt, alle Entwürfe wurden ihr von Babbage zugearbeitet. Tatsächlich gab es zwischen ihr und Babbage einen regen Schriftverkehr, und Ada Lovelace ließ sich einige mathematische Details erläutern. Auch ist unstrittig, dass Babbage ihr den Vorschlag machte, die Bernoulli-Zahlen als Beispiel zu verwenden, und ihr die Formel erläuterte.
Doch Kuratorin Doreen Hartmann sieht durch diese Unterstützung nicht Ada Lovelaces Arbeit geschmälert: "Charles Babbage schrieb Ada Lovelace, dass er den ersten Brief, in dem das Diagramm mit den Anweisungen war, verlegt hat. Er bittet sie, dass sie ihm das Diagramm nochmal zusendet. Wenn es aus seiner Feder gestammt hätte, dann hätte er es nicht nochmal anfordern müssen."
Ähnlich argumentiert die Autorin Anette Pohlke im Begleitband zur Paderborner Ausstellung: "Wenn Lovelace nicht als originelle Schöpferin gelten kann, weil Babbage für sie eine Formel heraussucht und eine Berechnung vornimmt, wieso gilt dieselbe Regel dann nicht, wenn die Frau die Berechnung für das unter dem Namen des Mannes publizierte Werk durchführt?"
Veronika Oechtering sieht je nach Quellenlage der Forschenden ein großes Hin und Her: "Es sind mehrere Bücher erschienen, wo ihr ihre Leistungen abgesprochen wurden. Dann wurde sie auch wieder sehr stark als Mathematikerin dargestellt und ihr Anteil wurde auch teilweise überzeichnet."
Unglücklich und krank
Ada Lovelace war Zeit ihres Lebens gesundheitlich angeschlagen und nach der Geburt ihres zweiten Kindes verschlechterte sich ihr Zustand weiter. Dies, aber auch die Erziehung ihrer drei Kinder, hielt sie vom Studium und Forschung ab, worüber sie unglücklich war. "Ich bin eines dieser Genies, die sich darauf beschränken, sich zu erholen", schrieb sie an ihren Mann. Und auch mit ihrem Ehemann, der sie zwar teilweise unterstütze, aber sich mehr mit seinen Bauprojekten beschäftigte, war sie nicht glücklich.
Infolge ihrer angeblichen Affären, der als Medikamente verabreichten Drogen, der späteren Spielsucht - sie versuchte ein mathematisches System für Pferdewetten zu entwickeln - und daraus resultierender Schulden verlor sie zunehmend an Ansehen. Zudem verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand und sie starb am 27. November 1852 im Alter von nur 36 Jahren an Gebärmutterhalskrebs.
Diese biografischen Details wurden einerseits genutzt, um ihre Leistungen als gering darzustellen. Andererseits wurde sie auch als romantische Figur stilisiert - in völliger Missachtung der Biografie. Vielleicht ist Ada Lovelace ebenso wenig Pionierin der Computergeschichte, wie Charles Babbage es war. Denn die Verbindung zwischen der nie gebauten Analytical Engine und der modernen Informatik ist von eher loser Natur. Klar ist aber: Unter den gesellschaftlichen Bedingungen hat Ada Lovelace Beachtliches geleistet.
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Das erste Programm der Geschichte |
Genervt sein kann nur der Benutzer, richtig. Aber auch eine Programmiersprache kann...
was genau war an "dieser heutigen welt" nicht zu verstehen, ist es nicht allein deine...
Ketzer!!!!11elf. Ab ins Femi-Ideologie-Seminar ..äh .. falsch .. Diversity Seminar. Wo...
Das sind alles keine Gegensätze, im Gegenteil.
Vielleicht ist ja etwas dran, aber wenn zwei Stellen eine dritte als Quelle zitieren...