Die Klimakrise ist zu Hause angekommen
Um die Auswirkungen des Klimawandels zu erfahren, muss man inzwischen nicht mehr das Schmelzen der Eisflächen in der Arktis oder das Verschwinden der Gletscher in den Alpen beobachten. Schon in meinem eigenen Garten in Berlin lässt sich erkennen, wie das Klima sich verändert und die Natur darunter leidet. Viel schneller und stärker, als ich das vor wenigen Jahren noch für möglich gehalten hätte. Die Beobachtungen sind deprimierend, auch wenn es Landwirte und Waldbesitzer natürlich viel existenzieller trifft. Die Ursachen für die Klimakrise machen wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Da mein Garten seit 2015 über eine Wetterstation verfügt, lässt sich die Entwicklung von Temperaturen und Niederschlägen gut verfolgen. Die vernetzte Bewässerungsanlage kann ich inzwischen per App steuern. Dennoch fiel ein im Herbst 2017 gepflanzter Kirschbaum der Hitzewelle des Sommers 2018 zum Opfer. Hohe Temperaturen von fast 39 Grad Celsius und fehlender Regen führten dazu, dass der Baum nach der Rückkehr aus dem Urlaub vertrocknet war. Dabei hatte die Gartensitterin das Bäumchen auf ausdrückliche Bitte sogar regelmäßig gegossen.
100 Jahre alte Bäume gehen ein
Damit dem Nachfolgebaum nicht das gleiche Schicksal ereilt, habe ich die Anlage um ein Ventil erweitert. Damit ließ sich aus dem nächsten Sommerurlaub das neue Bäumchen zusätzlich bewässern. Denn es war ja nicht auszuschließen, dass der Sommer 2019 wieder sehr warm werden würde.
Was leider der Fall war. Während der neue Kirschbaum die Hitze dank Raspberry Pi problemlos überstand, schwächelte der Birnbaum bedenklich. Nicht irgendein Birnbaum, sondern zusammen mit vier weiteren Exemplaren das Überbleibsel einer Birnenplantage, die vor 100 Jahren im Norden Berlins angelegt worden war. Mit ihrem Stammumfang von 1,7 Meter und einer Kronenhöhe von 10 Metern hatten sie bislang noch jedem Sturm getrotzt.
Berlin so warm wie Zagreb
Doch 2019 färbten sich die Blätter schon Ende August dunkelrot und fielen wesentlich früher ab als gewohnt. Im Frühjahr dieses Jahres fiel auf, dass zwei der fünf Bäume deutlich weniger Laub entwickelten. Lag das an der Trockenheit zwischen Mitte März und Ende April? Oder waren es die Nachwirkungen des heißen Vorsommers? 2019 war das wärmste Jahr in Berlin und Brandenburg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Durchschnittstemperatur von 11,1 Grad Celsius entsprach dem langjährigen Mittel von Zagreb.
Der Grundwasserspiegel in der Gartenanlage ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Leicht zu erkennen ist das an der Grube des Wasseranschlusses. Während früher das Wasser meist einen halben Meter über dem Boden stand, ist die 1,2 Meter tiefe Grube den vergangenen Jahren fast immer komplett trocken gewesen. Selbst der Entwässerungsgraben trocknet nun aus.
Illusorische Hoffnung auf Dauerregen
"Es müsste sieben Monate lang doppelt so viel regnen wie üblicherweise in einem Jahr, damit wir allein den Rückstand der letzten zweieinhalb Jahre aufholen. Das ist völlig illusorisch", sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) vor zwei Wochen.
Die beiden Apfelbäume leiden wie viele andere in der Anlage ebenfalls unter der jahrelangen Trockenheit und sind teilweise mit Borkenkäfern befallen. Bald bleibt vom vielen Zurückschneiden der toten Äste nur noch der Stamm übrig. Hat der Klimawandel den alten Bäumen damit in kurzer Zeit den Garaus gemacht? Eine deprimierende Vorstellung, den Stolz des Kleingartens demnächst als totes Baumgerippe fällen zu müssen.
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Wetter: Warum die Klimakrise so deprimierend ist | Der Klimawandel ist zu langfristig |
Wir sehen das gleiche, aber bewerten die Dinge anders. Das ist legitim und...
Genau das ist auch meine Aussage die ich an alle die ich kenne richte und die mich fragen...
Und O2, ganz großer Humbug.
Hauptsache immer mit der Prämisse, ein Problem mit der Quantität gäbe es nicht. https...
Das verschiebt das Problem lediglich zeitlich nach hinten. Nehmen wir den Extremfall und...