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Weltraumschrott: Kommerzielle Satelliten gefährden Weltraumnutzung

Die steigende Anzahl an Satelliten lässt eine Kettenreaktion aus Zusammenstößen wahrscheinlicher werden. Zukünfte Starts könnten unmöglich werden.
/ Mario Petzold
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Jede Kollision erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine darauffolgende Kollision. (Bild: ESA)
Jede Kollision erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine darauffolgende Kollision. Bild: ESA / ESA Standard Licence

In wenigen Jahren droht eine Überfüllung des Orbits: Im schlimmsten Fall könnten kaum vermeidbare Zusammenstöße von Satelliten dann so viel Weltraumschrott erzeugen, dass die gesamte Raumfahrt eingeschränkt wäre.

Die Rechnung, vorgestellt in einem Video der Esa(öffnet im neuen Fenster) , geht in etwa so: Allein Starlink verdoppelte bis jetzt die Gesamtzahl der Satelliten im Orbit. Weitere Firmen streben nach einem solchen Satellitennetzwerk, darunter Amazon und Apple, aber auch die Esa oder Spacesail aus China.

So soll die Gesamtanzahl an Satelliten bis 2030 auf 100.000 steigen, eine Verzehnfachung im Vergleich zur aktuellen Situation. Dabei lässt sich schon aktuell aus Berichten über Bahnkorrekturen zur Vermeidung von Zusammenstößen ein Platzmangel erkennen. Laut Esa sind durchschnittlich zwei Eingriffe pro Monat pro Satellit notwendig.

Kein Wiedereintritt des Weltraumschrotts

Zwar ist es so, dass kleine Satelliten und vor allem Weltraumschrott, der diese in besonderem Maß gefährdet, nach kurzer Zeit in der Atmosphäre verglühen. Das gilt aber nur für den Bereich um 500 km über der Erdoberfläche mit einer Verweildauer von einem Jahr.

Am oberen Rand des niedrigen Erdorbits, der in 1.000 km Höhe lediglich viermal mehr Platz bietet, sind es hingegen 1.000 Jahre. Und selbst der Orbit für die essenziellen geostationären Satelliten ist begrenzt, weil diese auf einen exakten Abstand zur Erde angewiesen sind.

Bekanntes Phänomen

Dass der Zusammenstoß zweier Satelliten eine Vielzahl neuer, sehr schneller Objekte schafft, was weitere Zusammenstöße wahrscheinlicher werden lässt, und schlussendlich eine kaum zu durchdringende Schicht aus Weltraumschrott kreieren könnte, ist schon länger bekannt.

1978 wurde dieses Kessler-Syndrom(öffnet im neuen Fenster) zum ersten Mal beschrieben. Damals wurden wenige große Objekte als Gefahr eingestuft. Jetzt geht es um die tausendfache Menge in einem viel niedrigeren und damit erheblich kleineren Orbit.

Ideen für die Zukunft

Es gibt jedoch bereits Ideen, mit denen versucht wird, gegenzusteuern. So existiert eine internationale Übereinkunft, dass Satelliten nach dem Ende ihrer Nutzung zurück in die Atmosphäre geleitet werden müssen. Die Zahl der Eintritte erhöhte sich seitdem.

Verpflichtungen, keinen Weltraumschrott im Orbit zu belassen, wurden bisher aber nur von 19 Ländern unterzeichnet. Dabei wären internationale Übereinkünfte, zum Beispiel zur Beschränkung der Anzahl an Satellitennetzwerken für private Zwecke, wichtig.

In letzter Konsequenz schlägt die Esa mit ihrem ClearSpace-1-Projekt(öffnet im neuen Fenster) vor, den Orbit aktiv zu reinigen. Der erste Probeflug ist für 2028 angesetzt, wenn die Zahl der Satelliten bereits vielfach höher als jetzt sein wird.


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