Versteckte Operationen: Per SMS zum "kubanischen Frühling"
Über ein Twitter-ähnliches soziales SMS-Netzwerk sollten in Kuba regierungskritische Informationen verbreitet werden. Ziel war der Start eines "kubanischen Frühlings". Die Aktion sei von der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit gestartet worden, berichtet AP.

Unter dem Namen Zunzuneo hat die umstrittene US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (United States Agency for International Development, USAID) ein Twitter-ähnliches soziales Netzwerk aufgezogen. Darüber sollten regierungskritische Informationen durch Mitarbeiter der US-Behörde verbreitet werden. Ziel des Projekts sei nichts weniger gewesen als der Ausbruch eines "kubanischen Frühlings" ähnlich dem "arabischen Frühling", berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Ähnliche Projekte haben auch die NSA und das GCHQ diskutiert.
Das inzwischen abgeschaltete Netzwerk sollte vor allem junge Leute gegen die kubanische Regierung aufwiegeln. Das Netzwerk wurde zunächst durch Scheinfirmen entwickelt und aufgestellt. Die Gelder dafür stammen laut AP von nicht näher genannten ausländischen Banken auf den Cayman Inseln und in Spanien.
Gefälschte Werbebanner als Tarnung
Als das Netz vor etwa zwei Jahren geöffnet wurde, verschickten USAID-Mitarbeiter massenhaft SMS an junge Kubaner, um sie über das neue soziale Netzwerk zu informieren. Die Telefonliste stammte von einem Mitarbeiter der staatlichen Telekommunikationsbehörde Kubas, Cubacel. Wer hinter Zunzuneo steckte, wussten die Teilnehmer jedoch nicht. Gefälschte Werbebanner sollten für ein legitimes Aussehen des sozialen Netzwerks sorgen.
Die von den Teilnehmern verschickten SMS-Nachrichten und demografische Informationen wie das Alter oder Geschlecht wurden gespeichert. Die Nachrichten wurden zudem dahingehend analysiert, wie "empfänglich" ein Teilnehmer sei und welche "politischen Tendenzen" er habe, zitiert AP aus geheimen Dokumenten. Der Plan: Wenn das soziale Netzwerk eine kritische Teilnehmermasse erreicht hätte, sollten die Nutzer sogenannte "smart mobs" bilden und schließlich einen "kubanischen Frühling" auslösen.
Plötzlich verschwunden
Die kubanischen Behörden versuchten wiederum, die SMS-Nachrichten zurückzuverfolgen und in das Netzwerk einzubrechen. Bis Sommer 2012 hatte das Netzwerk etwa 40.000 Teilnehmer, dann verschwand es plötzlich. Die US-Regierung habe ihre Bezuschussung des Projektes nicht mehr verlängert, daher habe USAID es eingestampft, erfuhr AP jetzt.
Die von Ronald Reagan gegründete USAID ist als Entwicklungshilfeorganisation äußerst umstritten, weil die Behörde bereits in der Vergangenheit mehrfach auch politische Gruppierungen unterstützte, etwa die russische Wahlbeobachtergruppe Golos. Der USAID-Chef Rajiv Shah soll im Laufe der kommenden Woche vor einem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses aussagen. Der Vorsitzende des Ausschusses, Patrick Leahy, bezeichnete die Operation Zunzuneo als "dumm, dumm, dumm".
Szenarien der Geheimdienste
Laut den Unterlagen aus dem Fundus von Edward Snowden spielen die US- und britischen Geheimdienste seit längerer Zeit Szenarien durch, wie soziale Netzwerke für "Propaganda und Täuschung" sowie das Verbreiten von Gerüchten genutzt werden können. Das erklärte Ziel der Abteilung Joint Threat Research Intelligence Group (JTRIG) des britischen GCHQ, sei es beispielsweise, "Online-Techniken zu nutzen, um etwas in der realen Welt oder im Cyberspace auszulösen", schreibt Glenn Greenwald. Ob es weitere solche Operationen gab oder gibt, geht aus den Unterlagen jedoch nicht hervor.
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ist denn die nato nicht quasi die usa ...mit anhang kleiner nichtsbedeutender staaten...
Dabei heißt es doch immer, dass Wirtschaftssanktionen nichts brächten :) Aber: Kuba...
Ja, Harry, zweifellos, die haben ihre selbst erfundenen Prinzipien gebrochen - jedoch...
Die USA wissen bislang offziell nicht, wer Academi ehemals Blackwater Worldwide ist. Wie...