Wayland fit für die Zukunft dank Google, Microsoft und Valve
Bereits im Sommer 2016 startet Google damit, dank Wayland auf seinen Chromebooks Android-Anwendungen anzubieten. Damit schaffte Google Ersatz für einen zuvor gescheiterten Versuch, Android auf Chrome OS zu bringen. Der Grund für die Wahl von Wayland ist leicht nachvollziehbar. So benötigte das Team ein Protokoll, um Informationen zwischen der Android-App und Chrome OS auszutauschen. Wayland habe die notwendigen Grundlagen dafür schon geboten, hieß es damals in der Begründung Googles.
Diese Versuche glückten nicht nur technisch, auch die Chrome-OS-Kunden nahmen die Android-Integration offenbar gut an. Google folgte dem Android-Vorbild kurze Zeit später und brachte auch eine Linux-VM und ein echtes Terminal auf Chromebooks. Damit hatten altgediente Linux-Nutzer erstmals offiziell die Möglichkeit, eine gewohnte Umgebung auch auf dem Linux-basierten Chromebook zu erhalten.
Die Chromebooks wurden damit zur voll einsetzbaren Entwickler-Maschine. Schon in einem ersten Test konnte die "Crostini" genannte Umgebung überzeugen. Doch erst seit dem vergangenen Jahr hat diese Linux-Umgebung mit Wayland die Betaphase von Google offiziell verlassen. Besser spät als nie, und möglich ist das Ganze auch dank Wayland.
Microsoft lernt von Google
Parallel zu Google arbeitete auch Windows-Hersteller Microsoft seit Jahren an der Möglichkeit des Systems im System. Nach zunächst gescheiterten Überlegungen für Android und der Binäremulation von Linux folgte mit dem WSL 2 letztlich ein echter Linux-Kernel in Windows. Das soll vor allem die Kompatibilität zu Techniken wie Containern und Deep-Learning-Bibliotheken oder Ähnlichem verbessern.
WSL 2 erhielt von Microsoft noch eine GPU- und GUI-Unterstützung, um Linux-Apps auszuführen. Dazu erstellte Microsoft die WSLg System-Distro, die auf Wayland basiert und die Linux-seitige Anbindung des Grafik-Stacks für diese Integration bereits stellt. Auffallend an dieser fast perfekten Windows-Linux-Symbiose sind die genialen Ideen, die uns in unserem Test an das Crostini-System von Google erinnerten. Wie Konkurrent Google plant Microsoft, künftig Android-Apps auf Windows bereitzustellen, was Nutzer wohl bald testen können. Technisch dürfte das auf den Arbeiten am WSL 2 basieren und damit auch auf Wayland.
Desktop-Linux leicht im Wayland-Hintertreffen
Oberflächlich betrachtet ist auch die Nutzung von Wayland auf den klassischen Desktop-Linux-Distribution inzwischen eine Erfolgsgeschichte. So benutzt etwa die für ihre Experimentierfreude bekannte Linux-Distribution Fedora Wayland standardmäßig für ihren Desktop seit 2016. Der große Konkurrent Ubuntu folgte jedoch erst fünf Jahre später. Der Grund für den vergleichsweise späten Wechsel von Ubuntu dürfte an den vielen Kleinigkeiten liegen, die immer noch nicht oder erst seit kurzem unter Wayland nutzbar sind.
Zu nennen sind etwa die hardwarebeschleunigte Videowiedergabe im Firefox-Browser. Auch für das Java OpenJDK entsteht erst seit einigen Monaten Wayland-Support. Nvidia wandte sich ebenfalls erst im Jahr 2021 der Standardtechnik für Wayland unter Linux zu, nachdem das Unternehmen zuvor wenigstens alternative Backends für die Desktop-Systeme ermöglicht hatte. Das unter Windows längst standardmäßig unterstütze HDR bei entsprechendem Panel ließe sich zwar wohl mit Wayland auch unter Linux umsetzen, geschehen ist das aber noch immer nicht. Auch Wine hat noch Probleme mit Wayland.
In Bezug auf Wine hat aber zum Beispiel Valve ein großes Interesse daran, den Wayland-Support zu verbessern, läuft das Steam Deck doch mit einem Linux-Desktop. Und auch wenn es für das eine oder andere Nutzungsszenario noch Updates für den Xorg X-Server gibt, ist klar, dass der X11-Stapel eigentlich kaum weiter entwickelt wird.
Ein Linux-Grafikentwickler bezeichnete die alte Technik gar als Abandonware. Auch auf dem Linux-Desktop führt also an Wayland über kurz oder lang kein Weg mehr vorbei. Hoffentlich braucht es dafür nicht noch weitere zehn Jahre.
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Wayland: Die unerwartet (un)vollendete Desktop-Revolution |
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Seich geschrieben, kann man löschen.
Kommt wohl immer auf die Kollegen an. In meinem Umfeld kann ich das kaum behaupten...
Hab mittlerweile viele Distros durch (Linux Mint, Ubuntu, Kubuntu, Antergos, PopOS...
Ich hab Wayland auch seit über vier Jahren mit Gnome auf Arch-Linux am laufen und kann...