Der Klimawandel ist zu langfristig
Der größte Unterschied zwischen einer Pandemie und dem Klimawandel ist der Faktor Zeit. In einer Pandemie lassen sich mit schnellem Handeln schnelle Ergebnisse erzielen. Die Effektivität von Maßnahmen lässt sich anhand der Infektionszahlen unmittelbar ablesen. Die Bürger akzeptieren eher Einschränkungen, wenn sie deren Erfolg nachvollziehen können und der Sinn verständlich ist. Das Länderranking der Coronazahlen ist wie ein umgekehrter Medaillenspiegel der Olympischen Spiele.
Das alles fällt beim Klimawandel völlig weg. Niemand weiß, ob der individuelle Verzicht auf den nächsten Urlaubsflug oder die nächste Autofahrt irgendwann eine positive Auswirkung auf den weltweiten Temperaturanstieg haben wird. "Selbst wir heute die Emission von Treibhausgasen stoppten, ginge die globale Erwärmung wenigstens für einige Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte weiter", schreibt die US-Weltraumbehörde Nasa.
Emissionen steigen weiter an
Was bringt der radikalste Verzicht, wenn der Nachbar sich beim nächsten Mal noch einen größeren SUV kauft? Oder im eigenen Land neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen? Anders als beim Coronavirus kann sich kein Einzelner vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen. Wenn es nicht sterbende Bäume sind, können es Wetterextreme wie Dürren, Überschwemmungen, steigende Meeresspiegel, Hitzewellen, Heuschreckenplagen oder das Artensterben sein.
Noch deprimierender als die eigene Ohnmacht ist die Erkenntnis, dass auch von Seiten der Politik keine Lösung des Problems zu erwarten ist. Seit Jahrzehnten wird über eine globale Senkung der Kohlendioxid-Emissionen diskutiert, dennoch steigen die Emissionen und damit die CO2-Konzentration in der Atmosphäre unverändert an. Selbst die Coronapandemie hatte nur einen kurzen Einspareffekt (PDF).
Die schon unübersehbaren Folgen des Klimawandels verstärken bereits dessen Effekte. Vielen Deutschen wird während des Corona-Zwangsurlaubs aufgefallen sein, wie stark die heimischen Wälder schon geschädigt sind. Die Wiederaufforstung scheitert häufig schon daran, dass die jungen Bäumchen in den ersten Jahren vertrocknen.
Wissenschaft und Technik am Limit?
Ebenso ernüchternd wirkt die Feststellung, dass erst der Aufschwung von Wissenschaft und Technik die Menschheit in die scheinbar ausweglose Lage gebracht haben. Nicht nur Gewinnstreben und Bequemlichkeit, auch der Glaube an den Fortschritt und der Einsatz für bessere Lebensbedingungen sind eine wichtige Triebfeder für die Industrialisierung gewesen. Sowohl im Kapitalismus als auch im Sozialismus.
Im Moment scheint es jedoch so, dass die Wissenschaft zwar annähernd beschreiben kann, wie die kohlenstoffbasierte Wirtschaft den Planeten aufheizt. Doch die Technik ist nicht in der Lage, dieses von ihr selbst geschaffene Problem zu lösen. Smarte Bewässerungssysteme können im Kleingarten zwar dazu beitragen, die Pflanzen vor dem Vertrocknen zu retten. Das eigentliche Problem wird damit jedoch nicht einmal tangiert.
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Die Klimakrise ist zu Hause angekommen | Jede Hiobsbotschaft wird zur Glaubensprobe |
Wir sehen das gleiche, aber bewerten die Dinge anders. Das ist legitim und...
Genau das ist auch meine Aussage die ich an alle die ich kenne richte und die mich fragen...
Und O2, ganz großer Humbug.
Hauptsache immer mit der Prämisse, ein Problem mit der Quantität gäbe es nicht. https...
Das verschiebt das Problem lediglich zeitlich nach hinten. Nehmen wir den Extremfall und...