Whistleblower: NSO Group soll Geld für Zugang zu SS7-Netz geboten haben
Ein Whistleblower berichtet von dem zwielichtigen Angebot aus dem Jahr 2017, das nun Gegenstand von Ermittlungen gegen den Trojaner-Hersteller wird.

Ein ehemaliger Mitarbeiter des US-Unternehmens Mobileum, Gary Miller, hat gegenüber dem US-Justizministerium berichtet, dass es im Jahr 2017 zu einem Treffen mit den Chefs der NSO Group gekommen sein soll. In diesem Gespräch habe der Gründer Omri Lavie angeboten, "Taschen mit Bargeld in [Mobileums] Büro" abzustellen, wenn NSO Zugang zum globalen SS7-Netz ermöglicht werde. Eine solche Abmachung wäre zwar vermutlich nicht illegal gewesen, hätte aber zu kriminellen Aktivitäten führen können. Sprecher der NSO Group dementieren, dass es ein solches Angebot gab.
Miller war Mitarbeiter bei Mobileum und ist jetzt Sicherheitsforscher beim kanadischen Citizen Lab, das Malware für Mobiltelefone wie das Produkt Pegasus der NSO Group untersucht. Er hat nun seine Erinnerungen und Notizen mit Ted Lieu geteilt, der für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzt. Zwar soll Miller im Jahr 2017 einen Tipp über ein Online-Portal an das FBI gegeben, aber nie eine Antwort erhalten haben. Nun hat Lieu die Dokumente und Anschuldigungen mit internationalen Medien geteilt und eine Empfehlung an das Justizministerium geschickt. Mobileum bietet weltweit Sicherheitsdienstleistungen für Mobilfunkunternehmen an.
"Es sieht einfach sehr verdächtig aus [...] und deshalb möchte ich, dass das Justizministerium eine Untersuchung einleitet", sagte Lieu der Washington Post, die zuerst darüber berichtete. "Mit einem solchen Zugang", so Lieu laut Washington Post in seiner Empfehlung an das Justizministerium, "könnte die NSO eine große Anzahl von Mobiltelefonen in den Vereinigten Staaten und im Ausland ausspionieren". Die Software für das internationale Netzwerk der Mobilfunkbetreiber SS7 (Signalling System #7), über das die Provider Anrufe, SMS und Daten von einem Netz in das nächste vermitteln, ist nicht auf Privatsphäre ausgelegt. Firmen, die Teil des Netzes sind, können Standorte von Mobiltelefonen ermitteln und bei Gesprächen mithören.
Weiterer Rückschlag für Trojaner-Hersteller
2020 wurde bekannt, dass die NSO Group vom Justizministerium auf kriminelle Handlungen untersucht wird. Ende letzten Jahres hat das US-Handelsministerium das Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt und somit deren Geschäftstätigkeiten in den USA eingeschränkt. Weltweit wird die Trojaner-Suite Pegasus des Unternehmens von Regierungen eingesetzt, um vermeintlich Kriminalität zu bekämpfen. So hat der Bundesnachrichtendienst eine Lizenz gekauft. Aber auch Journalisten werden immer wieder durch Pegasus gehackt, wie in Mexiko oder auch den USA. Zuletzt haben Whatsapp und Apple gegen die NSO Group Klage eingereicht.
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