WPS Office: Chinas Handelsministerium verbannt Microsoft Word

Das chinesische Handelsministerium hat begonnen, öffentliche Dokumente ausschließlich im WPS-Office-Format zu verteilen und damit seine jahrelange Nutzung von Microsoft Word beendet, wie die South China Morning Post berichtet(öffnet im neuen Fenster) . Die Abkehr von Microsoft ist Teil von Pekings Strategie zur digitalen Unabhängigkeit – und fällt mitten in den Handelskonflikt mit Washington.
Der Wechsel wurde letzte Woche publik, als das Ministerium neue Exportkontrollmaßnahmen für Seltenerdmetalle in Dateien veröffentlichte, die sich nur direkt über die inländische Office-Suite von Kingsoft(öffnet im neuen Fenster) öffnen lassen.
Eine offizielle Erklärung für die Formatumstellung gab es nicht. WPS Office, entwickelt vom Pekinger Unternehmen Kingsoft, erzeugt ein eigenes Dateiformat, das nicht mit Microsoft Office bzw. Microsoft 365 kompatibel ist. Das Programm kann optional Dateien von Microsoft lesen und schreiben. Den Open-Document-Standard unterstützt es nicht.
Das Ministerium hatte zuvor die meisten textbasierten Bekanntmachungen im Microsoft-Word-Format herausgegeben. Dem Bericht nach erhalten chinesische Regierungsstellen auf verschiedenen Ebenen Anweisungen, sich von ausländischen Softwaresystemen abzuwenden, wobei die Umsetzungsfristen je nach Abteilung und Region variieren.
US-Präsident Donald Trump reagierte auf Chinas Exportbeschränkungen für Seltenerdmetalle mit der Drohung, Grenzen für kritische Software-Exporte nach China zu setzen.
Beschleunigte Einführung heimischer Software
Microsoft passte seine Präsenz in China bereits im vergangenen Jahr an die absehbare Entwicklung an: Das Unternehmen schloss im März seine Forschungseinrichtung für künstliche Intelligenz in Shanghai.
WPS Office gewinnt seit mehreren Jahren im chinesischen Markt an Boden. Die Software verfügt über ähnliche Funktionen wie Microsoft Office, darunter Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationserstellung.
Die Softwareumstellung stellt Organisationen, die grenzüberschreitend arbeiten, vor praktische Herausforderungen. Internationale Unternehmen, die in China tätig sind, müssen möglicherweise mehrere Softwaresysteme pflegen, um Dokumente mit Regierungsbehörden auszutauschen. Dateikonvertierungstools existieren zwar, aber wie auch bei anderer Software unterstützen sie nicht alle Funktionen.
Der Autor meint:
Während Gewohnheit und vermeintliche Alternativlosigkeit lange für die US-Standardlösungen sprachen, gibt es auch in Europa Forderungen nach mehr digitaler Souveränität . Der Weg dorthin ist unbequem, aber durch europäische Alternativen, Open-Source-Lösungen und genossenschaftliche Modelle durchaus gangbar. Technologische Vielfalt mag weniger reibungslos sein, schützt aber vor der Abhängigkeit von einzelnen Akteuren – genau das, was in instabilen Zeiten zählt.



