Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Versicherungsbetrug: US-Farmer manipulieren Regenmesser für Dürre-Entschädigung

Meteorologen in Colorado wunderten sich zunächst über ausbleibende Niederschläge. Dahinter steckte ein Versicherungsbetrug in Millionenhöhe.
/ Friedhelm Greis
20 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Niederschlagsmessgerät nach dem Wägeprinzip (Bild: Peter Haas)
Niederschlagsmessgerät nach dem Wägeprinzip Bild: Peter Haas

Um staatliche Ausfallentschädigungen wegen Dürre zu kassieren, haben Farmer im US-Bundesstaat Colorado jahrelang meteorologische Regenmesser manipuliert. Wie die in Denver ansässige Colorado Sun berichtet(öffnet im neuen Fenster) , zahlten zwei Landwirte wegen der Manipulation von Bundeseinrichtungen und Versicherungsbetrugs Strafen in Höhe von 6,6 Millionen US-Dollar und gingen für mehrere Monate ins Gefängnis.

Die Meteorologen des staatlichen Wetterdienstes ( National Weather Service(öffnet im neuen Fenster) ) wunderten sich dem Bericht zufolge im Winter 2016 und Frühjahr 2017 trotz starker Bewölkung über ausbleibende Niederschläge im Südosten Colorados. Im Laufe des Frühjahres 2017 stellten Mitarbeiter des geologischen Dienstes der USA fest, dass zahlreiche Regenmesser an den Wetterstationen manipuliert worden waren.

Kabel durchgetrennt, Auffangbehälter abgedeckt

Die eingesetzten Niederschlagsmesser(öffnet im neuen Fenster) funktionieren nach dem Wipp-Prinzip. Dabei sammelt sich Regen in einem kleinen Auffangbehälter, der bei einer bestimmten Menge kippt und über einen Magnetkontakt ein Signal auslöst.

Die Mitarbeiter stellten in den Bundesstaaten Kansas und Colorado mehr als ein Dutzend Fälle von Manipulationen fest. So wurden Kabel durchgetrennt, Löcher in die Auffangbehälter geschlagen, Trichter mit Silikon verstopft und Auffangbehälter mit Backblechen oder Eggenscheiben abgedeckt. Die Ermittlungen ergaben, dass die Landwirte und deren Helfer die Messgeräte häufig vor angekündigten Regenfällen oder Stürmen abdeckten, um sie anschließend wieder freizulegen.

Der Zweck der Manipulationen erschloss sich den Meteorologen erst, als die Ermittler Verbindungen zu staatlichen Programmen für Ausfallentschädigungen zogen. "Ich war geschockt" , sagte die Meteorologin Jennifer Stark der Zeitung und fügte hinzu: "Wir sind sehr stolz darauf, objektive, qualitätsgeprüfte Niederschlagsdaten für die Öffentlichkeit, Forscher und Klimatologen bereitzustellen. Ich hätte nie gedacht, dass Einzelne versuchen würden, diese Daten oder die Qualität dieser Daten zu beschädigen."

Erntehelfer als Whistleblower

Die beiden Landwirte profitierten dabei von einer Versicherung, die für Weideland auf Grenzertragsböden vorgesehen ist(öffnet im neuen Fenster) . Diese basiert ausschließlich auf den Regenmengen einer bestimmten Referenzperiode, die für das Graswachstum besonders wichtig ist.

Den Ermittlungen zufolge könnte sich der Betrug über Jahre hingezogen haben. Eine wichtige Rolle bei der Aufklärung des Falls spielte ein zwielichtiger Erntehelfer, der wegen verschiedener Delikte häufig von der Polizei festgenommen wurde. Mit seinem Wissen erpresste er einen Farmer, der anschließend hohe Kautionszahlungen leistete.

Schließlich nutzte der Helfer sogar ein Whistleblowerprogramm, um von möglichen Strafzahlungen der Landwirte zu profitieren. Nach der Einigung mit der Staatsanwaltschaft(öffnet im neuen Fenster) erhielt er 500.000 US-Dollar zugesprochen. Doch davon hatte er nichts mehr. Nach einem Gefängnisausbruch und einer Fahndung wurde er tot in einem abgelegenen Farmhaus aufgefunden.


Relevante Themen