WLAN-Tracking: Ab Juli 2019 will Londons U-Bahn Smartphones verfolgen
Für bessere Statistiken geht Transport for London einen gewagten Schritt. Die Behörde wird alle angemeldeten Geräte anhand der MAC-Adresse verfolgen, um mit den so erhobenen Daten Fahrgastströme besser zu verstehen und etwa vor Überfüllungssituationen zu warnen.

Londons für den Verkehr zuständige Behörde Transport for London (TfL) plant ab dem 8. Juli 2019, alle Smartphones über die WLAN-Schnittstelle zu verfolgen. Die dem Bürgermeister direkt unterstehende Behörde wird dafür das technische Merkmal ausnutzen, dass alle WLAN-Schnittstellen über eine sogenannte MAC-Adresse verfügen, mit der sie innerhalb des WLANs identifiziert werden können. Im Netzwerk werden die Datenpakete entsprechenden Adressaten zugeschickt.
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Der Plan der TfL entfremdet dieses technische Netzwerkmerkmal für andere Zwecke. Da die MAC-Adresse eindeutig ist, lässt sie sich gut für die Verfolgung der Fahrgäste nutzen. Zwar ist eine MAC-Adresse nicht in Stein gemeißelt, doch nur relativ wenige Fahrgäste dürften sich damit so gut auskennen, dass sie die potenziellen Schwierigkeiten korrekt einschätzen können. Technisch dürfte TfL an jedem WLAN-Access-Point die MAC-Adresse abgreifen und daraus Bewegungsprofile beispielsweise innerhalb der U-Bahn erzeugen. Betroffen sind nur Geräte, die sich mit dem WLAN einmal verbunden haben.
TfL versichert, dass es nicht möglich sein werde, die Bewegungsprofile später mit anderen Daten zu kombinieren und dann Personen zu identifizieren. Möglich wäre das prinzipiell durchaus, wenn ein Angreifer weitere Daten hat, zum Beispiel eine Videoaufnahmen. Steigt eine MAC-Adresse etwa auf der Jubilee-Line an einer wenig genutzten Station ein, wäre das sogar auf Sicht ein Leichtes. Man braucht nur den Timecode, um die richtige Stelle im Videomaterial zu finden und ordnet dann ein Gesicht der MAC-Adresse zu.
Pseudonymisierung statt Anonymisierung
TfL spricht dementsprechend von "depersonalised Wi-Fi connection data" die in 260 U-Bahn-Stationen des Netzes aufgenommen werden. Dies wird ergänzend zu den Daten genutzt, die etwa über das Oyster-E-Ticket-System erhoben werden. Das E-Ticket-System hat allerdings einen entscheidenden Nachteil. Es kann nur das Betreten und Verlassen von Bahnhöfen erfassen, nicht aber die tatsächliche Bewegung innerhalb des Netzes. Gerade das dichte Londoner U-Bahn-Netz erlaubt unterschiedliche Wege zwischen zwei Zielen. Diese Wege, insbesondere die Umstiege, lassen sich per WLAN besser erkennen. Mehr noch: Selbst die Wegführung innerhalb der Bahnhöfe interessiert TfL.
In der Pressemitteilung wird suggeriert, dass sämtliche Geräte mit aktivem WLAN verfolgt werden. Auf einer speziellen Seite erklärt die TfL-Behörde aber genauer, wie das System funktioniert. Es werden vorbildlich viele Informationen mit den Anwendern geteilt, die auch nicht Fachkundigen eine bessere Beurteilung der Lage erlauben. So werden tatsächlich nur Geräte verfolgt, die sich im WLAN der U-Bahn-Stationen angemeldet haben. Smartphones, Tablets oder Notebooks, die nur das WLAN scannen, werden zwar auch erkannt, doch die Daten werden sofort verworfen.
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TfL geht zum WLAN-Tracking ins Detail |
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Benutzer und MAC wären gleichzusetzen, ja. Aber es ist nicht notwendig und auch nicht...
Ich habe schon vor Jahren (2017?) Auswertungen von Menschenströmen in Londoner U...
Die Oyster-Card verrät leider nur Anfang und Ende deiner Reise, nicht den Weg. So habe...
Na und? In London soll nur anhand der MAC getrackt werden. Davon ab ist der Artikel...