Wachs als Treibstoff: Bremer Öko-Rakete startet in Kiruna
Vier Jahre lang haben Bremer Studenten getüftelt, getestet und gefeilt. Nun hebt ihre mit Kerzenwachs angetriebene Rakete ab. Der Start wird im Internet live übertragen.

Rund sechs Minuten soll die Öko-Rakete Zephyr fliegen - und wenn alles gut läuft, eine Höhe von vier bis acht Kilometern erreichen. Der Tages-Countdown für den Start vom europäischen Weltraumbahnhof Esrange im nordschwedischen Kiruna am 12. April 2016 läuft schon. "Eine genaue Uhrzeit für Dienstag haben wir noch nicht, das hängt auch von den Wetterbedingungen ab", sagte Projektleiter Peter Rickmers, der schon im tief verschneiten Kiruna ist.
Das Besondere an der Rakete: Sie nutzt Paraffin, also Kerzenwachs, als Treibstoff, der dann in Kombination mit flüssigem Sauerstoff genügend Schubkraft und Energie freisetzen soll, um eine 80 Kilogramm schwere und 3,8 Meter lange Forschungsrakete mit Schallgeschwindigkeit auf mindestens 4.000 Meter Höhe zu bringen. Der "Öko-Raketenantrieb der Zukunft", sind sich die Bremer sicher. Soweit die Theorie - der Praxistest folgt am Dienstag und ist live im Netz zu sehen.
30 bis 40 Studentinnen und Studenten arbeiteten an dem Projekt, das über das Stern-Programm des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gesponsert wurde. "Das erste Ziel des Projekts war Ausbildung", beschreibt Rickmers, der am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (Zarm) der Uni Bremen forscht, den Ansatz.
Keine Explosionsgefahr
Kerzenwachs hat im Vergleich zu den herkömmlichen Antriebsstoffen in der Raumfahrt einen großen Vorteil: Die Explosionsgefahr ist faktisch nicht vorhanden. Paraffin könne aber ungeahnte Kräfte entwickeln. Zwar wurden dem Treibstoff noch kleinere Zusatzstoffe wie Palmöl beigemischt. "Aber im Grundsatz handelt es sich zu 99 Prozent um ganz normalen Wachs von Kerzen, wie sie etwa bei Ikea gekauft werden können", meint Rickmers.
Im Fokus des Raketenprojekts stand der ausgeklügelte Hybridantrieb, der von Grund auf neu konzipiert wurde. 30 Triebwerkstests mussten absolviert werden. Das Zephyr-Team stellte die Schubdüsen aus einer Mischung von Baumwolle und Harz her, setzte einen 3D-Drucker ein, um die Kosten der Bauteile gering zu halten und fertigte teure Sauerstoffventile selbst an. Der Fallschirm, der die Rakete nach dem Flug wieder sicher zu Erde bringen soll, stammt aus dem Outdoor-Freizeitbereich.
Das Unterfangen gilt unabhängig vom Ausgang des Raketen-Programms schon jetzt als gelungen: Über 35 Bachelor- und Masterarbeiten seien im Rahmen des Zephyr-Projektes entstanden, und dies sei aus Sicht der universitären Lehre ein Erfolgsmodell.
Nachtrag vom 12. April 2016, 16:20 Uhr
Wegen schlechten Wetters wurde der Testflug auf den 13. April verschoben.
Nachtrag vom 13. April 2016, 15:05 Uhr
Der Countdown wurde am Mittwochmorgen erneut wegen zu starken Windes abgebrochen. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
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In der Schweiz geht das so weit, dass man nicht mehr "Studenten" sondern "Studierenden...
Mehr noch: Meistens will man auf eine Umlaufbahn um den Äquator. Es wäre arg...
DANKE; KLAPPT ECHT SUPER:
Für das haupttriebwerk stimmt das tatsächlich. Aber nicht für die Booster. Du irrst...