Zendure Superbase V6400: Der Garten mit Solarbunker und Klimaanlage für 18.000 Euro

"Du hast doch einen Garten..." - so beginnt mein Kollege Tobias seine Bitte, doch einmal die Zendure Superbase Powerstation V6400 mit passenden 400-Watt-Solarpaneelen auszuprobieren. Meine Frau und ich sagen zu und denken uns: " Wie schwer kann das sein? "
Sehr schwer. Die uns zur Verfügung gestellte Powerstation wiegt rund 60 Kilogramm, jeder der beiden Akkus (B6400) 46 Kilogramm. Hinzu kommen zwei faltbare Solarpaneele, die das Adjektiv mobil nur in einer sehr großzügigen Auslegung verdienen. Dafür ist das System auf dem Papier ziemlich leistungsstark und anschlussfreudig.
Die Superbase V 6400 hat einen Semi-Solidstate-Akku mit einer Kapazität von 6.438 Wh. Die maximale Ausgangsleistung an den vier Wechselstromsteckdosen liegt insgesamt bei 3.680 Watt. Außerdem hat die Powerstation zehn weitere Ausgänge, darunter zahlreiche USB-Ports mit einer Leistung von bis zu 100 Watt (USB-C PD) sowie eine 12-Volt-Steckdose, wie man sie in Autos findet.
Superbase V kann auf bis zu 64 kWh erweitert werden
Auf der Rückseite hat die Powerstation zudem einen Anschluss für Type-2-Stecker, mit denen Autos geladen werden können - dazu später mehr. Mit den zusätzlich erhältlichen Akkus kann die Powerstation auf eine Kapazität von bis zu 64.000 Wh erweitert werden, die Leistung verdoppelt sich dann. Ein Akku unseres Testsets hat eine Kapazität von 6.438 Wh, es gibt auch noch ein kleineres und preiswerteres Modell mit 4.608 Wh.















Die Zusatzakkus lassen sich praktischerweise direkt auf der Superbase V stapeln und mit integrierten Steckern verbinden. Die Verbindung zur Powerstation selbst erfolgt allerdings über ein Kabel - an dieser Stelle hätten wir einen weiteren integrierten Stecker gut gefunden. Geladen wird die Superbase V entweder über einen Netzanschluss, über eine Autosteckdose oder über Solarpaneele.
Bei Solarstrom sind Eingangsleistungen von bis zu 3.000 Watt möglich, bei Netzstrom bis zu 3.600 Watt. Werden Solarstrom und Netzstrom kombiniert, kann die Powerstation mit bis zu 5.900 Watt geladen werden. Die Superbase V ist auch für das Aufladen an Ladesäulen für Elektroautos ausgelegt, dann auch mit 3.600 Watt. Wir haben zum Laden zwei faltbare 400-Watt-Panels zur Verfügung, die wir nach dem Sonnenstand ausrichten wollen.
An einem bedeckten Frühlingstag schaffen wir die Anlage mit dem Auto des Kollegen Tobias aus dem Büro in unseren Garten. Ironischerweise hätte unser eigenes Elektroauto gar nicht genügend Platz für seine potenzielle Tankstelle geboten. " Viel Spaß " - damit verabschiedet sich der Herr Kollege und lässt uns mit fast einer Vierteltonne Solarausrüstung allein. Alles, was uns für den Aufbau qualifiziert, ist ein eigener Garten.
Set-up ist schnell verkabelt
Im Juni 2023 gibt es endlich passendes Wetter für den Selbstversuch ohne Vorkenntnisse. Es kostet uns rund eine Stunde, das Set-up sinnvoll zu verkabeln: die zwei Akkus und die Hauptstation im Haus, 20 Meter Kabel nach draußen, auf dem sonnigsten Platz die Paneele. Dabei ist die technische Seite am unkompliziertesten; eine Hürde stellen eher die Unterbringung der Kabel in einem Fensterspalt und der Aufbau der Klimaanlage mit deren Außeneinheit dar. Die Klimaanlage wollen wir mit dem intern Tower of Power genannten Set-up möglichst klimaschonend betreiben.
Freudiges Piepen und ein paar leuchtende Datenwerte auf dem hübschen Display der Powerstation weisen uns darauf hin, dass zumindest alle Stecker richtig angeschlossen sind. Auch die Zusatzakkus haben Status-LEDs, allerdings keine Displays. Grundsätzlich ist die Bedienung der Superbase V und der Akkus einleuchtend. Zeit, die kabellose Verbindung einzuschalten - das Telefon haben wir bereits vorher per Bluetooth mit der Powerstation gekoppelt, um den Motor zu testen.
Der rollende Tower of Power
Ja, richtig gelesen: Die Superbase V6400 hat einen Elektroantrieb, damit man sie nicht per Hand an ihren Platz rollen muss. Der Motor lässt sich per App fernsteuern, beim Ziehen der Powerstation unterstützt er zudem automatisch. Angesichts des Gewichts ist diese Unterstützung hilfreich, vor allem, seit Zendure sie mit einem Update etwas entschärft hat. Zunächst mussten wir uns für den Bremsvorgang regelrecht gegen die Fahrtrichtung der Powerstation werfen - ansonsten rollte das Ungetüm munter weiter.
Auf der Terrasse fahren wir das Akkuvehikel über die Fernsteuerung ein wenig hin und her, nur um festzustellen, dass bereits kleinere Unebenheiten den Motor überfordern - kein Wunder bei dem Gesamtgewicht. Eine nette Spielerei ist es trotzdem, und wir gehen davon aus, dass die Basiseinheit allein damit ganz gut manövriert werden kann. Je glatter der Boden, desto besser lässt sich das Monstrum bewegen.















