Politische Vorgaben machen konservative Technik nicht besser
Bei den Trägerraketen, mit denen Satelliten gestartet werden, kommen zu der konservativen Technik noch politische Vorgaben. In Europa kommen diese Vorgaben von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, die in detaillierten Dokumenten beschrieben hat, wie die Raketen zu bauen sind. Auf der Ila finden sich Auswirkungen dieser Politik. Sie stehen nicht auf Infotafeln und Monitoren, sondern in der Hintergrundgeschichte der Ausstellungsstücke und zeigen sich ganz besonders in den Stücken, die fehlen.
Neben dem großen Vulcain-2-Triebwerk, dem großen Wasserstofftriebwerk in der ersten Stufe der Ariane 5, steht das neue Vinci-Triebwerk. Das Vinci ist seit 1998 in Entwicklung und sollte seit 2006 in der zweiten Stufe verbaut werden. Es soll jetzt 2020 in der Ariane 6 zum Einsatz kommen. Stattdessen fliegt die Ariane 5 mit dem HM7B-Triebwerk. Das ist nicht ausgestellt. Es stammt aus den 70er Jahren und wird seit der ersten Ariane-Rakete fast unverändert eingesetzt. Es kann nur einmal gestartet werden und läuft dann bis zum Brennschluss mit vollem Schub. Eine pragmatische Lösung für die Welt von 1979, die heute völlig unzeitgemäß ist.
Selbstverständlich sollte schon die Ariane 5 das Vinci als neues Triebwerk für die Oberstufe bekommen. Aber als sie fertig war, hatte das noch niemand entwickelt. Stattdessen wurde eine Raketenstufe aus dem einfachen Aestus-Haupttriebwerk improvisiert. Damit hatte die Rakete aber nur eine Nutzlast von unter 7 Tonnen. Eigentlich sollte sie 12 Tonnen transportieren können.
Die Übergangslösung, der nie eine endgültige folgt
Also wurde eine Übergangslösung beschlossen, mit der die Nutzlast auf 10 Tonnen gesteigert wurde, bis die richtige Oberstufe fertig entwickelt wäre. Die alte Oberstufe der Ariane 4 sollte an die Ariane 5 angepasst werden. Mit vielen Verstrebungen wurde ein fast torusförmiger Wasserstofftank über einen vergrößerten Sauerstofftank der Ariane 4 montiert. Das sollte Entwicklungskosten sparen. Aber das Resultat ist die Ariane 5 ECA, die schwerste Oberstufe der Welt. Mit einem Leergewicht von 4,5 Tonnen nimmt sie nur 15 Tonnen Treibstoff auf. Zum Vergleich: Die Oberstufe der Ariane 4 hatte noch ein Leergewicht von 1,6 Tonnen, mit 10,7 Tonnen Treibstoff. Dabei ist jede Tonne zusätzliches Gewicht in der Oberstufe eine Tonne weniger Nutzlast.
Die richtige Oberstufe mit dem Vinci-Triebwerk sollte 2006 als Ariane 5 ECB fliegen. Aber das Geld dafür wurde noch während der Entwicklung gestrichen. Eine Raketenstufe für das Triebwerk gab es nie und auch das Triebwerk wurde nicht endgültig für den Einsatz qualifiziert.
Später wurde das gleiche Projekt unter dem Namen Ariane 5 ME wiederbelebt, die 2017 starten sollte. Aber für die Ariane 5 ME sollte das Vinci-Triebwerk 50 Prozent mehr Schub entwickeln. Es bestand die Hoffnung, dass das Triebwerk mit mehr Schub auch in der amerikanischen SLS-Schwerlastrakete verwendet würde. Damit musste das Triebwerk für diese Leistung nachentwickelt und qualifiziert werden.
Nachdem die Entwicklung der Ariane 6 beschlossen worden war, wurde auch die Ariane 5 ME gestrichen. Der erste Flug für das Vinci-Triebwerk wird damit nicht vor 2020 stattfinden.
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