Weltraumschrott: Einschlag auf dem Mond von einer chinesischen Rakete

Am Freitagmittag ist ein Stück Weltraumschrott auf dem Mond eingeschlagen. Die visuelle Bestätigung steht noch aus.

Artikel veröffentlicht am , Patrick Klapetz
Der Esa-Astronaut Tim Peake nahm dieses Foto des Mondes von der Internationalen Raumstation aus auf.
Der Esa-Astronaut Tim Peake nahm dieses Foto des Mondes von der Internationalen Raumstation aus auf. (Bild: Esa, Nasa)

Am Freitag gegen 13.25 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) soll Weltraumschrott auf der uns abgewandten Mondseite eingeschlagen sein. Dabei handelt es sich vermutlich um eine alte Turbine der chinesischen Trägerrakete Langer Marsch 3. China bestreite jedoch, dass das Schrotteil von der Chang'e 5-T1-Mission in 2014 stamme.

Mit etwa 8.000 Kilometern pro Stunde soll das Schrottteil auf die Mondoberfläche aufgeschlagen sein. Eine visuelle Bestätigung des Aufpralls gibt es noch nicht, da er sich außerhalb der Sichtweite von Teleskopen oder Raumfahrzeugen ereilte. Jedoch soll der Lunar Reconnaissance Orbiter LRO der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa über den Hertzsprung-Krater hinweg fliegen und ein Foto von der Aufschlagstelle machen - das soll aber nicht vor Mitte März geschehen.

Der Krater ist ungefähr so groß wie der US-Bundesstaat Iowa oder in etwa halb so groß wie Polen. Eines sei sicher: Eine Gefahr für vergangene Missionen wie die der Apollo-Ära oder andere Landeplätze bestand aufgrund der Lage des Einschlagortes nicht.

Sollte nicht eigentlich eine Falcon 9 auf dem Mond einschlagen?

Zunächst nahm der Entdecker des Schrottteils an, dass es sich dabei um die Oberstufe einer Falcon 9 Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX handelte. Der Softwareentwickler Bill Gray hatte nämlich die Umlaufbahn des Schrottteils berechnet und überprüft, welche Raumfahrtmissionen für den Orbit des Schrotteils infrage kämen. Die SpaceX-Mission DSCOVR (Deep Space Climate Observatory, engl.: Weltraum-Klimaobservatorium) war für ihn ein entsprechender Kandidat.

Jedoch wies ihn der Astronom Jon Giorgini vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa darauf hin, dass es sich gar nicht um einen möglichen Booster einer Falcon 9 Rakete handeln könne. Diese könne gar nicht so nah an die Mondumlaufbahn herangekommen sein. Gray stimmte dem zu und kam schließlich zu dem Schluss, dass die Chang'e 5-T1-Mission infrage komme.

Zudem scheinen Wissenschaftler davon überzeugt zu sein, dass es sich um ein chinesisches Schrotteil handele."Die Unterschiede, die wir sehen, sind in erster Linie auf die Art der von SpaceX und den Chinesen verwendeten Farbe zurückzuführen", erklärte Adam Battle, Doktorand für Planetenwissenschaften an der Universität von Arizona.

Ein neuer Krater für die Wissenschaft?

Das ein Raumfahrtobjekt auf dem Mond einschlägt, sei nichts Neues. Jedoch sei es laut Gray das erste Mal, dass ein Raumfahrzeug unbeabsichtigt auf dem Mond aufschlägt. Was in der breiten Bevölkerung wohl eher für Empörung sorgt, scheint bei Wissenschaftlern Begeisterung auszulösen.

Die Weltraumarchäologin Alice Gorman schreibt beispielsweise auf The Conversation, dass man "aus den Farbunterschieden und der Verteilung des ausgeworfenen Materials etwas über die Geologie des Ortes erfahren" könne. Dadurch erfahre man laut Gorman"mehr über die geheimnisvolle Rückseite des Mondes."

Auch der planetarischen Geowissenschaftler David Rothery von der britischen Open University schreibt, dass ihn ein weiterer Krater nicht störe. Immerhin "gibt bereits etwa eine halbe Milliarde Krater mit einem Durchmesser von 10 Metern oder mehr." Jedoch sorge er sich über eine mögliche "Kontaminierung des Mondes mit lebenden Mikroben oder Molekülen".

Die Sorge ist nicht unbegründet. Auf dem Mond befinden sich beispielsweise bereits Bärtierchen. Die Landung der israelischen Beresheet-Mission ging im April 2019 nämlich schief und endete mit einer Bruchlandung auf der Mondoberfläche.

Aufschläge auf dem Mond können Wissenschaftlern und Forschern zwar neue Erkenntnisse über den Mond offenbaren, bei künstlichen Objekten besteht jedoch auch die Gefahr einer möglichen Kontamination. Holger Krag vom Weltraumsicherheitsprogramm der europäischen Raumfahrtbehörde Esa fordert deshalb auch "ein umfassendes Regulierungssystem im Weltraum", das "nicht nur für die wirtschaftlich wichtigen Umlaufbahnen um die Erde, sondern auch für den Mond" wichtig sei.

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Laforma 08. Mär 2022

hääää? also wie in häääää? halt nur ein ä weniger... keine ahnung wie du dir deine...

DreiChinesenMit... 07. Mär 2022

Min ein Astronaut soll da auch ein Häufchen hinterlassen haben.

Michael H. 07. Mär 2022

Ich ergänze. Elon Musk lässt einen Tesla auf dem Mars einschlagen :D

Kakiss 07. Mär 2022

Ha, ich besorge mir schonmal eine passende Kamera ;D Essen nehme ich mir aber selbst...



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