Videowettbewerb: Doktoranden tanzen ihre Abschlussarbeit

Forscher weltweit treten mit ihren wissenschaftlichen Ideen im Internet gegeneinander an. Tanzend - auf der Videoplattform Vimeo. Jetzt hat das Wissenschaftsmagazin Science die Sieger gekürt.

Artikel veröffentlicht am , Matthias Matting
Das Gewinnervideo auf der Videoplattform Vimeo
Das Gewinnervideo auf der Videoplattform Vimeo (Bild: Vimeo)

Die linke Herzkammer des Patienten hat ein Problem. Wichtige Blutgefäße sind verstopft. Der Herzmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Ärzte diagnostizieren einen Infarkt. Doch Rettung naht. Eine Immunzelle kriecht im Takt der Musik von rechts ins Bild. Gemeinsam mit ihren Geschwistern repariert sie den Schaden, macht die Gefäße wieder durchlässig. Nicht lange, und die linke Herzkammer arbeitet wieder genauso stabil wie die rechte.

Die Immunzelle heißt Ina Kirmes und ist Doktorandin am Institut für Molekulare Biologie Mainz. Sie wird später auch noch im pinken Glitzerkleidchen als Acetylase erscheinen und als böser Transkriptionsfaktor Egr1 die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers zu stören versuchen, der zu einer Vernarbung des Gewebes führt. Als Bösewicht wird sie schließlich von Superman davongejagt werden, der die in Kirmes' Doktorarbeit vorgeschlagene Gegenstrategie symbolisiert. Das kleine Ballettstück, das die junge Forscherin selbst choreographiert hat, war einer der Finalisten beim Dance-your-Ph.D.-Wettbewerb. An Tanz deinen Doktor, ausgerichtet unter anderem vom renommierten Wissenschaftsmagazin Science, beteiligten sich Doktorandinnen und Doktoranden aus aller Welt. Zur Tanzmeisterschaft reichte es dieses Jahr für die Molekularbiologin Kirmes nicht. Zum Gewinner kürte die Jury die Pflanzenbiologin Uma Nagendra, die an der University of Georgia in Athens (USA) ihren Ph.D.-Titel verteidigt hat.

Baumsetzlinge im Sturm

Nagendra erklärt in ihrem Video, wie Sprösslinge von Bäumen von Naturkatastrophen wie Tornados profitieren. Unter normalen Umständen werden sie nämlich Opfer eines Prozesses, der dafür sorgt, dass Bäume immer genug Platz zum Wachstum um sich herum haben. Die "erwachsenen" Exemplare sondern aus ihren Wurzeln Schadstoffe ab, die die Sprösslinge in der Nähe schädigen. Nur Samen, die weit genug entfernt einen gemütlichen Platz im Boden gefunden haben, haben eine Chance zu wachsen.

Im Fall eines Tornados jedoch ändert sich das, weil sich die Bodenqualität verschlechtert. Eine clevere Strategie der Natur, denn der Wald kann so schneller wieder nachwachsen. Nachgespielt hat Uma Nagendra all dies aber nicht am Boden, sondern am Zirkustrapez, gemeinsam mit weiteren artistisch begabten Forschern.

Dafür hat ihr die Jury nicht nur den Preis in der Kategorie Biologie, sondern auch den Gesamtsieg zuerkannt, der mit 1.000 Dollar und einer Reise an die Stanford-Universität dotiert war, wo der Film im Mai 2015 gezeigt wird. Sehenswert sind auch die Gewinner der anderen Kategorien. Der Physiker Hans Rinderknecht vom MIT etwa trat in einer Art Pantomime als er selbst auf, als Forscher, der das Problem hat, Kerne von Deuterium und Tritium zur Fusion zu bringen.

Der Spanier Saioa Alvarez von der Universität des Baskenlandes steckte sich selbst in das Kostüm eines unförmigen Mayonnaise-Süchtigen, der doch so gern auf eine kalorienreduzierte Mayonnaise wechseln würde - doch die will einfach nicht stabil bleiben. Alvarez' Doktorarbeit zeigt Auswege dazu.

Tatsächlich ist den Forschern der Spaß an der Performance anzusehen. Das ist natürlich auch der eigentliche Hintersinn des Wettbewerbs: Wissenschaft nicht als trockene Disziplin zu präsentieren, sondern auf ungewöhnliche Art. Vor allem auch verständlich - denn dadurch, dass die Forscher sich auf die Ausdrucksmittel des Tanzens beschränken mussten, waren sie gezwungen, den Kern ihrer Arbeit auf einfache Weise darzustellen.

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