Rekord: 15.000 Wörter am Tag
Spezialisiert ist Weyers auf Visual Novels, das sind sehr textlastige Spiele. Das Genre stammt aus Japan und war hierzulande lange unbekannt. Noch immer ist es eher ein Nischenthema. Weyers entdeckte 2010 die ersten Visual Novels im Netz, mochte sie und baute sein Portfolio damit auf. "Meine Übersetzungen waren mit die ersten, die es auf Deutsch gab", sagt er. Entwickler wurden auf ihn aufmerksam und schrieben ihn an. Bis heute hat er in diesem Bereich wenig Konkurrenz.
Grundsätzlich gibt es derweil schon etliche Agenturen für Videospiellokalisierung. Auch Weyers wird von mehreren von ihnen regelmäßig mit Aufträgen versorgt. Eine Festanstellung strebt er nicht an, lieber will er unabhängig sein und Arbeiten und Reisen verbinden. Schon nach dem Studium machte er ein Jahr lang Work and Travel in Neuseeland. Aktuell ist er in Australien, schreibt ein Buch über Videospiellokalisierung und hielt am 12. Oktober 2019 einen Vortrag auf der Gaming-Messe PAX Aus in Melbourne. Zum Zeitpunkt des Interviews mit Golem.de übersetzte er von Tasmanien aus das Adventure Game Brok des französischen Indie-Studios Cowcat Games, ein Projekt mit rund 140.000 Wörtern. Ende Dezember geht es für ihn vorerst zurück nach Dresden, 2020 reist er nach Japan.
An der Lokalisierung eines Spiels sitzt Weyers im Schnitt zwischen einer und vier Wochen. "An einem guten Tag" übersetzt er um die 10.000 Wörter, "mein Rekord liegt bei 15.000". Sein Durchschnittstempo schätzt er auf 5.000 bis 7.000 Wörter pro Tag. Das flotte Schreiben lernte der gebürtige Limburger bei seiner Ausbildung zum Fremdsprachensekretär - "das hilft mir jetzt". Denn je schneller, desto besser das Honorar. Einen "guten Verdienst" beziffert er mit zehn Cent pro Wort. Das bedeutet umgerechnet: Ein fixer Übersetzer kann maximale Tagessätze von 1.000 bis 1.500 Euro erreichen.
Die Spiele, die Weyers lokalisiert, kommen aus den USA, Großbritannien und Australien, zunehmend aber auch aus Russland, Polen oder Rumänien und wurden dann schon dort ins Englische übersetzt. Das ist nicht immer optimal: "Aus einer schlechten Übersetzung ins Englische eine gute ins Deutsche zu machen, ist oft schwierig", sagt er. Und während derjenige, der ein Videospiel gut lokalisiert hat, in der Regel nie erwähnt wird, "ist umgekehrt die Hölle los, wenn die Übersetzung schlecht ist".
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Videospiellokalisierung: Lost in Translation |
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Sein Einwand bleibt aber bescheuert, da gerade der Typ, um den der Artikel geht sich...
Klar, kann sein. Aber jemand der in der Filmbranche (und dann auch noch als Übersetzer...
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