Videokonferenzen: Bessere Webcams, bitte!
Warum sehen in Videokonferenzen immer alle schlecht aus? Die Webcam-Hersteller sind (oft) schuld.

Die erste Webcam, an deren Benutzung ich mich erinnere, war die des 2011er iMacs. Ich öffnete ein Programm namens Photobooth, schoss ein paar Bilder und machte ein kurzes Video. Die Neuheit damals: hochauflösendes 720p!
Nach dem kurzen Funktionstest kam die iSight HD - wie auch sonst - genannte Kamera nie wieder zum Einsatz.
Zehn Jahre später sehe ich meine Kolleginnen und Kollegen nun stets und ständig per Videobild und muss feststellen, dass sich nicht viel getan hat. Eigentlich erstaunlich, denn auf allen anderen Sektoren der Kameratechnik gab es massive Verbesserungen der Bildqualität, insbesondere bei Smartphones.
Da sollte man annehmen, dass die gleiche Technik, die im winzigen Kameramodul auf der Rückseite unserer Telefone steckt, inzwischen auch bei Webcams zum Einsatz kommt. Tut sie aber nicht. Wie Jeff Carlson bei Reincubate in einem detaillierten Selbstversuch herausgefunden hat, sind selbst die neuesten Webcams immer noch einem sechs Jahre alten iPhone unterlegen.
Es ist bezeichnend, dass die Logitech C920 als eine der besten Webcams gilt und knapp nach meinem eingangs erwähnten iMac auf den Markt kam - 2012. Selbst die modernen Topmodelle wie die von uns getestete Brio haben im Vergleich mit einem Smartphone keine Chance.
Aber warum ist das so? Die meisten Webcam-Hersteller nutzen jahrzehntealte Technik, um ihre Produkte preiswert an die Kundschaft zu bringen. Dabei wird sogar darauf verzichtet, die Kamera mit einem eigenen Encoder für das Videobild auszustatten. Das macht stattdessen der Rechner.
So vergibt man natürlich auch die Möglichkeit, das Bild per interner Software aufzuhübschen - und spart lieber ein paar Cent an Chips und Codec-Lizenzen. Weil aber die Aufgabe, den rohen Datenstrom zu interpretieren, bei externer Software liegt und diese Treiber mit allen Kameras zurechtkommen müssen, gibt es faktisch überhaupt keine angepasste Bildverbesserung, wie wir sie von Smartphones kennen.
All das wäre vor 2020 wohl den meisten Menschen komplett egal gewesen, aber die pandemiebedingten Videokonferenzmarathons haben das geändert. Nahezu niemand sieht vor seiner Webcam gut aus. Jeden Tag aufs Neue.
Hast du in den letzten Monaten jemanden in einer Videokonferenz gesehen, bei dem dir das Bild gefiel? Ich habe das durch eine sehr stichprobenartige Befragung im Freundes- und Kollegenkreis sehr unrepräsentativ abgefragt. Die Antwort war einhellig: Nein. Trotzdem habe ich gleich noch eine Gegenprobe gemacht. Ich wählte mich in unsere Morgenkonferenz kurzerhand mit einer richtigen Kamera samt ordentlichem Objektiv ein und stand sofort im Zentrum der Aufmerksamkeit, weil alle wissen wollten, warum mein Bild so gut sei.
Daraus ziehe ich zwei Schlüsse.
Erstens: niemals eine Webcam benutzen, wenn es auch Alternativen gibt. Erwähnt seien hier Droidcam und ihre iOS-Verwandten, die das Smartphone zu diesem Zweck nutzbar machen.
Zweitens: Es ist höchste Zeit, dass in die Entwicklung und Vermarktung aktueller und hochwertiger Technologie investiert wird. Daher mein Aufruf an die Webcam-Hersteller: Die Homeoffice-Kundschaft ist da und wird wohl so schnell auch nicht verschwinden. Sie gibt euch gern ihr Geld und dafür möchte sie lediglich eins: wenigstens annähernd so aussehen wie im echten Leben.
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