Vorwürfe eines Ex-Mitarbeiters: Google orientiert sich nicht an Bedürfnissen der Nutzer
Ein ehemaliger Mitarbeiter kritisiert Google: Die Angestellten erledigen vor allem bürokratischen Aufgaben. Es ist nicht der erste Vorwurf dieser Art.

Die Mitarbeiter bei Google arbeiteten nicht mehr für die Nutzer der Produkte, sondern nur noch für die Erfüllung interner bürokratischer Aufgaben. Das wirft ein ehemaliger Google-Mitarbeiter dem Unternehmen vor, das er kürzlich nach eigenen Angaben verlassen hat. In der Vergangenheit gab es ähnliche Vorwürfe gegen Google.
Im aktuellen Fall berichtete Praveen Seshadri nach seinem Weggang von Google von seinen Erfahrungen beim Unternehmen auf Medium. Er schildert dabei die falschen Entwicklungen, die es laut seiner Beobachtung bei Google gebe. Seshadri gründete 2014 Appsheet, eine sogenannten No-Code-Entwicklungsplattform.
Nach einigen Jahren der Entwicklung wurde Seshadris Unternehmen 2020 von Google übernommen und in das Cloud-Geschäft integriert. Seshadri verbrachte drei Jahre damit, die Plattform in Google Appsheet zu verwandeln. Er verließ das Unternehmen nach eigener Aussage genau zu dem Zeitpunkt, in dem ihm das erlaubt war: Bei der Übernahme von Appsheet gab es eine Klausel, dass er drei Jahre bei Google bleiben müsse.
Google ist kein großartiges Unternehmen mehr
"Ich habe Google verlassen und verstanden, wie ein einst großartiges Unternehmen langsam aufgehört hat zu funktionieren", kommentierte er seinen Weggang. "Google hat mehr als 175.000 fähige und gut bezahlte Mitarbeiter, die von Quartal zu Quartal und Jahr zu Jahr nur sehr wenig zustande bringen."
Den Grund dafür sieht er in der Struktur bei Google: Die Mitarbeiter seien wie Mäuse "in einem Labyrinth aus Genehmigungen, Einführungsprozessen, rechtlichen Überprüfungen, Leistungsüberprüfungen, Überprüfungen von Führungskräften, Besprechungen, Fehlerberichten, Auswertungen, OKRs" und vielen weiteren bürokratischen Aufgaben "gefangen".
Seshadri sammelte bei Microsoft ähnliche Erfahrungen
Nach seiner Beobachtung habe Google derzeit Probleme, die damit zusammenhingen, dass die Werbeabteilung von Google quasi eine Gelddruckmaschine sei und die vorhandenen Probleme überdecke. Seshadri bemängelt, dass Google "keine Mission" habe, es eine "Wahnvorstellung von Außergewöhnlichkeit" gebe und das alles mit "Missmanagement" von der Führung gepaart sei.
Für ihn seien diese Beobachtungen durchaus vertraut. Seshadri arbeitete von 1999 bis 2011 bei Microsoft und sagte dazu: "Das ist nicht meine erste Erfahrung mit dem allmählichen Verfall eines dominanten Imperiums." Heute "kommen nur sehr wenige Google-Mitarbeiter mit dem Gedanken zur Arbeit, einem Kunden oder Nutzer zu dienen".
Stattdessen agierten die Google-Mitarbeiter in einer geschlossenen Welt, "in der fast jeder nur für andere Googler arbeitet". Seshadris Schilderungen decken sich mit einem Bericht der New York Times vom Sommer 2021: Darin wird kritisiert, dass Google-CEO Sundar Pichai eine "lähmende Bürokratie" aufgebaut habe.
Waze-CEO kritisierte Google in ähnlicher Art
Der ehemalige Waze-CEO Noam Bardin verließ Google im Jahr 2021. In einem Blogbeitrag sagte er, dass die Mitarbeiter keinen Anreiz hätten, Google-Produkte zu entwickeln. "Das Produkt ist ein Werkzeug, um die Karriere der Mitarbeiter voranzutreiben, nicht eine Leidenschaft, eine Mission oder ein wirtschaftlicher Spielveränderer", kritisierte Bardin seinerzeit.
"Eine Beförderung hat mehr Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg des Einzelnen als auf das Produktwachstum. Die Entscheidung, an welchem Produkt man arbeitet, hängt von den Chancen ab, befördert zu werden, und so begannen wir mit der falschen Einstellung, Waze als Sprungbrett und nicht als Berufung zu sehen."
Bardin teilte den Beitrag von Seshadri kürzlich auf Linkedin und fügte hinzu, dass dies bereits seit Jahren so sei: "Das Problem ist, dass es niemanden interessiert, solange die Aktie steigt."
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Da hätte ich längst die Lust verloren dort zu arbeiten. Das klingt ja nach mehr...
Jupp, siehe Nestle.
Ich glaub bei Bard wissen sie, dass sie das nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen...
Zum Beispiel das ich jetzt schon seit Jahren es nicht hinbekomme, dass YouTube Videos...
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