Nachdem die Superbase V samt Akkus ihren Platz in unserer Hütte gefunden hat, soll sie Strom für den Büroarbeitstag im Garten liefern. Eigentlich keine große Herausforderung, so denken wir - schließlich habe ich ja nur einen Laptop dabei.
Dann fallen uns der alte, vermutlich recht stromhungrige Kühlschrank und die Wasserpumpe im Schuppen ein, der Blick wandert zudem über die Klimaanlage zu den elektrischen Herdplatten und dem Wasserkocher. Dank der hohen Ausgangsleistung bietet unser Set-up wesentlich mehr Power als nur für einen Laptop oder ein paar Lampen.
Zum Glück haben wir die Akkus voll aufgeladen und eigentlich soll ja mit Sonnenaufgang auch Strom in die Superbase fließen - also schließen wir einige größere Verbraucher ebenfalls an die Powerstation an.
Aufbau simpel, Betrieb laut
Die Paneele zuvor anzuschließen, ist ein Kinderspiel. Sie werden in Reihe geschaltet, unser Kabel mit MC4-Verbindern und XT60-Anschluss ist auf die insgesamt theoretisch mögliche Solarleistung von 800 Watt ausgelegt. Hierzu müssen Länge und Leitungsquerschnitt aufeinander abgestimmt werden(öffnet im neuen Fenster) . Um 8 Uhr morgens kommen etwas über 200 Watt an. Klimaanlage, Kühlschrank und Laptop ziehen zu dieser Zeit bereits 250 Watt, was uns ein Blick in die Zendure-App(öffnet im neuen Fenster) mitteilt. Ein wenig nervig finden wir in unserem Set-up, dass wir nach jedem Einschalten der Basisstation zwei weitere Tastendrücke ausführen müssen: einen, um die Gleichspannungseinheit zu aktivieren und einen weiteren, um auf 50 Hertz umzustellen.
Was wir nicht erwartet haben, ist die Lautstärke des Lüfters der Powerstation. Dieser legt ordentlich los, wann immer wir einen stärkeren Verbraucher an eine der Steckdosen anschließen. Zusammen mit dem Rauschen der Klimaanlage fühlen wir uns schnell wie in einem Rechenzentrum. Aber egal, wofür gibt es ANC-Kopfhörer! Bei Nutzung des Gleichstroms bleibt der Lüfter aus, da der Wechselrichter nicht angeschaltet werden muss. Aber wer will mit so einem Klotz schon ausschließlich sein Mobiltelefon zehntausendmal laden?















