We are Anonymous: Das Aufbegehren der durchschnittlichen Internetbürger
Das Buch "We are Anonymous" erklärt den Ursprung und den Werdegang einer Bewegung, die als Antwort auf die zunehmende Regulierung des Internets weiter wächst.

"Über /b/ spricht man nicht." So lauten die erste und die zweite Regel des Internets von Anonymous. Das Unterforum /b/ ist der berühmteste und berüchtigste Teil von 4chan. Hier werden Bilder und andere Dateien jenseits allen Massengeschmacks getauscht, und der Umgangston ist nichts für Zartbesaitete. Das Forum gilt als die Geburtsstätte von Anonymous.
- We are Anonymous: Das Aufbegehren der durchschnittlichen Internetbürger
- Anonymous als Haltung
Reden darf man darüber also nicht. Aber schreiben kann man über /b/ durchaus. Die drei Netzwelt-Redakteure Ole Reißmann, Christian Stöcker und Konrad Lischka von Spiegel Online haben es jedenfalls getan: Ihr am Montag veröffentlichtes Buch "We are Anonymous" beschreibt den Ursprung von Anonymous bis hin zum mutigen Kampf der Anons, wie sich die Anonymous-Aktivisten selber nennen, gegen Korruption und die Macht der Drogenkartelle in Mexiko.
"Wer sie sind, was sie antreibt, was sie wollen", so lautet der Untertitel. Es ist das erste deutschsprachige Buch, das sich an diesen Fragen versucht, indem es die Entwicklung von Anonymous umfassend wiedergibt. Im englischsprachigen Raum gibt es solche Werke längst, besonders die Anthropologin Gabriella Coleman hat viel zur Geschichte und zum Selbstverständnis von Anonymous veröffentlicht. Das meiste davon steht frei zugänglich im Netz.
Anonymous als Rorschach-Test
Aber wie schwierig es ist, dauerhaft gültige Antworten zum Wesen der Anons zu geben, zeigt eine aktuelle Aufsatzreihe mit dem Titel Building a Better Anonymous, die aus einer Diskussion beim Defcon-Hackertreff im August 2011 entstanden ist: "Anonymous ist ein Rorschach-Test", schreiben die Autoren. "Wir sehen in Anonymous, was wir sehen wollen. Wir projizieren. Unsere Erzählung sagt mehr über uns aus als über Anonymous."
Die Spiegel-Online-Autoren versuchen nun, mit einer chronologischen Auflistung von Anonymous-Aktionen, Splittergruppen, Beweggründen und Zielen zumindest zu zeigen, was Anonymous alles nicht ist: eine Hackergruppe, ein stabiles Kollektiv, eine berechenbare Bewegung etwa.
Reißmann, Stöcker und Lischka beschreiben, wie sich Anonymous-Aktivisten für einzelne Aktionen zusammentun, danach aber vielleicht nie wieder miteinander sprechen. Sie zeigen auf, dass AnonOps und AnonNet - Teilgruppen, die durch ihre Aktionen gegen Scientology und für Wikileaks bekanntwurden - als politische Arme, und die mittlerweile aufgelöste Splittergruppe Lulzsec als bewaffneter Arm von Anonymous galten - dass sie aber oft nur der Ursprung auf 4chan und artverwandten sogenannten Imageboards einte.
Motivationen und Ziele sind auch innerhalb der Bewegung veränderlich. Und Anons, die von diesen Zielen und den zu deren Erreichung gewählten Mitteln rein gar nichts halten, gibt es immer.
Anonymous und seine zahlreichen Teil-, Splitter- und Trittbrettfahrergruppen, das betonen die Autoren immer wieder, wollen oft vor allem eines: sogenannte lulz. Sie wollen Spaß haben. Sie tun dafür Dinge, die man fragwürdig bis bösartig finden kann und die auf keinen Fall mit der Hackerethik vereinbar sind.
Nicht wenige Anons schulen aber eben auch oppositionelle Iraner im Umgang mit Anonymisierungssoftware, unterstützen Occupy-Demonstranten medial, mischen sich mit eigens produzierten Videos in die Diskussion um das Handelsabkommen Acta ein und attackieren ägyptische, libysche und syrische Regierungsseiten im Arabischen Frühling. In diesen Fällen tritt der Spaß in den Hintergrund.
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Anonymous als Haltung |
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Ich habe von Christian Stöcker schon das Buch "Nerd-Attack" gelesen (vernascht oder...
Da sind wir uns einig. Ohne die sigas, omos und sonstigen schillernden Regulars hier im...
Richtig. Und das ist auch gut so. Entweder fehlt in diesem Satz ein Wort oder er enthält...
"am Ende der Sache nur schaden" Welcher Sache?