Weltraumschrott: Chinesische Raketenstufe ist ins Meer gestürzt

Die rund 20 Tonnen schwere zentrale Raketenstufe einer Changzheng-5B Rakete (Langer Marsch 5B) ist in der Nacht über der Arabischen Halbinsel in die Atmosphäre eingetreten und nahe den Malediven(öffnet im neuen Fenster) in den indischen Ozean gestürzt. Videoaufnahmen aus dem Oman(öffnet im neuen Fenster) bestätigen das. Die Rakete hatte zuvor das erste Modul der neuen chinesischen Raumstation in den Erdorbit gebracht. Die Konstruktion der Rakete sah nicht vor, die große Raketenstufe kontrolliert aus dem Orbit zu entfernen. Für den Aufbau der Raumstation sind noch zwei weitere Starts dieses Raketentyps geplant.
In einer Pressemitteilung verurteilte der neue Nasa-Administrator Bill Nelson das Vorgehen. "Es ist offensichtlich, dass sich China keine verantwortlichen Standards im Umgang mit ihrem Weltraumschrott einhält. ... Es ist wichtig, dass China und alle raumfahrenden Nationen und kommerzielle Entitäten verantwortlich und transparent im Weltraum agieren." Zum Start der chinesischen Weltraumstation gab es keine andere Pressemeldung der Nasa, nur die Ermahnung zum Umgang mit Weltraumschrott.
Unkontrollierte Entsorgung ist auch bei der Ariane 5 Normalfall
Mit dem Hinweis auf kommerzielle Entitäten verwies Nelson auf den Wiedereintritt einer rund 4 Tonnen schweren Oberstufe einer Falcon 9 über dem Nordwesten der USA, die wegen einer Fehlfunktion nicht kontrolliert zum Absturz gebracht wurde. In der europäischen Raumfahrt ist die unkontrollierte Entsorgung von Raketenstufen hingegen ein normales Vorgehen.
Die 4,5 Tonnen schwere ECA Oberstufe der Ariane 5 tritt nach Aussetzen der Satelliten unkontrolliert in die Erdatmosphäre ein. Der Prozess kann über 70 Jahre dauern.(öffnet im neuen Fenster) Der Grund ist das veraltete HM7B Triebwerk, das ursprünglich für die Ariane 2 entwickelt wurde und nicht wiederstartbar ist. Nach 75 Starts der Ariane 5 ECA wurde so eine Gesamtmasse von über 300 Tonnen Weltraumschrott unkontrolliert im Orbit ausgesetzt. Erst mit der Ariane 6 soll sich das ändern.