Zoombombing im Distanzunterricht: Pornografie statt Mathe und Deutsch
Immer wieder klinken sich Unbekannte in die Videokonferenzen an Schulen ein und zeigen Pornos oder andere verstörende Inhalte.

Eigentlich eine alltägliche Situation im Lockdown: Eine Schulklasse ist per Videokonferenz zum Distanzunterricht zusammengeschaltet. Doch plötzlich bekommen die Kinder Nacktbilder oder Pornografie angezeigt. Die Berichte über solche Vorfälle häufen sich in den letzten Tagen.
Zuletzt waren Sechstklässler in einer Realschule in Heidelberg betroffen. Neben Pornografie wurden den Kindern rechtsextreme Inhalte und Musikvideos über eine Videokonferenz eingespielt. Die Leitung der betroffenen Realschule informierte sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls am Freitagvormittag die Polizei, wie diese mitteilte. Die Polizei ermittle mit "Experten für die Sicherung digitaler Spuren", auch der Staatsschutz sei eingeschaltet, heißt es in einer Pressemitteilung der Mannheimer Polizei.
Fälle häufen sich in den letzten Tagen
In den letzten Tagen häufen sich die Berichte über Zoombombing an Schulen. Der Begriff wurde schon zu Beginn der Corona-Pandemie geprägt, als in großem Stil Videokonferenzen von Trollen übernommen und gestört wurden. Darunter waren auch Wahlkampfveranstaltungen oder öffentliche Diskussionsrunden. Nun trifft es vermehrt Schulen: Bereits am Donnerstag waren derartige Vorfälle in Hessen und Bayern bekannt geworden. Dort waren Nacktbilder beziehungsweise pornografische Darstellungen in Lernplattformen von Grundschülern aufgetaucht.
Im hessischen Florstadt wählte sich ein Unbekannter in eine Videokonferenz ein, warf die Lehrerinnen raus und zeigte Pornografie. Im bayerischen Mainburg verschaffte sich ein Unbekannter Zugang zur Lernplattform einer Grundschule. Eine Achtjährige habe während des Online-Unterrichts Bilder eines nackten Mannes angezeigt bekommen, teilte die Polizei mit. Ermittelt werde wegen sexuellem Missbrauch.
Eindringlinge kommen vor allem in ungeschützte Videochats
Der Polizei seien solche Vorfälle auch schon aus dem ersten Lockdown bekannt, erklärt Ludwig Waldinger vom Bayerischen Landeskriminalamt. "Es kommt vereinzelt vor." Oft liege das Problem daran, dass die Einstellungen nicht richtig vorgenommen wurden und der Chat darum öffentlich war. "Die wollen ja nicht immer etwas Böses. Manchmal schaut da einer rein und geht dann wieder raus."
"Das ist schon ein neues Phänomen", urteilt hingegen Christian Schorr von der Zentralstelle Cybercrime Bayern. Bei gesprengten Videokonferenzen generell seien es häufig Täter aus dem Umfeld der Betroffenen, im Schulumfeld oft auch andere Kinder, die sich schlicht einen schlechten Scherz erlaubten. "Aber wenn Kinder mit sexuellen Inhalten konfrontiert sind, ist man gleich bei einem deutlich schwereren Tatvorwurf, das ist sexueller Missbrauch." Ob man den Täter erwische, "hängt davon ab, was an Logs, an Zugriffsdateien vorhanden ist", erläutert Schorr. "Ob die einzelne Plattform mitschneidet, von wo dieser Zugriff kam."
Das Problem: Gerade bei den Videokonferenz-Tools gibt es in Deutschlands Schulen einen absoluten Flickenteppich. Vielerorts griffen die Schulen oder einzelne Lehrer zu Beginn der Pandemie für den plötzlich über sie hereinbrechenden Distanzunterricht auf individuell gewählte Lösungen zurück - und nicht bei allen ist die Datensicherheit gewährleistet.
Ein EU-Bildungsbericht attestierte den deutschen Schulen erst kürzlich eine unterdurchschnittliche digitale Ausstattung. Es fehle oft an einfachsten IT-Kenntnissen.
"Bei vielen Tools, die die Schulen nutzen, reicht es, wenn man den Link kennt", berichtet Schorr. "Wenn man dann mit einem einfachen Klick in den Chat gelangt, ist natürlich die Versuchung, harmlosen oder nicht harmlosen Unfug zu treiben, gravierend."
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