Netzbetreiber kritisieren Autoindustrie
Die Stromnetzbetreiber befürchten hingegen, dass die Energiewende durch den anhaltenden Streit gefährdet wird. Die Unternehmen haben seit Jahren bei der Politik für die Möglichkeit zur Abregelung von Verbrauchern, eine Art Lastmanagement im Verteilnetzbereich, geworben.
Den Erfolg der Lobbyarbeit sehen sie nun gefährdet: Es drohe sich "auf schmerzliche Weise die Debatte, die wir bereits 2021 durchstehen mussten, zu wiederholen. Dies ist jedoch wegen der zwischenzeitlich weiter verlorenen Zeit, noch mehr als damals, der schlechtmöglichste Zustand und Zeitpunkt für alle", heißt in dem Schreiben an Energiestaatssekretär Patrick Graichen. "Der Erfolg des Osterpakets aus Ihrem Hause steht auf dem Spiel!" Zu den Unterzeichnern zählen große Stromnetzbetreiber wie Eon, EWE und Mitnetz sowie Stadtwerke aus Kommunen wie München, Duisburg und Magdeburg.
Dynamische Tarife kritisiert
In dem Schreiben beklagen sich die Netzbetreiber über das "Ambitionsniveau der Bundesregierung", das "fast monatlich ehrgeiziger" werde. Allein die Anträge für Ladeparks für Elektromobilität hätten sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Während die Autoindustrie fordere, Engpässe in lokalen Stromnetzen innerhalb von zwölf Monaten zu beseitigen, ließen sie die eigenen Kunden viele Monate auf bestellte Elektroautos warten.
Dynamische Stromtarife bildeten "keine verlässliche Basis in Netzplanung und -steuerung, bringen aber erhebliche Nachteile für Verteilnetzbetreiber und Kunden hinsichtlich der Netzentgeltstabilität mit sich" schreiben die Netzbetreiber und fügen hinzu: "Nur um risikofreie Geschäftsmodelle der Automobiler zu ermöglichen, sollten sie nicht eingeführt werden."
Testprojekte von Stromnetzbetreibern wie Netze BW haben ergeben, dass beim gleichzeitigen Laden von Elektroautos Hausanschlüsse und Netzstränge ohne ein geeignetes Lastmanagement schnell an Grenzen stoßen. Neben technischen Maßnahmen sind nach Ansicht von Netze BW auch neue gesetzliche Regelungen erforderlich, um die Integration von Millionen Elektroautos, Wärmepumpen und Solaranlagen zu ermöglichen. Nach Ansicht des Netzbetreibers verläuft der Hochlauf der E-Mobilität hin zu geplanten 15 Millionen Elektroautos bis 2030 "viel schneller, als wir die Erneuerung des Netzausbaus umsetzen können".
Fast 30 Firmen, Verbände oder Privatpersonen haben ihre Stellungnahmen zu dem Vorschlag bis Ende Januar abgegeben. Eine Anhörung zu dem Thema ist nun für den 16. März 2023 vorgesehen. Anschließend wird die Bundesnetzagentur eine finale Regelung veröffentlichen.
Nachtrag vom 27. Februar 2023, 19:30 Uhr
Da uns das Schreiben der Stromnetzbetreiber inzwischen vorliegt, haben wir einige Passagen daraus auf der zweiten Seite des Artikels ergänzt.
Nachtrag vom 27. Februar 2023, 20:47 Uhr
Wir haben im letzten Satz des ersten Absatzes ein "nicht" ergänzt.
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Wallboxen und Wärmepumpen: Verbände gegen zeitlich unbegrenzte Zwangsregelung |
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Oh, dann erhelle mal mein Unwissen. Welche Festverlege-Kabelquerschnitte sind denn...
"Der Netzausbau könnte "trotz bestmöglicher Planung" nicht mit dem Boom bei Elektroautos...
Beim Nachttarif habe ich immer (mein fall) von 21:30 Uhr - 05:30 Uhr den gleichen Preis...
Man hatte prinzipiell alles, aber dann doch nicht und die Glühbirne wurde abends schwach...
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