Viertes Mobilfunknetz: Telekom-Chef bestreitet ernsthafte Netzaufbaupläne bei 1&1

Telekom-Chef Tim Höttges sieht nicht, dass der bisherige MVNO 1&1 tatsächlich ein eigenes 5G-Mobilfunknetz aufbauen will. Höttges sagte am 23. Februar 2023: "1&1 hat von 1.000 Antennen, die sie aus der Aufbauverpflichtung hätte leisten müssen, drei Stück gebaut. Drei! Wenn Sie mich fragen, gibt es überhaupt keinen ernsthaften Versuch von 1&1, ein Mobilfunknetzwerk in Deutschland zu bauen."
Damit spricht Höttges einen Verdacht aus, den in der Telekommunikationsbranche laut Informationen von Golem.de viele Experten teilen. Die drei Mobilfunkantennen bei 3,6 GHz, die bisher tatsächlich das gesamte 5G-Netz von 1&1 Mobilfunk ausmachen, haben zudem nur eine geringe Reichweite von maximal einigen Kilometern und können nicht die ganzen Stadtgebiete von Frankfurt und Karlsruhe versorgen. Zudem bietet man nur stationäre Mobilfunkversorgung in Form von Home-Routern an, die ein WLAN aufspannen. Die Schätzungen zur Reichweite der drei Antennen reichen von wenigen Hundert Metern bis zu drei Kilometern.
Es gebe laut Höttges von 1&1 nur Versuche, regulatorisch Zugriff auf die Netze der Telekom, Vodafone und O2 zu bekommen, " um sich mit einer Diensteanbieterverpflichtung auf die Infrastruktur der investierenden Unternehmen einzuklagen" .
Wenn es dazu kommen würde, sei dies eine "komplett verfehlte Entwicklung" und folge der Logik, "einer hat die Infrastrukturkosten, der andere hat den Spaß" , sagte Höttges.
Der andere MVNO, Freenet, sei dagegen "ein guter Partner der Telekom" , dessen "eigenes Geschäft sehr gut läuft" , sagte Höttges. Die Profitabilität von Freenet sei zuletzt erneut gewachsen. "Klagen gehört so ein bisschen zum Geschäft bei denen, die bei uns Vorleistungspreise einkaufen" , erklärte Höttges. "Wir sind mit ihm bilateral in allen Verhandlungen, damit er uns auch als wichtiger Partner erhalten bleibt." Mit "allen Verhandlungen" dürfte Höttges auch Gespräche über den Zugang zu 5G-Produkten der Telekom durch Freenet meinen.
Freenet hatte beklagt , dass die Netzbetreiber keine günstigen Vorleistungen im 5G-Netz anbieten müssen. "Es wiederholt sich, was wir schon bei LTE gesehen haben: Diensteanbieter werden von 5G weitestgehend ausgeschlossen" , sagte Rickmann von Platen, Chief Commercial Officer bei Freenet.



