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Vollsperrung Berlin-Hamburg: Nur Schein-Sanierung für 2,2 Milliarden Euro?

Ein Experte kritisiert die Generalsanierung der Bahnstrecke Berlin -Hamburg als überteuert und überdimensioniert. Der Konzern widerspricht.
/ Andreas Donath
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Hamburger Hauptbahnhof (Bild: Pexels)
Hamburger Hauptbahnhof Bild: Pexels

Ein Bahn-Experte kritisiert die neunmonatige und 2,2 Milliarden Euro kostende Sanierung der Strecke Berlin-Hamburg laut einem Bericht des Tagesspiegels(öffnet im neuen Fenster) als zu teuer. Felix Berschin von der Mobilitätsberatungsfirma Motivation Consult bemängelt, dass trotz der Bezeichnung Generalsanierung nur etwa 10 bis 15 Prozent aller Anlagen erneuert würden.

Für diese Einschätzung untersuchte Berschin die einzelnen Bauprojekte systematisch. Demnach werden 165 Kilometer Gleise umgebaut und weitere 61 Kilometer instandgesetzt. Bei einer zweigleisigen Strecke entspreche dies etwa 30 Prozent der Gesamtanlage. Von den Weichen sollten 249 Stück ausgetauscht werden, was rund 55 Prozent der vorhandenen Anlagen ausmacht.

Bei anderen Komponenten fallen die Arbeiten laut Berschin deutlich geringer aus. Nur 25 Kilometer der Oberleitung würden erneuert, was sechs Prozent der Gesamtlänge entspreche. Auch bei Brücken, Dämmen und Lärmschutzwänden seien kaum Bauarbeiten vorgesehen.

Die Kosten von 2,2 Milliarden Euro hält der Experte daher für unverhältnismäßig hoch. Er verweist auf die Neubaustrecke Berlin-Lehrte aus den Neunzigern, die in heutigen Preisen etwa 5,95 Milliarden Euro gekostet hätte. Die aktuelle Sanierung verursache damit 37 Prozent der Kosten einer kompletten Neubaustrecke.

Bahn weist Vorwürfe zurück

Die Deutsche Bahn wies die Kritik zurück. Ein Sprecher bezeichnete Berschins Vorwürfe als "unqualifiziert" und seine Berechnungen als " unhaltbar ". Sanierungen könnten nicht mit Neubauten auf der grünen Wiese verglichen werden.

Die Bahn rechtfertigt die lange Sperrzeit mit umfassenden Erneuerungsarbeiten. Geplant seien Arbeiten an Gleisen, Weichen und der Oberleitung. Der Konzern sieht Vorteile in der Bündelung aller Bauarbeiten während einer längeren Sperrung. Dies minimiere Störungen im laufenden Betrieb und fasse den Baubedarf der kommenden fünf bis zehn Jahre zusammen. Berschin wirft der Bahn hingegen vor, das Bauen im laufenden Betrieb verlernt zu haben.

Fahrzeiten könnten sich verdoppeln

Ab August 2025 müssen sich Bahnreisende zwischen Berlin und Hamburg auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Die Maßnahme betrifft rund 280 Kilometer Strecke. Während der Sperrung werden ICE-Züge über Stendal und Uelzen umgeleitet, was die Reisezeit um mindestens 45 Minuten verlängert. Für Pendler aus Städten wie Wittenberge könnte sich die Fahrt nach Berlin von anderthalb auf bis zu drei Stunden verdoppeln.

Auch der Verkehrsexperte Christian Böttger von der HTW Berlin zweifelt laut dem Bericht des Tagesspiegels an der Sperrzeit. Ursprünglich sollte während der Arbeiten auch das moderne Zugsicherungssystem ETCS(öffnet im neuen Fenster) installiert werden. Da dies nun entfalle, sei eine neunmonatige Sperrung möglicherweise nicht erforderlich. Böttger will aus Bahnkreisen erfahren haben, dass während der Sperrzeit zeitweise gar nicht gearbeitet werde. Die Bahn bestreitet dies jedoch,


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