LEDs erzeugen jede beliebige Lichtstimmung
Die gesamte Wand des Studios ist mit Paneelen voller Leuchtdioden ausgekleidet, die mit weißem, lichtdurchlässigem Stoff bespannt sind. Selbst die 1,60 Meter große, runde Fläche, die dem Schauspieler zum Agieren zur Verfügung steht, ist von unten beleuchtet. So entsteht nach Angaben von Schreer eine homogene weiße Beleuchtung. Das erleichtert es, wenn die aufgenommene Figur nachbearbeitet werden soll, etwa wenn nachträglich Lichteffekte eingefügt werden sollen.
Das ist aber gar nicht nötig. Denn die LED-Panels können per Computer gesteuert jede gewünschte Farbe annehmen. "Wir können damit das gesamte Lichtspektrum im Millisekundenbereich exakt steuern", sagt Schreer. "Man weiß, wie im finalen Produkt die Beleuchtung sein soll. Die wird dann übersetzt auf die Light Panels. Die Panels werden entsprechend angesteuert und erzeugen das Licht, das man nachher für das Compositing in der entsprechenden 2D- oder 3D-Szene braucht." Stehe die Figur neben einem Feuer, könnten die LEDs die Reflexionen ebenso nachbilden wie das Blaulicht eines vorbeifahrenden Polizeiautos.
Zwei dieser Studios haben Schreer und seine Kollegen aufgebaut: den Prototyp im Fraunhofer HHI in Berlin-Charlottenburg und das erste kommerzielle Studio auf dem Gelände der Filmfabrik im Potsdamer Stadtteil Babelsberg. Es ist noch einen Meter größer im Durchmesser und höher. Es hat schon einige Verbesserungen gegenüber dem Prototypen in Berlin. So wird etwa ein neues Material für die Bespannung vor den Lichtpaneelen eingesetzt, das bessere akustische Eigenschaften hat. Die Akustik bietet laut Schreer ohnehin noch Potenzial für Verbesserungen. Derzeit bekommen die Schauspieler noch Ansteckmikros. Allerdings ist ein räumlicher Ton wichtig für eine VR-Erfahrung. Deshalb ist eine aufwendigere Mikroausstattung, mit der sich räumlicher Ton aufzeichnen lässt, in der Diskussion.
Betrieben wird das Studio von der Volumetric Capture Studio Babelsberg GmbH (Volucap), an der das Studio Babelsberg, der Kamerahersteller Arri, der IT-Dienstleister Interlake, das Filmunternehmen Ufa sowie das Fraunhofer HHI beteiligt sind. Es ist das erste kommerzielle volumetrische Studio auf dem europäischen Festland. Weltweit gibt es nur sehr wenige dieser Studios.
Der Softwarekonzern Microsoft etwa unterhält eines am Unternehmenssitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington. Der Chiphersteller Intel hat Anfang des Jahres eines in Los Angeles eröffnet. Der große Unterschied sei die vom Fraunhofer HHI entwickelte Kombination aus Hintergrund und Beleuchtung, sagt Schreer. Die anderen Studios nutzten einen Green Screen und eine gerichtete Beleuchtung.
Mit der volumetrischen Aufnahmetechnik können Menschen möglichst realistisch in einer virtuellen Welt dargestellt werden. Anwendungen gebe es dafür viele, sagt Schreer: In erster Linie ist das der Bereich Unterhaltung, seien es konventionelle Filme oder VR-Experiences, also begehbare Filme, die nur mit HMD betrachtet werden können. Auch Aufnahmen für Sequenzen in Videospielen seien denkbar.
Weitere Kunden kämen aus der Automobilbranche, der Medizin oder der Industrie, sagt Schreer. Schließlich könne sie auch in der Wissenschaft eingesetzt werden, etwa um eine virtuelle 3D-Rekonstruktion einer antiken Stadt zu bevölkern, wie etwa die von Palmyra. "Da genügt es nicht, dass man irgendwelche virtuellen Charaktere mehr schlecht als recht animiert in der Szene positioniert. Da möchte man dann schon den Händler, den Bürger und den Soldaten, der zu der Zeit dort gelebt hat, sehen, um die Lebendigkeit dieses Modells erleben zu können."
Es werden auch sicher weitere Anwendungen hinzukommen. "Wir sind ja noch am Anfang, mit dieser Art von Inhalten zu arbeiten", sagt Schreer. "Für uns geht die Arbeit im Prinzip erst richtig los. Die Herausforderungen bei der realistischen 3D-Erfassung sind immens. Denken Sie nur an komplexe Geometrien wie Federn, Kopfschmuck und dergleichen. Da gibt es rein physikalisch von der Auflösung der Sensoren her Grenzen. Aber da wollen wir besser werden."
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Mesh und Punktwolke |
Du vergleichst da Äpfel mit Birnen. Das Buch ist kein visuelles Medium und darauf...
Es mag ja was dran sein, was du da schreibst aber was hat das unter dem Artikel zu...
Du hast mir gerade den Tag versüßt :)
Wenn die so animiert werden wie bei diesem neuen Spiderman-Spiel, was hier gestern...