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Lebensdauer von Satelliten verlängern

Northrop Grumman bietet bereits seit Längerem ein Mission Extension Vehicle (MEV)(öffnet im neuen Fenster) an. Dessen Entwicklung begann in den frühen 2000er Jahren. Bislang wurden zwei Missionen durchgeführt. Die MEVs werden von Ionentriebwerken angetrieben, die weniger Schub abgeben als chemische Triebwerke, aber eine längere Betriebsdauer haben. Als Medium dient ionisiertes Edelgas.

MEV-1 startete 2019, um einem Intelsat-Kommunikationssatelliten als neue Antriebseinheit zu dienen. Die normale Lebensdauer des Satelliten war abgelaufen. In der Regel endet diese, wenn der Treibstoff an Bord verbraucht ist. MEV-1 koppelte sich am 20. Februar 2020 an, so dass Intelsat 901 weitere fünf Jahre arbeiten konnte. Eine zweite Mission führte 2020/21 zu Intelsat 10-02. Northrop Grumman bietet inzwischen auch eine Weiterentwicklung des MEV mit Roboterarm an.

Auch die Esa verfolgt ein solches Vorhaben. Das Projekt Rise(öffnet im neuen Fenster) soll zu einer kommerziellen Lösung führen, die dann von der italienischen Firma De-Orbit angeboten wird. Für den ersten Testsatelliten steuert das DLR in Oberpfaffenhofen die Roboterarme bei. Rise soll wie die MEVs die Lebensdauer von Satelliten im geostationären Orbit verlängern. Der Flugkörper könnte aber auch ausgediente Satelliten aus dem Orbit entfernen.

Weitere Lösungen sind Tether und Bremssegel. Ein Tether ist ein langes Kabel, das vom Satelliten abgelassen wird. Im Kabel fließt Elektrizität, wodurch ein Magnetfeld entsteht, das dem irdischen Magnetfeld entgegengesetzt gepolt ist. Das verstärkt die Wirkung der Erdanziehung. Eigentlich zur Energieerzeugung gedacht, führt ein Tether dazu, dass ein Satellit absinkt.

Großflächige Segel im erdnahen Weltraum wirken wie eine Luftbremse. Die Atmosphäre ist noch dicht genug, um einen Satelliten mit gesetzten Segeln abzubremsen und in den tieferen Luftschichten verglühen zu lassen. Bremssegel und Tether haben allerdings den Nachteil, dass sie keinen kontrollierten Wiedereintritt ermöglichen.

Brauchen wir eine Raumverkehrskontrolle?

Unterdessen wird nicht nur die Anzahl von Satelliten und anderen Flugkörpern im erdnahen Weltraum weiter wachsen. Auch die Zahl der Raketenstarts dürfte steigen. Hinzu kommt das Streben der Weltraummächte Richtung Mond, im Moment noch mit unbemannten Raumfahrzeugen, in Zukunft aber auch mit bemannten Missionen.

Während in der Luftfahrt eine international geregelte Verkehrskontrolle längst Standard ist, ist das in der Raumfahrt bislang nicht der Fall. Die einzelnen Akteure kommunizieren zwar miteinander, so dass Satelliten sich gegenseitig ausweichen können. Auch die ISS kann manövrieren, um Risikosituationen zu vermeiden. Aber ein einheitliches System mit verbindlichen Regeln und Verfahrensweisen gibt es nicht.

Nach Ansicht von Experten wäre eine Raumverkehrskontrolle aber erforderlich. "Orbit ist eine begrenzte Ressource" , sagt Flohrer. Die Grenzen seien von der Erde aus erkennbar. "Man kann abschätzen, wie viele Satelliten eine Region verkraftet."


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