Vertrag: Googles Seekabel wird abgelegene Südatlantikinsel versorgen
Weihnachten bringt den rund 5.000 Bewohnern der Südatlantikinsel St. Helena einen Vertrag mit Google für einen Abzweig des Seekabels Equiano. Doch das Monopol des Batelco-Konzerns (Bahrain Telecommunication Company) macht weiter Probleme.

Die Regierung von St. Helena hat eine verbindliche Vereinbarung mit Google über die Landung des Seekabels Equiano an der Südatlantikinsel geschlossen. Das gab die Regierung am 24. Dezember 2019 bekannt. Der Vorsitzende des Wirtschaftsentwicklungsausschusses, Ratsmitglied Lawson Henry, sagte: "Dies ist ein großer positiver Schritt für St. Helena und einer von mehreren fortschrittlichen Schritten, die in den nächsten zwei Jahren im Zusammenhang mit der Entwicklung digitaler Möglichkeiten auf St. Helena angekündigt werden. Ich möchte dem Team von St. Helena Government Corporate Services, der Kanzlei Pelagian und Keystone Law, sowie natürlich Google dafür danken, dass sie diesen Meilenstein erreicht haben."
Jayne Stowell, Global Network Infrastructure Strategy für Seekabel bei Google, erklärte: "Wir freuen uns, mit der Regierung von St. Helena zusammenzuarbeiten, um den Equiano-Abzweig in St. Helena anzukündigen."
Bislang ist die abgelegene Insel, die zu Großbritannien gehört, lediglich mit einer Satellitenverbindung mit einer Datenübertragungsrate von nur 50 MBit/s versorgt.
"Die Nachricht folgt nach fast acht Jahren Lobbyarbeit für St. Helena", sagte Christian von der Ropp, Initiator der Kampagne zur Anbindung von St. Helena. Jetzt bleibe nur noch das Telekommunikationsmonopol von Sure South Atlantic, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von Batelco (Bahrain Telecommunication Company) für St. Helena, das noch bis zum 31. Dezember 2022 gilt. "Tatsache ist, dass die unbegrenzte Verbreitung von Breitband eine Bedrohung für die bestehenden Einnahmequellen des Monopolisten Sure South Atlantic darstellt", erklärte von der Ropp. Die Nutzung würde sich von herkömmlicher Telefonie zu kostenlosen Messenger-Diensten wie Skype und Whatsapp verlagern, "während die Verbraucher auch versuchen werden, den teuren Pay-TV-Dienst von Sure durch Streaming-Dienste wie Netflix und Youtube zu ersetzen".
So wie es der Inselstaat Cookinseln kürzlich bei ihrer ersten Seekabellandung getan haben, möchte St. Helena das Monopol beenden, aber eine ungünstige Klausel in der Telekommunikationslizenz ermöglicht es dem Batelco-Konzern, für den Fall das die Lizenz nicht verlängert wird, eine Entschädigung für seine Vermögenswerte auf der Insel zu verlangen. Daher müsste St. Helena wahrscheinlich Millionen zahlen, um das Monopol zu beenden.
Jährlich werden hunderte neue Satelliten in erdnahe Umlaufbahnen gestartet. Frost & Sullivan rechnet in einer Studie mit 13.400 neuen Satelliten, die bis 2030 ins All befördert werden. Der Großteil davon wird mit hoher Geschwindigkeit im erdnahen Orbit kreisen und durch die Erdkrümmung auf ein dichtes Netz an Bodenstationen angewiesen sein, die jeweils nur für Minuten Kontakt herstellen können. Dazu zählen auch die sogenannten Megakonstellationen wie Oneweb und Spacex' Starlink, deren Satelliten nur in Reichweite von glasfaserversorgten Bodenstationen Internetzugang bereitstellen können.
"Der Boom der privaten Raumfahrt und die voranschreitenden Pläne für große Satellitenkonstellationen im erdnahen Orbit kommen dabei für St. Helena wie gerufen, denn diese verlangen über den Erdball gleichmäßig verteilte Bodenstationen, die ihrerseits per Glasfaser angebunden sind. Das Equiano-Kabel wird nun rechtzeitig fertiggestellt, um diese Nachfrage seitens dieser neuen Satellitenbetreiber zu bedienen und gleichzeitig Mitbenutzer für das sonst kaum zu finanzierende Kabel zu gewinnen", sagte von der Ropp, der sich seit acht Jahren ehrenamtlich für das Seekabel auf St. Helena einsetzt und als Geschäftsführer des Branchenverbandes Access.Space Interesse an der Ansiedlung von Bodenstationen hat.
Die Bewohner von St. Helena warten seit Jahren auf ein Seekabel und haben im Juni 2018 Fördermittel in Höhe von 21,5 Millionen Euro vom Europäischen Entwicklungshilfe Fonds erhalten. Bis Anfang des Jahres hoffte man auf einen Abzweig des SAEx-Kabels, das aber bislang nicht finanziert werden konnte.
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Ich denke, das ist alles viel einfacher. Es wird nicht so extrem viele Wettbewerber...