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World Radio Conference: ARD/ZDF sehen keinen Frequenzbedarf beim Mobilfunk

Eine Digitale Dividende III gibt es laut Angaben eines Experten vom Bayerischen Rundfunk nicht. Die Mobilfunk -Betreiber sollen ihre Netze mit den bestehenden Frequenzen ausbauen.
/ Achim Sawall
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Funkmikrofone (Bild: Bundesinnenministerium)
Funkmikrofone Bild: Bundesinnenministerium

Der Mobilfunk habe unzählige Möglichkeiten, seine Kapazitäten signifikant zu steigern, ohne dafür weiteres Spektrum unter 1 GHz zu benötigen. Das erklärte Helwin Lesch, Leiter Verbreitung und Controlling beim BR, in einem Schreiben an den FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Jung, das Golem.de vorliegt. Daher solle "eine weitere Einschränkung der Nutzbarkeit dieses Spektrums für den Rundfunk und PMSE von politischer Seite her keine Unterstützung" finden. Eine Digitale Dividende III gebe es nicht.

Vor der Weltfunkkonferenz (World Radio Conference, WRC), die am 28. Oktober 2019 im ägyptischen Scharm El-Scheich beginnt, sei es angezeigt, deutlich zu machen, dass beim Mobilfunk und Rundfunk gleichermaßen Lücken in der Frequenznutzung bestünden, die technologisch bedingt unvermeidbar seien, schreibt Lesch.

Die Bundesnetzagentur will bei den Planungen für die weitere Vergabe von Frequenzen für 5G bereits eine digitale Dividende III einbeziehen, das Spektrum 470 bis 694 MHz, das der Rundfunk und PMSE (Programme Making and Special Events) derzeit nutzen. Der Frequenzbereich ist zwischen 470 MHz und 690 MHz primär DVB-T2 zugeordnet, wo auch die Kulturfrequenzen oder PMSE bei 470 bis 694 MHz arbeiten. Die Mobilfunkbranche fordert eine Vergabe des Bereiches, was Digitale Dividende III genannt wird. Ende September veröffentlichte der IT-Branchenverband ein Positionspapier(öffnet im neuen Fenster) , in dem er sich dafür einsetzt, Frequenzen aus dem Bereich 470 bis 690 MHz für den Mobilfunk zugänglich zu machen.

Der flächendeckende Mobilfunkempfang und Breitbandausbau ist nach den Worten von Lesch in Deutschland nicht mangels Frequenzen unzureichend. "Grund hierfür ist vielmehr, dass die Sendernetze nicht ausreichend ausgebaut sind." Die Politik habe es bisher vermieden, entsprechende Verpflichtungen zu formulieren.

Die Frequenzen unter 1 GHz eigneten sich aufgrund ihrer physikalischen Ausbreitungseigenschaften gut für die Verbreitung in großen Zellen, so zum Beispiel für den Rundfunk, für PMSE-Anwendungen oder eben auch zur Schaffung einer Mobilfunkversorgung in dünn besiedelten Gebieten. Hierfür seien dem Mobilfunk bereits im Rahmen der Digitalen Dividende I (790-862 MHz) und II (698-790 MHz) Frequenzen aus dem ehemaligen Rundfunkspektrum zugeordnet worden. "Wer also postuliert, der ländliche Raum sei mangels Frequenzen vom Breitbandzugang und somit einer technologisch-wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt, zieht die falschen Schlüsse. Denn es liegt allein am fehlenden Ausbau von Mobilfunknetzen in unter anderem diesem Frequenzbereich, dass dieser Zustand in Deutschland - mangels geeigneter regulatorischer Vorgaben der Politik - im besonderen Maße besteht. Im Ergebnis muss zur Erreichung einer Flächendeckung der Ausbau des verfügbaren 700- und 800-MHz-Bereiches eingefordert und forciert werden." Dies habe in Deutschland teilweise gerade erst begonnen.


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