Das gesamte Set-up kommt uns mit der Zeit absurd vor: Wir kämpfen mit der Klimaanlage gegen die warme Abluft aus der Powerstation und sitzen mitten im Rauschen. Es ist übrigens nicht nur in der Hütte laut, sondern wegen des Außengerätes der Klimaanlage auch draußen - ein ruhiger Gartentag sieht anders aus. Aber wir haben es ja nicht anders gewollt und freuen uns schon auf die Mittagshitze, der wir in der lauten Hütte entgehen werden.
Um kurz vor 9 überschreiten wir bei der Stromerzeugung endlich die 300-Watt-Grenze, die Hütte (die zunächst vom Vortag noch bullig warm war) hat sich in einen Eiskeller verwandelt. Draußen sind allerdings auch noch entspannte 21 Grad, also nehmen wir einen Gang raus bei der Klimaanlage. 210 Watt Verbrauch bei 330 Eingangsleistung, geht doch.
Wir erinnern uns an Freunde, die in den 1990er Jahren ein LPG-Gelände ohne Strom- und Wasseranschluss kauften und schon damals komplett auf Wind- und Sonnenenergie setzten. Sie hatten unzählige Bleiakkus in einem separaten Raum, und wir können uns nicht daran erinnern, dass sie jemals von einer Dunkelflaute betroffen waren. Unsere heutige Anlage hätte ihnen damals wohl viel Platz und Bastelaufwand gespart.
Auch die Wasserpumpe läuft über die Superbase V
Um 10 Uhr ist es Zeit, die Wasserpumpe anzuwerfen. Wir ziehen jetzt 1.000 Watt und geben rund 400 Watt durch die Sonneneinstrahlung zurück. Wir lassen beim Rasensprengen das verbrannte Stück Rasen, auf dem die Solarzellen stehen, lieber aus. Nicht, weil wir uns davor fürchten, die wetterfesten Panels zu beschädigen, sondern weil die Taschen, in denen sie stecken, sonst verdrecken würden.
Wir verziehen uns in unseren lauten, kalten Solarbunker zum Arbeiten. Der Akkuturm blinkt fröhlich mit seiner RGB-Beleuchtung und rauscht im Gleichklang mit der Klimaanlage.
Zur Mittagszeit wird diese dann um einiges lauter, weil wir die möglichen 3.680 Watt mit unseren Herdplatten ausreizen.
Risse in der schönen Fassade
Ein kurzer Ausflug in die Gartenhitze offenbart uns allerdings Schreckliches: Mit leisem Knacken haben sich Blasen auf einigen Solarzellen gebildet. Zendure erklärte auf Anfrage, von diesem Problem das erste Mal zu hören. Nachdem wir auch beim Test des Solarflow-Solarspeichers Probleme mit diesem Gerät hatten, zeichnet sich leider ein etwas unzuverlässiges Bild von den Zendure-Produkten - zumindest von denen, die wir getestet haben.
Zunächst nahmen wir an, dass wir beim Aufstellen der faltbaren Module an der betroffenen Stelle zu viel Druck mit den Fingern ausgeübt haben. Allerdings kommt im Laufe des Nachmittags eine weitere defekte Stelle zum Vorschein, die wir ganz sicher nicht berührt hatten. Offenbar scheint die Verklebung der Panels der Hitze nicht standzuhalten - anders können wir uns das Problem nicht erklären.
Wir richteten die Module immer wieder nach dem Stand der Sonne aus, was trotz ihres Umfangs simpel vonstattenging. Wir würden aber den offenbar doch etwas empfindlichen Klappmodulen eine dauerhafte Installation fester Solarpanels vorziehen - das ist nur leider in unserer Gartensparte nicht erlaubt.















Über den Tag können wir aufgrund unserer testweisen Energieverschwendung 80 Prozent des Verbrauchs mit Solarstrom decken. Dieses Niveau erhalten wir bis zum Abend dank der Solarpaneele aufrecht. Dauerhaft würde unser Aufbau also irgendwann dazu führen, dass der Akku leer ist. Würden wir nur an den Wochenenden Strom verbrauchen und unter der Woche die Station aufladen lassen, kämen wir sicherlich hin. Alternativ müssten wir leistungsfähigere Solarpaneele verwenden.
Unser Test zeigt uns aber auch, wieviel Strom wir eigentlich normalerweise selbst in unserer einfachen Gartenbehausung verbrauchen, auch dank des viel zu großen und viel zu gefräßigen Kühlschranks. Die Solaranlage mit der App, die uns jederzeit einen Überblick über Einspeisung und Verbrauch gibt, regt uns also dazu an, unseren Stromverbrauch zu reflektieren. Das ist im Übrigen einer der positiven Aspekte dieser alternativen Energieversorgung. Wenn wir unsere Energienutzung vor Augen haben, verändert sich auch unser Bewusstsein im Umgang damit.
Diebische Freude Solaranlage?
Amortisieren würde sich die mit insgesamt 18.300 Euro sehr kostenintensive Zendure-Anlage bei uns wohl kaum - zugegebenermaßen würde aber bei uns wohl auch nur die Superbase V ohne die Akkus reichen. Dann würden wir fast 10.000 Euro weniger zahlen, was immer noch viel ist - die Superbase V ist aber auch ein sehr leistungsfähiges System. Hätten wir ein schwer zugängliches Grundstück ohne Stromanschluss, könnte das System mit mehreren Akkus sehr hilfreich sein - dafür aber auch teuer. Aber auch dort bliebe eine unserer Sorgen die vor dem Diebstahl der Anlage.
Unsere Sparte blieb in den vergangenen Jahren zwar von Einbrüchen verschont, aber wenn sich clevere Ganoven auf Solaranlagen spezialisieren würden, hätten sie bei uns in den Monaten des Ausprobierens den Jackpot geknackt. Sie hätten allerdings vermutlich auch wegen der Schlepperei geflucht.
So bleibt am Ende unseres Tests noch eine letzte Frage zu klären: Können wir unser E-Auto damit laden? Die Antwort lautet: nein. Das liegt nicht daran, dass unser Set-up zu wenig Leistung hätte, sondern wegen der fehlenden Erdung(öffnet im neuen Fenster) . Unser Ladestecker mit Schuko-Adapter verweigerte die Aufnahme mit einer roten Leuchte.
Am Ende des Sommers wird der Kubikmeter Panel- und Akkumaterial abgeholt, und unser teures Techie-Grundstück mit gekühltem Solarbunker verwandelt sich wieder in einen normalen Schrebergarten. Aber der alte Kühlschrank fliegt raus, so viel steht fest.



