Herausforderungen von ASA – und ein neues Konzept
Eine große Herausforderung ist, dass Geräte im Stand-by-Modus möglichst wenig Energie verbrauchen dürfen, dennoch ohne Verzögerung erwachen und alarmieren sollen. Ein Gerät, das nachts plötzlich laut wird, würden Benutzer aber nicht tolerieren, wenn die Warnungen für sie nicht relevant wären.
Ein Ortsbezug muss also gewährleistet sein. Einfach pauschal alle Geräte in den teilweise riesigen DAB+-Gleichwellennetzen zu wecken, wäre für regionale und lokale Warnungen kontraproduktiv. Den Brand einer Chemiefirma in Leverkusen auch in Stuttgart, München, Berlin, Hamburg und Bremen zeitnah mitgeteilt zu bekommen, könnte die Akzeptanz solcher Systeme bei den Hörern deutlich herabsetzen.
Das Dilemma ist schon länger bekannt und wurde bei den Announcements in DAB+ adressiert, um auch dort Falschfahrer, Katastrophenmeldungen, Ausfälle von Infrastruktur nur in den tatsächlich betroffenen Gebieten melden zu können. Bei Announcements hatte man die Möglichkeit vorgesehen, WGS-84(öffnet im neuen Fenster) -basierte Gebietsdefinitionen mitschicken zu können oder die ( Transmitter Identification Information (TII)(öffnet im neuen Fenster) ) zu nutzen. Beides sind komplexe und aufwendig zu dekodierende Verfahren. In der Praxis wurden sie kaum genutzt und inzwischen aus verschiedenen Gründen wieder aus dem Standard gestrichen. Für ASA benötigte man also ein anderes Konzept.
Warnen mithilfe des Quadtrees
Das hier eingeführte Verfahren ASA orientiert sich an dem, was man in der Informatik als Quaternärbaum oder Quadtree(öffnet im neuen Fenster) bezeichnet: Flächen werden hierarchisch bis zur gewünschten Genauigkeit immer weiter unterteilt. ASA operiert auf 42 Zonen, die die gesamte Welt abdecken.
Sendernetze liegen meist komplett in einer oder höchsten zwei Zonen, so dass sich alle in einem Sendernetz vorkommenden Meldungen in diese Zone einsortieren lassen. Mit jeweils 4 weiteren Bit wird diese in 16 Unterbereiche geteilt. Um jeweils 4 weitere Bit wird die Fläche auf ein Sechzehntel verkleinert. Je mehr Bits man nutzt, umso kleiner und genauer wird die Fläche.
Indem man mehrere unabhängige solche Bereichsselektoren definieren kann, lassen sich auch komplexere Gebiete zusammenstückeln.
Das Ganze bleibt zwar ein grobes Verfahren mit Rechtecken, ermöglicht aber sowohl großflächige als auch kleinteilige Beschreibungen und lässt sich vor allem einfach für Prüfungen im Endgerät nutzen. Empfänger müssen dazu ihre Position kennen und diese als das beschriebene Bitmuster vorliegen haben. Dann können sie im Stand-by-Betrieb vergleichen, ob das Bitmuster des Bereichsselektors einer Alarmmeldung mit dem Anfang des Bitmusters der eigenen Position übereinstimmt. Erst dadurch wird das System wirklich praxistauglich und die Funktion, aus dem Stand-by Menschen zu wecken, kann sinnvoll genutzt werden.
Damit das funktioniert, wurde es von Beginn an im Standard und in der Zertifizierung von ASA verankert – mit der Definition von dafür tauglichen Gerätetests, die im Standard ETSI TS 104 090 definiert sind. Denn das Problem ist auch von Smartphones und der Katwarn-App bekannt. Wenn das Gerät nicht voll aktiv ist, auf lautlos oder nicht stören geschaltet wird oder in einem exotischen Zustand hängt, versagen die Alarme auch schon mal.
Das soll bei ASA möglichst nicht passieren oder zumindest nur unter klar definierten Bedingungen. Entsprechend zertifizierte Geräte sollen voraussichtlich noch in Jahr 2025 in den Handel kommen und gleichzeitig entsprechende Dienste starten.
Ein Rundfunksystem mit batteriegepufferten Geräten
ASA-Dienste könnten dann Alarm geben – ähnlich wie Katwarn(öffnet im neuen Fenster) , wenn eine Flut droht, eine Bombe entschärft werden muss, das Trinkwasser verunreinigt ist oder eben der Strom großflächig und nachhaltig ausfällt und sich die Menschen auf eine längere Zeit ohne Energie einstellen müssen.
ASA ein Rundfunksystem, das mit batteriegepufferten Geräten, die hier ausdrücklich im Fokus stehen, nach wie vor Informationen zu den Menschen bringen kann. Katwarn ist anders, es basiert auf Mobilfunk, der nach wenigen Stunden ohne Strom ebenso großflächig ausfällt oder von einer Flut weggerissen werden kann.
Neben der Frage, ob man Menschen beim unmittelbaren Bevorstehen von Ereignissen alarmieren kann, stellt sich auch die Frage, mit welchen Informationen man sie versorgen will, insbesondere bei mehr Vorwarnzeit.



