Waze: Englische Polizei trickst Autofahrer ins Langsamfahren

Ohne Polizeikontrollen gegen Raser: Die Verkehrspolizei in Surrey hat der Navigations-App Waze vermeintliche Verkehrskontrollen gemeldet. Das brachte die Autofahrer dazu, Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten - und der Polizei einige Kritik.
Die Polizei der südostenglischen Grafschaft hatte der zu Google gehörenden App Waze ihre Standorte übermittelt. Dadurch war der Eindruck entstanden, an diesen Stellen stehe die Polizei und kontrolliere den Verkehr. Tatsächlich fuhren die Beamten jedoch im Streifenwagen.
Immerhin ging die Strategie auf: Nach Angaben der Polizei wurden Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten. Es wurde im Bereich der vermeintlichen Verkehrskontrollen insgesamt langsamer gefahren. Waze bietet die Möglichkeit, temporäre Ereignisse wie etwas Staus, Baustellen oder eben Verkehrskontrollen zu melden, damit auch andere darüber informiert werden.
Es wurde langsamer gefahren
"Wir setzen definitiv auf Waze keine Polizei-Marker an zufälligen Punkten auf unserer Streifenroute, nein - niemals" , schrieben die Polizisten auf Twitter(öffnet im neuen Fenster) , gefolgt von einem zwinkernden Emoji, und ergänzten, das sei "eine einfache Möglichkeit, die Fahrer auf unseren Straßen dazu zu bringen, langsamer zu fahren" .
Darauf gab es harsche Kritik. Die Polizei sei beschuldigt worden, Phantomeinheiten zu erschaffen, falsche Informationen in Umlauf zu bringen, zu lügen und andere zu täuschen, berichtet die britische Tageszeitung The Guardian(öffnet im neuen Fenster) . Die Polizei konterte(öffnet im neuen Fenster) , es sei keine Lüge: Zu dem Zeitpunkt, wenn ein Marker gesetzt werde, sei ein Streifenwagen an besagter Stelle.
Es fehlt an Polizisten
Die Polizei begründet die Maßnahme damit, dass Einsatzkräfte fehlten, um den Verkehr tatsächlich zu überwachen. Laut britischem Innenministerium verfügt die Verkehrspolizei in England und Wales derzeit über etwa 4.100 Vollzeitbeamte. 2015 waren es über 5.200.
Die Automobile Association (AA), der britische Automobilclub, nahm die Polizei in Schutz. Es sei bekannt, dass fest montierte Schilder, die auf Radarkontrollen hinwiesen, oder Schilder, die mit Smileys die gefahrene Geschwindigkeit bewerteten, das Fahrverhalten beeinflussten, sagte der AA-Vorsitzende Edmund King. "Die Verwendung von Polizeimarkierungen auf Waze, die auf eine Polizeipräsenz hinweisen, ist nur das moderne Äquivalent eines Blitzerschildes."
Eine dauerhafte Änderung des Fahrverhaltens brachten die Marker nicht: Zehn bis zwanzig Minuten lang hätten die Autofahrer sich angepasst, twitterte die Polizei(öffnet im neuen Fenster) . Aber: "Jedes bisschen hilft."



