Wegen sklavereiähnlicher Zustände: Brasilien verklagt BYD

Wegen sklavereiähnlicher Arbeitsbedingungen hat die brasilianische Staatsanwaltschaft Klage gegen BYD erhoben. Laut der zugehörigen Erklärung(öffnet im neuen Fenster) wird dem chinesischen Autobauer und zwei Auftragnehmern vorgeworfen, chinesische Arbeiter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Brasilien gebracht und dort unter minimalen Komfort- und Hygienebedingungen gehalten zu haben.
Die Staatsanwaltschaft fordert die Verurteilung der Unternehmen zu einer Zahlung in Höhe von 257 Millionen Real (circa 40 Millionen Euro) und bezeichnet dies als kollektiven immateriellen Schadenersatz. Hinzu soll ein individueller Schadenersatz für die Arbeiter kommen, der das 21-Fache des vertraglich vereinbarten Lohns zuzüglich eines Lohns für jeden Tag, den die Betroffenen den sklavereiähnlichen Zuständen ausgesetzt waren, betragen soll.
Außerdem werden die Zahlung von geschuldeten Abfindungen und die Einhaltung brasilianischer Arbeitsschutzstandards gefordert. Für jeden Verstoß sollen die Unternehmen zudem eine Geldstrafe von 50.000 Real (7.780 Euro) multipliziert mit der Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer zahlen.
Nur eine Toilette für 31 Personen
Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft begannen im Oktober 2024, nachdem sie eine anonyme Beschwerde über die Arbeitsbedingungen im BYD-Werk in Camaçari im brasilianischen Bundesstaat Bahia erhalten hatte. Infolgedessen wurden im Dezember 2024 220 chinesische Arbeiter in menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen vorgefunden.
Alle Arbeitnehmer sollen illegal in das Land eingereist sein, da sie Arbeitsvisa für spezialisierte Dienstleistungen verwendet hatten, die nicht mit den tatsächlich ausgeführten Arbeiten auf der Baustelle übereinstimmten. Brasilianische Beamte stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass den Arbeitnehmern die Pässe vorenthalten wurden. Hinzu kamen ausufernde Arbeitszeiten ohne freie Tage und fehlende Arbeitsschutzvorkehrungen.
Die Unternehmen unterhielten lediglich fünf Unterkünfte, in denen Arbeiter auf Betten ohne Matratzen schlafen mussten. In einer davon soll es zudem nur eine Toilette für 31 Personen gegeben haben. Nur eine der Behausungen verfügte über eine Küche, in der Lebensmittel ohne Kühlung und zusammen mit Baumaterialien gelagert wurden.
In den Arbeitsverträgen waren außerdem illegale Klauseln enthalten, laut denen die Arbeitnehmer eine Kaution zahlen mussten und bis zu 70 Prozent des Lohns einbehalten wurden. Neben einer überhöhten Gebühr im Falle einer Kündigung bedeutete eine vorzeitige Beendigung des Vertrags den Verlust der gezahlten Kaution sowie der einbehaltenen Beträge, eine Verpflichtung, den Rückflug selbst zu bezahlen und den Preis für den Hinflug zu erstatten. In der Praxis soll dies dazu geführt haben, dass Arbeitnehmer, die ihren Vertrag innerhalb der ersten sechs Monate kündigten, das Land ohne jegliche Bezahlung wieder verlassen mussten.



