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Wer sind die Groypers?: Hass als Live-Event

Sie schüren Hass, stören Events, trollen Gegner: In den USA organisieren sich Rechtsextreme als digitale Aktivisten, mit alten Feindbildern.
/ Elke Wittich
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Nick Fuentes bei einem Interview mit Agence France-Presse im Mai 2016 (Bild: William Edwards / AFP via Getty Images)
Nick Fuentes bei einem Interview mit Agence France-Presse im Mai 2016 Bild: William Edwards / AFP via Getty Images
Inhalt
  1. Wer sind die Groypers?: Hass als Live-Event
  2. Vom rechten Rand in die Timeline
  3. Alter Hass auf neuen Bühnen
  4. Von der Bühne auf den Bildschirm

Nach dem Mord an Charlie Kirk am 10. September 2025 wurde in Medien und Politik teilweise heftig über das Motiv des mutmaßlichen Täters gestritten. Auf Plattformen wie X und Mastodon gab es wilde Spekulationen. Experten wiesen darauf hin, dass der landesweit bekannte rechtskonservative Aktivist Kirk wegen seiner politischen Haltung nicht nur bei Linken angeeckt, sondern auch zum Feindbild rechtsextremer Gruppen geworden war. Eine davon: die sogenannten Groypers.

Doch wo haben die Groypers eigentlich ihren Ursprung und warum ist ihr Einfluss so groß, obwohl sie eine relativ kleine Gruppe sind? Ein Blick in die jüngere und ältere Geschichte zeigt jedenfalls: Ihre Motive und Methoden sind nicht neu – aber ihre Bühne.

Hervorgegangen ist die nationalistische Alt-Right-Bewegung aus der America-First-Szene um den ultrarechten Aktivisten Nick Fuentes(öffnet im neuen Fenster) . Der damals 18-Jährige hatte 2017 eine Online-Talkshow unter diesem Titel begonnen. Angelehnt war er an den Wahlkampf-Slogan von Donald Trump(öffnet im neuen Fenster) , den dieser schon 2016 benutzt hatte. Ursprünglich aber stammt "America First" aus einer isolationistischen Studentenbewegung der 1940er Jahre.

Hass als Live-Event

Fuentes machte aus dem alten Slogan ein neues Programm. America First sollte für eine "weiße, christliche Nation" stehen – frei von jüdischem Einfluss und Einwanderung. Rasch baute er sich damit eine große Gefolgschaft auf(öffnet im neuen Fenster) .

Seine Anhänger benannten sich nach Groyper, einer Abwandlung des unter Alt-Right-Internetnutzern beliebten Pepe-the-Frog-Memes. Sie organisierten sich online und wurden für ihre provokativen Aktionen bekannt. Von Herbst 2019 an störten sie konservative Großveranstaltungen wie die von Turning Point USA, führten Trollaktionen gegen Politiker und Journalisten durch und überzogen Gegner mit digitalen Hasskampagnen.

Fuentes radikalisierte seine Rhetorik unterdessen weiter: In Streams und Reden verbreitete er offen antisemitische und rassistische Verschwörungserzählungen und sprach von einer angeblichen "zionistischen Kontrolle" der Medien.

Groypers gegen Kirk

Kirk hatte schon früh Fuentes' Hass auf sich gezogen(öffnet im neuen Fenster) . Immer wieder gab es die Aufforderung, dem Influencer die Bühne zu nehmen, was sich im Lauf der Jahre zu stets mit herabwürdigenden Bezeichnungen gepaarten Vorwürfen steigerte, wonach Kirk ein "Gatekeeper des Establishments" , ein Heuchler und ein Verräter an der Sache der Weißen(öffnet im neuen Fenster) sei.

Außerdem warf Fuentes Kirk immer wieder seine pro-israelische Haltung vor und legte nach dem Mord an seinem Gegner sogar noch nach: "Es ist jetzt nach Charlie Kirks Tod am wichtigsten, dass wir die Reihen schließen und verhindern, dass Dreck wie Ben Shapiro, Josh Hammer und Mark Levin (jüdische Mitstreiter von Kirk, Anm. d. Red.) die Kontrolle über die Rechte übernehmen." Fuentes ist politisch zwar weitgehend marginalisiert, aber durch Rumble und X wieder reichweitenstark, seit Elon Musk seinen Account wieder freigegeben hat. Dazu griff er auch Kirks Witwe Erika explizit an und warf ihr vor, ihre Trauer zu inszenieren(öffnet im neuen Fenster) .

Auch die Groypers existieren heute nur noch als loses Netzwerk. Die von Nick Fuentes geprägte Ideologie wirkt jedoch weiter und hat Anschluss an Teile der republikanischen Rechten gefunden. Auffällig ist dabei, dass prominente Kongressabgeordnete wie Marjorie Taylor Greene und Paul Gosar Rhetorik und Codes aus dem Groyper-Umfeld übernommen haben und dabei nicht nur inhaltliche, sondern auch persönliche Nähe suchten(öffnet im neuen Fenster) . Beide traten bei Fuentes' America First Political Action Conference (AFPAC) auf und werteten die Bewegung damit politisch auf – sehr zum Ärger gemäßigter Konservativer(öffnet im neuen Fenster) .

Während Fuentes und seine Anhänger offen mit Neonazi-Begriffen wie der JQ (Jewish Question) operieren(öffnet im neuen Fenster) , greifen Greene und Gosar abgeschwächte Varianten derselben Erzählmuster auf.

Dazu zählen Formulierungen wie America First im Fuentes-Sinn, der Replacement-Frame oder offen christlich-nationalistische Positionen. Sie vermeiden die härtesten Codes, bedienen aber die dahinterliegenden Narrative und tragen so dazu bei, dass diese Ideologie aus den Rändern weiter in den republikanischen Diskurs einsickert(öffnet im neuen Fenster) .


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