Wenn der Signal-Server nichts vom sozialen Netzwerk weiß
Ein Messenger ohne Kontakte ist nichts. Daher baute Signal bisher auf einem bereits vorhandenen sozialen Netzwerk auf: Telefonnummern, die wir in unserem Adressbuch mit weiteren Kontaktdaten wie Namen abgelegt haben. Die Kontaktdatenbank ist also schon auf unserem Smartphone - und konnte auch erst mal dort verbleiben.
Um festzustellen, welche Telefonnummern des Adressbuches ebenfalls bei Signal registriert sind (Contact Discovery), leitet der Messenger aus den Nummern Hashwerte ab. Diese werden mit den Hashes der bereits registrieren Telefonnummern in einem abgetrennten und verschlüsselten Bereich der Intel-Prozessoren auf den Servern - der SGX-Enklave - abgeglichen, auf den theoretisch weder das Betriebssystem oder installierte Software noch das Server-Admin-Team zugreifen können sollen.
Um in Zukunft auch eine ID neben der Telefonnummer zu ermöglichen, hat Signal begonnen, dieses so ermittelte soziale Netzwerk auf dem Server zu speichern. Natürlich nicht im Klartext, sondern sicher verschlüsselt. Hier kommen die im letzten Jahr eingeführte Signal-Pin und eine Technik zum Einsatz, die Signal Secure Value Recovery (SVR) nennt.
Auch hier wird wieder die bereits erwähnte SGX-Enklave verwendet, in welcher für jede Signal-Installation ein Schlüssel sowie der Hashwert der Signal-PIN hinterlegt werden. Der Schlüssel kann durch Vorweisen des Hashes der Signal-PIN aus der SGX-Enklave heruntergeladen werden. Gemeinsam mit der Signal-PIN wird dann der Schlüssel gebildet, mit der die Kontaktliste verschlüsselt wurde. So bleiben die Kontakte auch nach einem Verlust des Smartphones erhalten, sofern die Signal-PIN korrekt eingegeben wurde.
Messenger-Server wissen, wer in der Gruppe ist
Im Unterschied zu Signal gleichen die meisten Messenger das Adressbuch direkt auf dem Server ab und hinterlegen nicht selten auch die Kontaktliste auf dem Server - unverschlüsselt. Ein ähnliches Problem gibt es auch bei Gruppen: Wer in einer Gruppe ist und wie diese heißt, wird üblicherweise im Klartext auf dem Server gespeichert - auch wenn die ausgetauschten Nachrichten selbst Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind.
Aus diesem Grund gab es bei Signal lange genau genommen gar keine Gruppen, sondern nur ganz normale Nachrichten, die an mehrere Personen geschickt wurden. In diesen stand - natürlich verschlüsselt -, dass es sich um eine Nachricht an eine Gruppe handelte. Das hatte den Vorteil, dass der Server nur Nachrichten verteilen, sich aber nicht mit den Metadaten einer Gruppe auseinandersetzen musste.
Signal hat mit einem Forschungsteam von Microsoft ein System entwickelt, bei dem die Metadaten verschlüsselt auf dem Signal-Server abgelegt werden und nur von den Gruppenmitgliedern eingesehen werden können. Neben Gruppenanrufen und -administration ermöglichen diese erst kürzlich eingeführten Gruppen, auch einzelne Mitglieder über sogenannte @mentions direkt anzusprechen oder Einladungslinks zu verschicken.
Verschlüsselung für die Massen
Trotz all der ausgefeilten Sicherheits- und Datenschutztechnik, die normalerweise dazu führt, dass nur noch eine Handvoll Nerds die Technik bedienen kann, erfüllt Signal auch sein oberstes Ziel: Verschlüsselung für die Massen (Encryption for the Masses). Das bedeutet aber auch, dass Signal nicht kompromisslos auf Datenschutz und Sicherheit achtet, sondern diese immer mit der Benutzerfreundlichkeit in Einklang bringt. Das hat bisher erstaunlich gut geklappt, befriedigt aber auch nicht (sofort) jeden exotischen Wunsch der Sicherheits- oder Datenschutzcommunity.
Trotz der hohen Benutzerfreundlichkeit - letztlich können alle, die Whatsapp bedienen können, auch mit Signal umgehen - schafft es der Anbieter, derzeit einer der sichersten und datenschutzfreundlichsten Messenger auf dem Markt zu sein. Auf einem höheren Niveau dürfte sich nur Briar bewegen, der auch die anonyme und internetlose Kommunikation in Krisengebieten unterstützt, beispielsweise von Journalisten mit ihren Quellen. Messenger wie Telegram, Whatsapp oder Wire, aber auch Matrix/Element sind wegen der Metadatenproblematik weit abgeschlagen. Doch muss ein sicherer Messenger nicht aus Europa kommen?
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Wer hat uns verraten? Metadaten! | Signal: Ein sicherer Messenger aus NSA-Land? |
War bei mir am Anfang auch so. Man muss ja selbst aktiv werden - die App selbst hat...
Hallo ahkluge, Danke für das Lob :-) Das steht letztlich in der Telekommunikations...
selbst Signal, Matrix und Wire hat das
Ein Hashwert kann aber auch mehrer Telefonummmern repräsentieren. Der Nummernschlüssel...
Was bedeutet Schwachstelle? Nehmen wir mal an, die machen es clever. Dann werden alle...
Kommentieren