Wie kann im Krisenfall alarmiert werden?
Es beginnt mit den bekannten Verkehrsdurchsagen, technisch auch als Traffic Announcements bezeichnet. Diese können von einer anderen Quelle auf eine laufende Verkehrsdurchsage umschalten, damit man zum Beispiel die Meldung zu einem Falschfahrer auf der Autobahn nicht verpasst. Ab dem 1974 war zunächst das analoge ARI-System(öffnet im neuen Fenster) im Einsatz, in den 1980er Jahren folgte der Wechsel auf das Radio Data System (RDS)(öffnet im neuen Fenster) . Es realisierte parallel zum analogen Audiosignal einen kleinen digitalen Datenkanal.
Neben den Durchsagen zum Verkehrsgeschehen wurde auch das Alarm-Signal etabliert, das Empfänger auf ein Programm zwingt. Alarm ist für Durchsagen im Krisen-, Gefahren und Katastrophenbereich reserviert, die hohe Priorität haben. Das Signal wird auch in Verkehrstunneln im Falle eines Brandes genutzt. Im DAB+-Standard wurde die Funktion fortgeführt und erweitert, allerdings enthält der Standard noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten. Diese nutzen die hohe Flexibilität von DAB+ bei der Aussendung von Daten und der Konfiguration von Audiokanälen.
Alarm mit DAB+
Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen hat mehrere der vorhandenen Funktionen kombiniert(öffnet im neuen Fenster) , um die sogenannte Emergency Warning Function (EWF) zu realisieren. Diese beinhaltet auch eine Komfortautomatik in den vom IIS produzierten DAB+-Multiplexern.
EWF integriert einen Alarmtrigger, bietet mehrsprachige Textinformationen zur Art des Alarms, die man in Empfängern interaktiv durchblättern kann und erzeugt einen Ad-hoc-Durchsagenkanal auf den Empfänger, um auch akustisch die Alarmmeldungen auszugeben.
So sinnvoll dies ist, so fehlt doch leider die umfängliche Unterstützung auf Empfangs- und Sendeseite. Bisher wird der Dienst nur in einigen DAB+-Ensembles und meist im Rahmen von Testaussendungen angeboten. Das ist zu wenig, um die Endgeräteindustrie dazu zu bringen, den Dienst auch in mehr Geräten umzusetzen.
Entsprechend gibt es zu wenige Endgeräte, die EWF vollständig unterstützen. Das ist das bekannte Henne-Ei-Problem des Rundfunks, bei dem sich Sendeseite und Empfängerseite oft gegenseitig ausbremsen, da es hier zwei unterschiedliche Gruppen von Akteuren gibt. Nur die in EWF ebenso genutzten Announcements haben bislang auf Sende- und Empfangsseite eine ausreichend hohe Unterstützung, sind schon im DAB+-Grundsystem definiert und werden von allen Geräten, die in Fahrzeugen verbaut werden, und von einer Reihe anderer Geräte umgesetzt.
Ein neuer Ansatz, der bei Endgeräteindustrie und Programmanbietern aktuell auf großes Interesse stößt, ist der DAB+-Dienst Automatic Safety Alert ( ASA(öffnet im neuen Fenster) ). Dieser wird im Etsi-Standard ETSI TS 104 089 (PDF)(öffnet im neuen Fenster) definiert, obwohl dort der Begriff ASA nicht auftaucht. Die Erklärung ist, dass dies ein Begriff für die Initiative und die Öffentlichkeitsarbeit ist und keine technische Bezeichnung.
Neuer Ansatz: Automatic Safety Alert
In DAB+ ist seit langem der Emergency Warning Service (EWS) definiert, den auch EWF(öffnet im neuen Fenster) mitintegriert hatte, der aber wenig Beachtung fand. Ein radikales Überarbeiten von EWS führte nun zu dessen Renaissance. Aus Kontinuitätsgründen wurde der technische Standard nicht umbenannt, aber mit ASA einfach ein zusätzlicher schicker Begriff geschaffen.
Kernbestandteil bei ASA sind eine neue Lokalisierungsfunktion und das Wecken von Endgeräten aus dem Stand-by. Damit das klappt, sind diese Kernfunktionen von ASA komplett im Fast Information Channel (FIC) von DAB+ untergebracht. Den müssen aktive Empfänger sowieso die ganze Zeit mitlesen. Auch Endgeräte im Stand-by können ihn mit geringem Aufwand dekodieren. Zudem ist eine Übertragung sehr robust. Allerdings lassen sich nur wenige Informationen dort unterbringen.



