Verteidigungsministerium: Digitale Funkgeräte der Bundeswehr "nicht kriegstauglich"

Innerhalb des Verteidigungsministeriums wurden die neuen digitalen Funkgeräte der Bundeswehr als "nicht kriegstauglich" bezeichnet. Eine Nutzung durch die Truppe "verbiete sich derzeit" . Das berichtet die Welt am Sonntag(öffnet im neuen Fenster) unter Berufung auf Akten des Ministeriums, die bislang nicht einsehbar waren.
Hintergrund sind Probleme mit dem Projekt Digitalisierung Landbasierte Operatiomnen (D-LBO). Im Rahmen des mit mehreren Milliarden Euro aus dem Bundeswehr-Sondervermögen finanzierten Unternehmens soll bis Ende 2027 eigentlich eine Division des Heers mit abhörsicheren, digitalen Funksystemen ausgestattet werden, die auf Nato-Frequenzen arbeiten.
Ein Test auf dem Truppenübungsplatz Munster musste abgebrochen werden , weil die Geräte "nicht truppentauglich" waren, wie es in den Unterlagen heißt. Soldaten hätten nur mit Mühe und mithilfe von IT-Fachpersonal Funkkreise aufbauen können; es habe zwei Stunden gedauert, bis die Funkgeräte bedient werden konnten.
Für Test in Munster waren Unterstützungsfahrzeuge ohne Panzerung notwendig
Notwendig waren ungepanzerte Unterstützungsfahrzeuge, die im Zweifel wohl leichte Ziele auf dem Schlachtfeld sind. Die Welt am Sonntag zitiert aus den Akten die Beurteilung, dass das Scheitern des Tests in Munster als "kritisch zu werten" sei.
Den Dokumenten zufolge benötigt das Frequenzmanagement eine Vorlaufzeit von 40 Tagen. Das sei zu lange; zudem sei das Aufspielen von Kryptoschlüsseln zu umständlich. Intern sei im Gespräch gewesen, die Umrüstung auf Digitalfunk um ein Jahr zu verschieben, auch wenn der "Einsatzwert der Brigade" mit Analogfunk "niedriger zu bewerten" sei.
Geeinigt habe man sich laut Welt am Sonntag darauf, digitale und analoge Funkgeräte gleichzeitig zu verwenden. Dafür müsse man eine "temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft hinnehmen" . Ein funktionierendes System solle zunächst "für Ausbildung und Übung" aufgebaut werden.
Patch vom Hersteller soll noch kommen
Dieser Mischbetrieb sei nur mit einer speziellen Software des Rüstungskonzerns KNDS möglich. Das Update des Herstellers der Funkgeräte, Rohde & Schwarz, werde erst bis März 2026 erwartet. Die Anfang September 2025 umgebauten 41 von 433 geplanten Fahrzeuge haben offenbar noch keine Betriebsgenehmigung.



