Vertrauliche Messenger-Botschaften: Facebook hat auch deutsche Nutzer abgehört
Es gibt neue Details zur Auswertung abgehörter Messenger-Nachrichten bei Facebook. Facebook hat laut dem Datenschützer Caspar die Sprachnachrichten von fünf Anwendern aus Deutschland angehört und abgeschrieben, obwohl die entsprechende Transkriptionsfunktion in Deutschland gar nicht verfügbar ist.

Facebook-Mitarbeiter haben Sprachbotschaften mitgehört, die Nutzer an andere Anwender geschickt hatten. Davon waren auch fünf deutsche Nutzer betroffen, obwohl die entsprechende Transkriptionsfunktion von Facebook nicht in Deutschland angeboten wird. Das geht aus Zahlen hervor, die Facebook der irischen Datenschutzbehörde genannt hat, wie der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar berichtet.
Europaweit sind demnach 48 Facebook-Nutzer von dem Abhören von Sprachbotschaften betroffen, davon befinden sich fünf Facebook-Anwender in Deutschland.
Facebook hatte die automatische Transkriptions-Funktion für Sprachnachrichten in seinem Chatdienst Messenger teilweise von Menschen nachkontrollieren lassen. Die Funktion wird ausschließlich in den USA angeboten - allerdings konnten auch Nutzer aus anderen Ländern betroffen sein, wenn sie mit jemandem mit einem US-Facebook-Konto kommunizierten. Die Unterhaltungen hätten zum Teil "vulgäre" Inhalte enthalten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Stichproben von Aufzeichnungen der Messenger-Sprachnachrichten seien nur einige Tage zwischen Ende Juli und Anfang August von Menschen ausgewertet worden, erklärte Caspar. Nach aktuellem Kenntnisstand geschah das direkt bei Facebook in den USA. Insofern sei der Fall von nationalen Datenschutzbehörden zu übernehmen - und nicht durch die irische Behörde, die für die europäische Facebook-Tochter federführend zuständig ist. Die irischen Datenschützer hätten 14 betroffene Aufsichtsbehörden entsprechend informiert.
Derzeit bemüht sich der Hamburger Datenschützer um weitere Aufklärung bei Facebook. Er geht davon aus, dass die jüngste Diskussion um Sprachassistenzsysteme auch zum Stopp der Auswertung der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation bei Facebook geführt hat. "Gleichwohl markiert der Vorgang einen äußerst beunruhigenden Trend zur menschlichen Überwachung von Individualkommunikation durch Diensteanbieter, der höchstpersönliche Bereiche betrifft und massiv in Rechte und Freiheiten der Betroffenen eingreift", sagte Caspar.
Wertet Facebook Gespräche für Werbung aus?
Für Facebook ist die Situation besonders heikel: Seit Jahren geht das Gerücht um, Messenger-Apps des Online-Netzwerks hörten den Nutzern zu, um die Werbung zu personalisieren. Als Indiz dafür werden Fälle genannt, in denen Anzeigen zu einer vorherigen Unterhaltung passen.
Facebook weist die Anschuldigungen stets zurück, auch Gründer und Chef Mark Zuckerberg verneinte dies im Frühjahr ausdrücklich bei einer Anhörung im US-Kongress und sprach von einer "Verschwörungstheorie". Facebook-Manager erklären die Vermutungen auch mit dem Effekt, dass einem Nutzer zwischen vielen verschiedenen Anzeigen vor allem diejenigen auffielen, die zu etwas Aktuellem passen.
Facebook betont auch stets, das Online-Netzwerk verarbeite Audiodaten nur dann, wenn ein Nutzer die Erlaubnis dazu erteilt habe. Im Falle der deutschen Anwender ist unklar, ob diese jemals ihr Einverständnis dazu gegeben haben, denn die entsprechende Funktion wird in Deutschland nicht angeboten.
Während klar ist, dass für eine Transkriptions-Funktion Aufnahmen verarbeitet werden müssen, dürfte den Nutzern - ähnlich wie bei den anderen IT-Unternehmen - nicht bewusst gewesen sein, dass in einigen Fällen auch Menschen sie zu hören bekamen.
Auch Kritik an Amazon, Google, Apple und Microsoft
Amazon, Google, Apple und Microsoft waren zuletzt dafür kritisiert worden, dass sie Mitschnitte von Unterhaltungen mit ihren digitalen Assistenten zum Teil durch Menschen abtippen ließen - ohne dass es den Nutzern bewusst war. Im Unterschied zum Fall von Facebook war den Anwendern aber immerhin klar, dass sie mit einer Maschine sprachen und keine privaten Nachrichten an eine andere Person übermittelten.
Die Unternehmen holten sich bei den Nutzern pauschal die Erlaubnis, Daten zur Verbesserung des Dienstes zu nutzen. Dass dafür möglicherweise auch Sprachaufnahmen nicht nur von Software analysiert, sondern auch von Menschen gehört werden könnten, wurde dabei nicht ausdrücklich erwähnt.
Apple setzte die Auswertung der Mitschnitte aus und versprach, sich künftig die ausdrückliche Erlaubnis dafür zu holen. Auch Google stoppte die Praxis Anfang Juli, allerdings nur übergangsweise und auch nur innerhalb der EU. Amazon und Microsoft haben an dieser Praxis bisher nichts geändert-
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Hat ja der Facebook Messenger angeblich auch: https://lifehacker.com/how-to-turn-on...
Ohhh euch ist etwas auffefallen. Ihr schlauen. Das nennt sich crossdevice tracking...
Das Problem ist doch eigentlich nur, dass es nicht an die Kunden kommuniziert wird...
Mich Fragen viele, warum ich "Cloud"-Funktionen möglichst selbst betreibe... ...oder...