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Wegen KI-Boom: Rechenzentren kaufen Markt für Gasturbinen leer

In den USA boomen Gaskraftwerke, auch wegen riesiger KI - Rechenzentren . Das stellt ärmere Länder vor Probleme und könnte mehr Kohlestrom bedeuten.
/ Johannes Hiltscher
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Eine Gasturbine von GE Vernova (Bild: GE Vernova)
Eine Gasturbine von GE Vernova Bild: GE Vernova

Noch vor drei Jahren sah ein Manager von Siemens Energy große Gasturbinen als Auslaufmodelle – zitiert in einem Bericht der Financial Times(öffnet im neuen Fenster) (FT). Die Zeitung hat sich die Auswirkungen des KI-Booms unter einem anderen Aspekt angesehen: der Nachfrage nach neuen Gaskraftwerken und entsprechenden Turbinen. Die bauen weltweit nur wenige Hersteller, und das hat enorme Auswirkungen.

GE Vernova aus den USA, Mitsubishi Heavy Industries aus Japan und Siemens Energy aus Deutschland beherrschen fast zwei Drittel des Marktes. Während diese Unternehmen vor wenigen Jahren noch Stellen abbauten, hinken sie nun mit dem Ausbau ihrer Produktion einer regelrecht explodierten Nachfrage hinterher. Seit 2021 hat sich die Nachfrage nach Gasturbinen mehr als verdoppelt. Die Produktionskapazität können die Hersteller aber nur langsam hochfahren, zumal sie mit der Luft- und Raumfahrt- sowie Militärindustrie um Kapazitäten von Zulieferern konkurrieren.

Fast die Hälfte der Bestellungen im laufenden Jahr kommt dabei aus den USA. Der Ausbau der Kraftwerkskapazität beruhte hier bereits in den vergangenen Jahren fast ausschließlich auf neuen Gaskraftwerken. Der enorme Energiebedarf der geplanten – und teils auch bereits gebauten – riesigen KI-Rechenzentren verstärkt den Trend. Auch sie werden größtenteils mit Strom aus neuen Gaskraftwerken betrieben, was die Nachfrage zusätzlich anheizt.

Diese Kraftwerke machen nur selten Schlagzeilen – etwa, wenn sie wie im Fall von xAI improvisiert sind. Kein anderer Energieträger kann aber den enormen Bedarf in ähnlich kurzer Zeit decken – von reaktivierten Kernkraftwerken einmal abgesehen.

KI-Boom könnte zu mehr Kohlekraftwerken führen

Auf der Strecke bleiben, neben den Pariser Klimazielen, insbesondere asiatische Schwellenländer wie Vietnam oder die Philippinen. Sie bekommen für geplante Gaskraftwerke keine Turbinen, da die wenigen Hersteller heillos überlastet, teils für die nächsten vier Jahre ausverkauft sind und Kunden von der arabischen Halbinsel sowie aus Europa und den USA mehr zahlen.

Hinzu kommen die infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine gestiegenen LNG-Preise (Liquefied Natural Gas), die geplante Gaskraftwerke weniger attraktiv machen. Perspektivisch erwarten von der FT befragte Experten aus diesen beiden Gründen einen Energiemangel und dass wieder vermehrt noch klimaschädlichere Kohlekraftwerke gebaut werden. Einige Experten halten zwar auch einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien für möglich, hier stünden aber die schlecht ausgebauten und international kaum vernetzten Stromverteilnetze im Wege.

Die Situation könnte, so die FT, auch den USA Probleme bereiten: Zum einen wird eine Ausweitung des Einflusses der Volksrepublik China im asiatischen Raum befürchtet. Diese verfügt über große Kompetenzen sowohl bei Kohlekraftwerken als auch bei erneuerbaren Energien; ein Energiemangel etwa in Vietnam könnte zudem die Verlagerung von Produktionskapazitäten aus der Volksrepublik zumindest erschweren. Zum anderen könnte eine niedriger als erwartet ausfallende LNG-Nachfrage in Asien auch das Projekt Alaska LNG(öffnet im neuen Fenster) unattraktiv machen.

Es ist eines der Lieblingsprojekte von US-Präsident Donald Trump, der es sogar mit einer eigenen Executive Order bedachte(öffnet im neuen Fenster) . Geplant sind eine fast 1.300 km (ca. 800 Meilen) lange Pipeline vom Norden in den Süden Alaskas, wo das Erdgas verflüssigt und per Schiff exportiert werden soll. Experten bezweifeln die Wirtschaftlichkeit(öffnet im neuen Fenster) des Projekts allerdings bereits länger.


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