Verschwörungsfantasien: Facebook löscht sämtliche QAnon-Accounts

Eine erste Löschaktion im August war nicht genug: Facebook will nun sämtliche Inhalte der QAnon-Bewegung von seinen Seiten entfernen.

Artikel veröffentlicht am ,
QAnon-Symbole am Rande einer Wahlveranstaltung für US-Präsident Trump
QAnon-Symbole am Rande einer Wahlveranstaltung für US-Präsident Trump (Bild: Richard Ruelas/The Republic via Imagn Content Services/Reuters)

Der US-Konzern Facebook will Inhalte der Verschwörungsbewegung QAnon komplett aus seinen sozialen Netzwerken verbannen. "Von heute an werden wir alle Facebook-Seiten und -Gruppen sowie Instagram-Konten entfernen, die QAnon repräsentieren, auch wenn sie keine gewalttätigen Inhalte enthalten", teilte das Unternehmen am 6. Oktober 2020 in einem Blogbeitrag mit.

Gegen Ende August hatte Facebook bereits 790 Gruppen, 100 Seiten und 1.500 Anzeigen mit Verbindung zu QAnon entfernt. Zudem wurden bei 1.950 Facebook-Gruppen und 10.000 Accounts der Fotoplattform Instagram Einschränkungen verhängt. Zur Begründung hieß es: Facebook sehe Bewegungen, "die Gewaltakte befürworten, die zeigen, dass sie Waffen haben und andeuten, dass sie diese auch einsetzen würden".

Die Verherrlichung oder der Aufruf zu politischer Gewalt ist nun jedoch nicht mehr das ausschlaggebende Löschkriterium. Vielmehr hat Facebook nach eigenen Angaben auch andere QAnon-Inhalte beobachtet, die mit verschiedenen Formen von realen Schäden verbunden seien. Dazu gehörten Behauptungen, dass die Waldbrände an der Westküste der USA von bestimmten Gruppen verursacht worden seien. Das habe die Aufmerksamkeit der lokalen Behörden davon abgelenkt, die Brände zu bekämpfen und die Bevölkerung zu schützen. Medienberichten zufolge wurden die Notrufnummern von Anrufern blockiert, die wissen wollten, ob mehrere "Antifa"-Mitglieder wegen Brandstiftung festgenommen worden seien.

Laut Facebook haben die QAnon-Anhänger zudem auf die Löschung von Inhalten reagiert, indem sie diese schnell wieder änderten, nachdem ein gewisses Publikum erreicht worden sei. Ebenfalls verwende die QAnon-Bewegung das Thema Kinderschutz, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Daher leite Facebook inzwischen Nutzer auf glaubwürdige Seiten zum Thema Kinderschutz weiter, wenn entsprechende Suchbegriffe eingegeben würden.

Das Unternehmen rechnet damit, dass die QAnon-Anhänger versuchen werden, dem Ausschluss aus den Plattformen zu entgehen. Daher sollen die Auswirkungen der neuen Vorgaben genau beobachtet werden.

US-Präsident Trump als Retter

Die zentrale Behauptung der QAnon-Anhänger besteht darin, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump im US-Regierungsapparat gibt. Außerdem behaupten sie oft, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA ließen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden. QAnon-Symbole wurden in den vergangenen Jahren von Anhängern immer wieder in die Kamera bei Auftritten von Trump gehalten. Unterstützer der Verschwörungsmythen sind inzwischen auch verstärkt in der Republikanischen Partei aktiv.

Trump selbst distanzierte sich im August ausdrücklich nicht von der Bewegung. Inzwischen hat sein Justizministerium einen Gesetzesentwurf veröffentlicht, mit dem es die Vorgaben an Internetdienste zum Löschen und Moderieren von Inhalten deutlich verschärfen will. Die Dienste sollen bestimmte Inhalte nicht mehr so einfach mit Verweis auf die internen Nutzungsregeln löschen können.

Hintergrund der geplanten Gesetzesänderung sind unter anderem Beschwerden konservativer Nutzer, die sich durch die sozialen Medien wie Twitter oder Facebook in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt sehen. Große Online-Plattformen hätten "unkontrollierte Macht", Interaktion zu zensieren und einzuschränken, hatte Trump im Mai gesagt. Sie seien keineswegs neutrale Plattformen, auf der jeder seine Meinung äußern könne. Sie versuchten vielmehr, Ansichten zu unterdrücken, die ihrem politischen Standpunkt nicht entsprächen.

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DieterMieter 08. Okt 2020

Das stimmt allerdings. Es gab mal eine Untersuchung bei der "Religiösität" im Gehirn...

Trollversteher 08. Okt 2020

Ich denke, die werden bei der öffentlichen Aufforderung/Beführwortung von Gewalt ebenso...

Clown 08. Okt 2020

Inwiefern? Ich konnte meine Diskussionspartner vom Gegenteil überzeugen. Ein paar Spinner...

TrollNo1 07. Okt 2020

Sehr geil :D



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