Wegen Browser-Addon: Berliner Bibliotheken sperren Zugang zu Zeitungsarchiven
Ein Browser-Addon will Artikel hinter Paywalls leichter zugänglich machen. Doch nun wurde der Zugang zum digitalen Zeitungskiosk komplett gestoppt.

Der Nutzen war nur von kurzer Dauer: Nur wenige Tage nach dem Start einer Browser-Erweiterung, die den Zugang zu geschützten Zeitungsartikeln erleichtern sollte, haben die Berliner Bibliotheken den Online-Zugang zu Zeitungsarchiven komplett gesperrt. Es bestehe der Verdacht "auf eine umfassende, nicht durch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Anbieter und unsere Verträge mit den Anbietern gedeckte Nutzung durch das Browser-Plugin VÖBBot", teilte die Pressesprecherin der Zentralen Landesbibliothek Berlin (ZLB), Anna Jacobi, auf Anfrage von Golem.de mit. Der Software-Entwickler Stefan Wehrmeyer hatte die Erweiterung erst in der vergangenen Woche gestartet.
Über einen speziellen Onlinezugang des Verbunds der öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) lässt sich auf das Zeitungsarchiv Genios.de, die Artikel des Spiegel und das Munzinger-Archiv zugreifen. Einzelne Artikel müssen jeweils über eine Suchmaske aufgerufen werden. Wehrmeyer wollte dies vereinfachen: Stößt man im Netz auf einen Artikel hinter einer Paywall, sucht der VÖBBot in den Archiven nach dem Text und zeigt diesen je nach Möglichkeit direkt im selben Browserfenster und sogar im Layout des Mediums an.
VÖBBot soll Paywalls umgehen
Voraussetzung dafür ist lediglich ein VÖBB-Zugang. Das heißt: Jede Person, die den VÖBBot nutzt, könnte stattdessen auch über die sogenannte Genios eBib Solution nachschauen, ob sich dort der geschützte Artikel findet. "Mein Unverständnis ist jedenfalls groß: Die Erweiterung macht nichts möglich, was nicht vorher auch möglich war, sie macht es nur bequemer", sagte Wehrmeyer auf Anfrage von Golem.de und fügte hinzu: "Meine Motivation war, das Digitalangebot der VÖBB noch attraktiver zu machen."
Allerdings heißt es auf der Startseite des VÖBBot: "Browser-Erweiterung, um Paywalls deutscher Nachrichtenseiten zu umgehen." Eine Vorstellung, die den betroffenen Medien sicher nicht gefallen haben dürfte.
Laut Jacobi erfolgte die Sperrung, "um unser Vertragsverhältnis mit Genios und Munzinger und mittelbar mit deren Inhaltslieferanten nicht zu gefährden und zur Klärung möglicher juristischer Konsequenzen und Risiken für die ZLB". Der VÖBB bedauere sehr, "uns zu dieser Maßnahme gezwungen zu sehen und sind uns darüber im Klaren, dass dies für die Nutzenden große Einschränkungen bedeutet. Wir arbeiten an einer schnellen Lösung, um die Dienste möglichst bald wieder freischalten können." Einen möglichen Termin für die Freischaltung konnte Jacobi noch nicht nennen.
Nachtrag vom 26. März 2021, 21:00 Uhr
Inzwischen hat Genios den Zugang für die VÖBB-Nutzer wieder hergestellt. Das Browser-Addon ist derzeit ebenfalls wieder nutzbar.
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Mit dem zentralen Dienst gebe ich dir ja recht, das wäre aus Nutzersicht schon angenehm...
Nein, im Prinzip nicht. Man macht sie nur zu was anderem, zum Nachteil der Besucher...
"...und sind uns darüber im Klaren, dass dies für die Nutzenden große Einschränkungen...
Wie naiv - um nicht einen anderen Ausdruck zu gebrauchen - muss man eigentlich sein, wenn...
Sorry, das ist kein Forenbeitrag Notwendige Bedingung für Journalismus ist es, dass das...
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