Vonovia in der Kritik: Smarte Rauchwarnmelder bergen Risiko der Spionage

Das Bochumer Immobilienunternehmen Vonovia zwingt immer mehr Mietern gegen Bezahlung neue vernetzte Rauchwarnmelder(öffnet im neuen Fenster) auf. Die Geräte stellen für Bewohner allerdings ein nicht zu unterschätzendes Datenschutzrisiko dar, wie die Zeit-Online-Reporterin Eva Wolfangel in einem neuen Bericht(öffnet im neuen Fenster) klarstellt. Aus den von den smarten Rauchwarnmeldern verschickten Daten lässt sich demnach etwa ableiten, wann und ob jemand zu Hause ist.
Möglich ist dies anhand verschiedener Informationen über die Raumluft, die die Geräte erfassen - etwa solche über die Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit sowie den Kohlenmonoxidgehalt. Mithilfe künstlicher Intelligenz lasse sich aus solchen Daten beispielsweise ermitteln, wie viele Menschen sich in einer Wohnung aufhalten, heißt es in dem Bericht.
Interessenten gibt es für solche Informationen gewiss. Je nach Zielperson könnte dies etwa Geheimdiensten in die Karten spielen. Aber auch für Kriminelle, die beispielsweise einen Einbruch planen, sind solche Daten wertvoll - etwa um festzustellen, wann die Bewohner verreist sind.
Keine Datenerhebung ohne Einwilligung
Um die smarten Funktionen der vernetzten Rauchwarnmelder nutzen zu können, müssen Mieter dem Bericht zufolge zustimmen, dass ihre Daten mit Vonovia geteilt, übers Internet verschickt und auf US-Servern gespeichert werden. Vonovia behauptet dennoch, die Datenverarbeitung finde "ausschließlich in Rechenzentren innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums statt" .
Zudem werde niemand dazu gezwungen, der Datenerhebung zuzustimmen. In diesem Fall werden die erfassten Daten lediglich lokal gespeichert und sind damit nicht in der Vonovia-App verfügbar.
Eva Wolfangel ist dennoch der Ansicht, dass das Unternehmen seine Mieter großen Risiken aussetzt. Ein Rauchwarnmelder müsse "keine Daten an eine App schicken, weder um Rauch zu melden noch um Menschen daran zu erinnern, zu lüften" , warnt die Cybersecurity-Reporterin unter Verweis auf Geräte, die den gleichen Zweck gänzlich ohne Internetverbindung erfüllen.
Anonymisierte Datenverarbeitung
Vonovia selbst verarbeitet die Daten angeblich nur in anonymisierter Form. Jedoch gab es in der Vergangenheit schon Fälle, in denen anonymisierte Daten erfolgreich wieder deanonymisiert werden konnten.
Wolfangel verweist in diesem Zusammenhang auch auf Mietverträge, Einkommensnachweise und Ausweiskopien, die in der Vonovia-App hinterlegt sind - ebenso wie auf das Risiko noch unentdeckter Schwachstellen in der App und bei der Datenübertragung, die es Angreifern ermöglichen könnten, die von den Rauchwarnmeldern erfassten Daten abzugreifen und Vonovia-Mieter gezielt auszuspionieren.
"Natürlich gehen wir alle täglich dieses Risiko ein, aber in der Regel haben wir davon einen Vorteil und sei es nur mehr Bequemlichkeit. Die Rauchmelder hingegen haben keinen Vorteil davon, online zu sein" , so das Fazit der Reporterin.



