Wegen KI-Boom: Energiebedarf von Google-Rechenzentren seit 2020 verdoppelt

Im Gegensatz zu anderen Hyperscalern veröffentlicht Google in seinem Nachhaltigkeitsbericht recht umfangreiche Zahlen zu seinen Rechenzentren. Der jüngst für 2024 veröffentlichte Bericht(öffnet im neuen Fenster) zeigt die Schattenseite des KI-Booms: Binnen eines Jahres stieg der Energiebedarf der Google-Rechenzentren um 27 Prozent. Im Vergleich zu 2020 hat sich der Energiebedarf auf 30,8 Millionen MWh mehr als verdoppelt. Konzernweit handelt es sich dabei hauptsächlich um Strom, andere Energieträger machen knapp zwei Prozent des Energiebezugs aus.
Der Zuwachs liegt dabei deutlich über dem langfristigen Trend. In den Vorjahren stieg der Energiebedarf jährlich um 13 bis 18 Prozent. Gleichzeitig hebt Google die Effizienzsteigerung der eigenen Hardware am Beispiel der Tensor Processing Units (TPUs) hervor - der Zubau an Rechenleistung nahm entsprechend 2024 deutlich Fahrt auf.
Doch der Konzern kann den Zahlen auch Positives abgewinnen: Trotz des stark gestiegenen Energiebedarfs seien die Emissionen durch die Energieversorgung, gemessen in CO 2 -Äquivalenten (CO 2 e), gegenüber 2023 gesunken. Dennoch sind sie mit 3,1 Millionen Tonnen CO 2 e dreimal so hoch wie 2020.
Das liegt insbesondere daran, dass Google in den Vorjahren weniger Energie aus erneuerbaren Quellen direkt zugekauft hatte. Auch hier markiert 2024 mit neu abgeschlossenen Lieferverträgen über 8 GW einen neuen Rekord, im selben Jahr gingen neue Kraftwerke mit einer Leistung von 2,5 GW ans Netz.
In Asien Probleme mit Erneuerbaren
Offiziell versorgt Google seine Rechenzentren vollständig mit erneuerbaren Energien. Knapp ein Drittel des Stroms wird allerdings von regulären Netzbetreibern bezogen. Obwohl Google auch hier auf Ökostrom setzt, rechnet der Bericht die Emissionen des jeweiligen Netzes ein.
Der Grund dafür ist, dass hier keine zeitliche, teils nicht einmal eine geografische Zuordnung vorliegt - auch Ökostrom kann je nach Versorgungssituation etwa von einem Gaskraftwerk stammen. Dafür läuft dieses dann zu Zeiten mit hohem Angebot an Wind- oder Solarstrom nicht. Bei neun der 20 Netzregionen, in denen Google Rechenzentren betreibt, kann das Unternehmen aber einen Betrieb mit Strom aus Erneuerbaren zu mindestens 80 Prozent der Zeit nachweisen. Bei den drei Standorten in Asien sei das aber ein Problem, hier fehle schlicht das Angebot. Erzeugung an eigenen Standorten spielt zudem kaum eine Rolle - die Solarzellen auf den Dächern von Rechenzentren dürften für das positive Image wichtiger sein als für das Klima.
Eine leichte Verbesserung gab es zudem bei der Power Usage Effectiveness (PUE). Dieser Wert setzt die Leistungsaufnahme der Rechentechnik in Bezug zum Gesamtenergiebedarf des Rechenzentrums. Die PUE bildet insbesondere den Aufwand für die Klimatisierung ab, im Mittel lagen Googles Rechenzentren bei 1,09 - seit 2020 kam der Konzern auf einen bereits sehr guten Wert von 1,1.
Emissionsmindernde Technik
Googles Nachhaltigkeitsbericht listet noch eine Reihe an Hard- und Software auf, mit der das Unternehmen einen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen leisten will: neben Initiativen zur zeitlichen oder geografischen Verschiebung von Rechenleistung in den Rechenzentren etwa die verbrauchsoptimierte Routenplanung in Google Maps. KI soll durch Optimierung von Ampelschaltungen oder die Unterstützung bei der Projektierung von Solaranlagen ihren Energiehunger kompensieren.
Auch den eigenen Nest-Thermostaten schreibt Google enorme Emissionsminderungen zu. Wie realistisch die hier genannten Einsparungen allerdings sind, kann durchaus kritisch hinterfragt werden - auch die Energie- und Emissionseinsparungen durch KI dürften mehr ein Feigenblatt für deren enormen Energiebedarf sein.



