'Youtube ist ein Komplize für Missbrauch'

Das erklärt, wie wahllose Zusammenschnitte teilweise auf zig Millionen Abrufe kommen. Die Urheber kopieren beliebte Inhalte, versehen sie mit relevanten Schlagworten und hoffen so, dass sie damit in den Vorschlaglisten landen. "Man muss eben produzieren, was die Algorithmen wollen", zitiert The Atlantic die Betreiberin eines Kanals: Ob Peppa Pig oder bunter Schleim - was auch immer die Kids gerade interessiert, wird kopiert. Im Kampf um die Werbegelder entscheidet nicht die Qualität, sondern der Inhalt. Und ein vierjähriges Kind unterscheidet nicht zwischen Original und schlechter Kopie.

Das System fördert somit nicht nur zahlreiche Spam-Videos zutage, sondern eben auch die für Kinderaugen verstörenden Inhalte, die der Fantasie von Erwachsenen entspringen. Die Motive sind nur schwer zu erklären: Sind Clips, in denen Minnie Maus der Rock gestohlen wird, bloß das Resultat eines Fetischs, der zufällig im Kinderangebot von Youtube landet? Oder zielen ihre Schöpfer gezielt darauf ab? Wie dem auch sei, für James Bridle grenzt es an Missbrauch, Kindern diese Inhalte zu zeigen. Und Youtube ist seiner Meinung nach der Komplize.

Youtube will nachbessern

Die Verantwortlichen der Plattform weisen derweil darauf hin, dass es sich bei diesen problematischen Inhalten nur um einen Bruchteil aller verfügbaren Videos handelt. In den vergangenen 30 Tagen sollen nur 0,005 Prozent der Videos auf Youtube Kids als ungeeignet markiert worden sein. Das mag stimmen, doch angesichts von Youtubes Größe werden sie dennoch von vielen Kindern konsumiert. Und ein Video, in dem bekannte Figuren Bleichmittel trinken, kann fatale Folgen haben. Andere Videos können zu Angststörungen führen, sagen Psychologen und Pädagogen. Der Harvard-Professor Michael Rich sagte im Gespräch mit der New York Times, gerade weil es sich häufig um den Kindern bekannte und vertraute Figuren handele, könnten die Inhalte traumatisierend wirken.

Anja Zimmermann vom deutschen Verbraucherportal jugendschutz.net lobte Youtube Kids zwar prinzipiell zum Start, warnte aber gleichzeitig davor, die Kinder unbetreut vor das Angebot zu setzen. Die "Begleitung bei der Mediennutzung ist immer notwendig und sinnvoll. Es kann immer mal passieren, dass ein Inhalt das Kind erschreckt. Da ist es besser, wenn Eltern in direkter Nähe sind, um eingreifen und das ganze abfedern zu können", sagte Zimmermann. Das betreffe auch Videos, die durch die Altersbeschränkung rutschen.

Youtube will derweil seine Filtern nachjustieren. Am Donnerstag kündigte das Unternehmen an, dass künftig sämtliche gemeldete und altersbeschränkte Inhalte aus dem normalen Youtube-Angebot nicht mehr auf Youtube Kids auftauchen könnten. Das sei allerdings keine Reaktion auf die jüngsten Berichte, sondern schon länger geplant gewesen. Schon im August stoppte der Dienst die Vermarktung von Videos, die hasserfüllte Botschaften enthielten oder bekannte Charaktere missbrauchten.

Das grundlegende Problem aber bleibt weiterhin bestehen: Es ist unmöglich, Youtube und dessen Kinder-App zu einem wirklich sicheren Ort zu machen, ohne sämtliche Inhalte vor der Aufnahme zu überprüfen. Deshalb sollten gerade Eltern stets überprüfen, welches scheinbar harmlose Video ihre Sprösslinge gerade angucken.

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 Youtube Kids: Das Geschäft mit verstörenden Kindervideos
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Anonymer Nutzer 15. Nov 2017

Psssst. Sonst merkts noch einer.

logged_in 14. Nov 2017

Seltsam, was für eine Welt du dir vorstellst. Da gibt es die einen, die ein Problem sehen...

ArcherV 14. Nov 2017

Oder Rick&Morty. Oder Southpark. Oder..

Trollversteher 13. Nov 2017

PS: Hier mal ein ganz interessanter Artikel über diesen Blödsinn: http://www.spiegel.de...



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