Das Problem ist die Kühlung
Intel hat mit Tiger Lake nicht zu viel versprochen. Das Zenbook Flip ist durch den Core i7 1165G7 gerade in Büroanwendungen und in Adobe Photoshop flott genug unterwegs. Auch reichen die verbauten 16 GByte LPDDR4X-RAM für den Alltag aus. Der Arbeitsspeicher ist allerdings verlötet und lässt sich nicht erweitern. Das Powerbudget hat Asus offensichtlich auf 12 Watt festgesetzt, was unter der TDP des Referenzdesigns mit 15 Watt liegt.
Eine gute Leistung bestätigen zunächst die Benchmarkwerte in Cinebench R20. Im Multi-Core-Benchmark messen wir 1.551 Punkte. Im Single-Core-Test sind es 495 Punkte. Ähnliche Werte haben wir bereits beim Referenzdesign des Tiger-Lake-Notebooks feststellen können. Allerdings sinken die Zahlen über mehrere Testläufe hinweg auf 1.166 Punkte. Der Unterschied lässt sich auf die überforderte Kühlung zurückführen.
In den ersten Sekunden des Tests taktet die CPU auf 1,6 GHz, nur um dann auf teils unter 1 GHz bis auf 700 MHz herunterzugehen. Das Problem: Unser Testmuster versucht, die Temperaturen unter 70 Grad zu halten und dreht auch dadurch hörbar auf. Während die Kühlung auch unter Volllast relativ leise rauscht, scheint sie für höhere Taktraten nicht ausreichend zu sein. Daher drosselt das System nach längeren Benchmarks und in Games herunter.
Passabel in älteren Spielen nutzbar
Aufgrund der vielversprechenden Performance der Iris-XE-GPU in unserem Tiger-Lake-Test haben wir uns zwei Spiele näher angeschaut: Shadow of the Tomb Raider und Counter Strike: Global Offensive jeweils als Extrembeispiele für hohe und eher einfache Grafikdetails.
In Tomb Raider wird schnell klar: Ohne dass wir die Auflösung und Grafikeffekte massiv herunterschrauben, können wir das Spiel nicht sinnvoll spielen. Wir haben den integrierten Benchmark in 1.280 x 720 Pixeln bei niedrigsten Details gestartet. Trotzdem: Spielbare Frameraten erreichen wir nicht. Stattdessen messen wir im Schnitt 22 fps. Während des Benchmarks brachen die Frames auf bis zu 15 fps ein und kurze Standbilder waren merkbar. Kurz gesagt: Das Spiel ist zu viel für Intels neue integrierte Grafikeinheit.
In CS:GO sieht es etwas anders aus: In Full-HD-Auflösung und mit niedrigen Details und eingeschaltetem 1xMSAA sind immerhin etwa 67 fps möglich. Das ist spielbar. Allerdings gilt auch hier: Einige Mikroruckler können in wichtigen Spielsituationen virtuell über Leben und Tod entscheiden. Wir würden daher sagen, dass sich das Notebook eher in älteren Spielen eignet, wobei sich der Hersteller selbst im Weg steht und eine ungenügende Lüftersteuerung verbaut.
Bessere Leistung über versteckte Lüftersteuerung Es gibt eine Möglichkeit, die Leistung des Chips zu verbessern. Dazu stellen wir in der MyAsus-Applikation den Leistungsmodus ein, der das Powerbudget des SoC anhebt. Die in Windows voreingestellten Energiemodi sind hier wirkungslos. Unter Last merken wir dann bereits akustisch, dass der Lüfter schneller und lauter dreht. Dafür können wir einige Frames in Spielen und Punkte in Benchmarks mehr erzielen. In Cinebench R20 erreichen wir im Leistungsmodus nach mehreren Durchläufen 1.661 Punkte - eine merkliche Verbesserung.
Auch in Spielen sind bessere Bildraten möglich. In CS:GO laden Karten nicht nur merklich schneller, es werden auch 100 bis 120 fps erreicht. Die Mikroruckler gehen durch die Einstellungen aber nicht weg. In Shadow of the Tomb Raider erreichen wir wesentlich besser spielbare 36 fps. Die Grafikeinstellungen (720p und niedrige Grafikdetails) haben wir hier beibehalten.
Die CPU kann unter Last zunächst auf 40 Watt zugreifen. Das System pendelt sich nach wenigen Minuten allerdings bei 15 Watt ein. Das liegt auch daran, dass die Lüftung weiterhin viel zu tun hat, um das System bei den vorgegebenen 65 Grad Celsius zu halten. Dabei drosselt die CPU erneut auf unter 1 GHz und erreicht unter Dauerlast etwa 900 MHz pro Kern.
Die NVMe-SSD ist für alle Anwendungen schnell genug. Dabei handelt es sich um eine SN730 von Western Digital mit einer Kapazität von 1.000 GByte. In Crystaldiskmark erreicht sie 3.371 MByte/s im sequenziellen Lesen und 3.085 MByte/s im sequenziellen Schreiben. In Games bremst eher die CPU als das Laufwerk aus und sorgt für etwas höhere Ladezeiten.
Ein Blick ins Innere zeigt, dass sich das Laufwerk bei Bedarf austauschen lässt. Das gilt auch für das winzige Drahtlosmodul von Intel, ein AX201. Dieses funkt per Wi-Fi 6 und mit Bluetooth 5.1. Das Notebook ist also auch für die kommenden Jahre bestens für drahtlose Netzwerke ausgestattet.
Durchschnittlich gute Akkulaufzeit
Etwas ernüchtert sind wir von der Akkuleistung des Notebooks. Im Productivity-Test von Powermark messen wir 7:36 Stunden Laufzeit. Dabei haben wir das Display auf 200 cd/m² Helligkeit eingestellt und WLAN und Bluetooth aktiviert. Auch in PCMark 10 sieht es bei gleicher Helligkeit nicht unbedingt besser aus. Wir messen 6:43 Stunden. Der Benchmark Modern Office simuliert neben Büroarbeiten auch etwas anspruchsvollere Aufgaben wie Videokonferenzen.
Die gemessene Laufzeit ist nicht unbedingt schlecht. Der Akku ist mit 67 Wattstunden allerdings recht groß, weshalb wir bessere Laufzeiten erwartet haben. Es ist wahrscheinlich, dass hier auch die 4K-Auflösung des OLED-Panels eine Rolle spielt. Während des Tests drehte unser Testmuster auch seine Kühlung hörbar auf, um das Tiger-Lake-SoC mit Luft zu versorgen.
Bloatware auf einem 2.500-Euro-Gerät
Dass Asus es für nötig hält, auf einem teuren Gerät wie dem Zenbook Flip zusätzliche Software zu installieren, halten wir für fragwürdig. Besonders nervig ist etwa die Antivirensoftware McAfee, die sich auch nach einer Deinstallation von selbst erneut installieren möchte. Da hilft nur, die Dateien manuell zu löschen. Auch bietet Asus ein Support-Tool an, welches Zugriff auf diverse Einstellungen und Energiesparmaßnahmen bietet. Dieses Tool ist zwingend notwendig, wenn wir die Leistung des Tiger-Lake-SoC voll ausschöpfen wollen.
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Zenbook Flip UX371E im Test: Asus steht sich selbst im Weg | Verfügbarkeit und Fazit |
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