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We're on it, Comrades!: Wie Akte X, nur weniger paranormal

Die Science-Fiction -Serie erinnert an die berühmte Mystery-Serie, hebt sich aber durch ihr besonderes Setting und Drehbuch stark von ihr ab.
/ Peter Osteried
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Die Mitglieder des Instituts für Paranormale Phänomene (Bild: ZDF und Stanislav Honzík)
Die Mitglieder des Instituts für Paranormale Phänomene Bild: ZDF und Stanislav Honzík

Bei den Öffentlich-Rechtlichen werden inzwischen auch Genre-Stoffe angegangen, neuestes Beispiel: We're on it, Comrades!(öffnet im neuen Fenster) . Die tschechisch-deutsche Koproduktion macht richtig Spaß - was nicht nur an den schrägen Fällen liegt, sondern auch am Setting in den Achtzigerjahren. Die Serie ist in der ZDF-Mediathek abrufbar und startet am 22. Oktober 2024 bei ZDFneo.

Die ungewöhnlichen Fälle des IPP

Die Serie spielt in der Tschechoslowakei des Jahres 1983. Im Mittelpunkt stehen die Mitarbeiter des Instituts für Paranormale Phänomene, kurz: IPP, die allem auf den Grund gehen sollen, was nicht natürlich ist. Ernst genommen werden sie nicht, weder vom Staatssicherheitsbüro, das beim Kompetenzgerangel immer wieder mit dem Institut aneinandergerät, noch von der Öffentlichkeit, die ohnehin kaum je von dem Institut hört. Zur besseren Außenwirkung sollen die Mitarbeiter darum künftig Uniformen tragen.

David Zajíc ist ein abgebrühter Zweifler. Die Uniform zieht er nicht an, dafür muss er mit einem Neuling, dem Ingenieur Vojta Bek, zusammenarbeiten. Der erste Fall: Inmitten eines Kornkreises(öffnet im neuen Fenster) wurde ein Mann gefunden, der in einem Eisblock feststeckt.

Bek ist sofort bereit, an Außerirdische zu glauben, Zajíc eher nicht. Aber das ist nicht der einzige Fall, bei dem unklar ist, ob er sich logisch klären lässt. Da gäbe es auch noch eine mordende Bauchrednerpuppe und natürlich einen Superhelden, der einen Mann in weniger als zwei Minuten kilometerweit verschleppt hat und dann sterben ließ.

Die Inspiration

Warum man eine solche Serie in den 80ern verortet? Weil der Look der sozialistischen Tschechoslowakei einen schönen Kontrast zu den nicht unbedingt typischen, aber mit bekannten Genre-Elementen spielenden Geschichten bildet. Und: Es gab auch ein reales Vorbild.

Die Inspiration für das Institut für Paranormale Phänomene kam von der echten tschechoslowakischen Behörde namens Psychoenergeticka laborator(öffnet im neuen Fenster) (PEL). Das Psychoenergetische Labor wurde in den Siebzigerjahren gegründet.

Damals war die Tschechoslowakei nicht das einzige Land, das in Hinblick auf übersinnliche Wahrnehmungen forschte. Auch in den USA und in der Sowjetunion gab es parapsychologische Forschung, die weniger darauf abzielte, Phänomene zu klären, als vielmehr der Hoffnung nachhing, einen taktischen Vorteil gegenüber dem Feind zu erlangen.

Satanische Botschaften in kapitalistischer Rockmusik

Das wird bei We're on it, Comrades! nicht weiter angesprochen. Den Leuten vom Institut geht es wirklich um alles, was nicht normal ist.

David verbringt die meiste Zeit damit, in kapitalistischer Rockmusik nach versteckten satanischen Botschaften zu suchen (soll heißen: Er hört einfach Musik), Vojta hat in Sachen "Gedankenlesen von Nagetieren" promoviert.

Eine weitere Figur, Karel Pavlas, sucht nach Salben und Wundermitteln, um idealerweise ewiges Leben generieren zu können, und Lada ist nicht nur die Sekretärin, sondern auch noch in Sachen Energieforschung aktiv. Außerdem gibt es noch den Gast-Forschungsmitarbeiter Shushrut Kanchanmukh Balakrishnan von der Universität Lalbhai Dalpathbhai Ahmedabad, der nur Gujarati spricht, was die Kommunikation mit ihm etwas erschwert.

Dazu kommen noch Agenten vom Staatssicherheitsbüro, die David Zajíc am liebsten wegsperren möchten.

Absurde Abenteuer

Die acht knapp einstündigen Folgen der Serie greifen die unterschiedlichsten Phänomene auf. Anders als etwa bei Akte X erweisen sich aber die wenigsten als paranormal. Es gibt (fast) immer eine Erklärung, die Sinn ergibt. Die Serie mutet so anfangs gar nicht wie Science-Fiction an, wäre da nicht Davids Tochter, die wirklich eine besondere Fähigkeit hat.

Was die Serie immer ist: im höchsten Maße skurril. Nicht nur, weil die Figuren herrlich daneben sind, sondern auch, weil die Geschichten dem entgegenkommen. Was die Serie etwa von einer britischen oder US-Produktion abhebt, ist, dass die Ermittlungen des IPP im Rahmen eines kommunistischen Systems stattfinden müssen.

Natürlich ist es keine politische Serie, aber sie nutzt die Unfreiheit der Figuren für eine zusätzliche erzählerische Komponente, die der Serie guttut.

Ebenso wie ihr Look. Denn We're on it, Comrades! lebt davon, dass es ein Setting in den Achtzigerjahren in einem sozialistischen Land nutzt. Alles sieht ein bisschen heruntergekommen aus, mit Mangelerscheinungen allüberall - da passt dann auch, dass es eine Figur als das größte Phänomen bezeichnet, wenn der sowjetische Block nicht genügend Getreide produzieren kann, obwohl die Ukraine ein Teil davon ist.

We're on it, Comrades! ist herrlich verschroben, ungewöhnlich, unkonventionell, mit Figuren, die man schnell ins Herz schließt, und Geschichten, die irgendwie an Akte X erinnern - nur mit weniger Paranormalem und sehr viel mehr Humor.


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