Vom Erfolg bedroht: Der Kampf ums technische Überleben
Das Team des Berliner Startups EyeEm hat schlaflose Tage und Nächte hinter sich, weil der plötzliche Erfolg die Entwickler an ihre Grenzen gebracht hat. Ein Katastrophenbericht.

Nashville im Oktober 2012. Spätsommer in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Tennessee und Football-Saison. Die Cheerleader an einer Highschool in dem Ort feuern ihre Mannschaft an. Die Fans jubeln auf den Tribünen. Mit ihren Smartphones machen sie Fotos vom Spiel und von den tanzenden Mädchen. Ein Fan lädt seine Bilder zu einem Fotosharing-Dienst hoch, den dort kaum jemand kennt: EyeEm. Den Link schickt er per Twitter an seine Freunde. Die laden sich die App herunter und eigene Fotos hoch. Mehr Links werden geteilt. Tennessee ist im Fotosharing-Rausch.
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So ungefähr muss es gewesen sein an dem Tag im Oktober 2012, als im fast achttausend Kilometer entfernten EyeEm-Büro in Berlin ein ungewöhnlich "hoher Traffic registriert" wurde, wie Startup-Mitbegründer Ramzi Rizk es nennt. Der gebürtige Libanese benutzt Wörter wie "krass" und "big", wenn er über die Nashville-Zeit redet, "zehn, elf schlaflose Tage und Nächte", in denen sein Team alles tat, "um zu überleben".
Damals deutete sich zum ersten Mal an, was passiert, wenn sich über Nacht und unvorhersehbar der Erfolg einstellt - in seiner Plötzlichkeit gefährlich wie eine Naturkatastrophe. Aus dem 2011 von Rizk und Florian Meissner, Lorenz Aschoff und Gen Sadakane gegründeten Startup wurde ein international bekanntes Unternehmen. Nashville war nur der Anfang.
Nach Nashville ist vor Instagram
Vorweihnachtszeit. Rizk sitzt im Berliner Büro. Die Feiertage will er bei seiner Familie im Libanon verbringen. Dass Konkurrent Instagram eine Änderung seiner Datenschutzrichtlinien angekündigt hat - eine Randnotiz. Mit Instagram, das von Facebook gekauft wurde, will sich EyeEm nicht vergleichen.
Dass EyeEm von den geänderten Instagram-Datenschutzrichtlinien profitieren wird, ahnt Rizk nicht. Auch einen Tag später, als die Nutzerzahlen hochschnellen, sehen die Entwickler nicht den Zusammenhang. Rizk erinnert sich: An dem Tag "habe ich eine Mail bekommen von Gen, von einem meiner Mitbegründer. Und er meinte: 'Nashville schon wieder?' Wir gucken auf den Server und merken, okay, da passiert irgendwas, aber das ist ein bisschen krasser als Nashville."
Den Instagram-Mitgliedern passen die Neuerungen des Fotosharing-Dienstes nicht. Sie lesen heraus, dass das Unternehmen ihre Bilder verkaufen wolle. Erst jetzt wird dem EyeEm-Team der Zusammenhang bewusst. "Die haben sich dann gesagt, okay, wenn ich das sehe, dann will ich nicht mehr bei Instagram sein", sagt Rizk.
Der Nutzerandrang kommt wieder aus den USA. Wenn Nashville eine Flutwelle war, dann handelte es sich jetzt um einen mittleren Tsunami, "eine Riesenwelle", wie Rizk sagt.
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