Das Baby ist stumm

Bevor ich mein Hörgerät einsetzen kann, wird ein kurzer Hörtest durchgeführt. Jedes Gerät muss nämlich individuell an den Träger angepasst werden. Bei Schwerhörigen ist das Einstellen ein Prozess, der sich über mehrere Wochen zieht: In regelmäßigen Sitzungen stellt der Hörgeräteakustiker dabei die Geräte auf die Wünsche der Kunden ein. Da ich ein recht gutes Gehör habe, muss kein Frequenzbereich besonders verstärkt werden und auch die verschiedenen Umgebungsfilter müssen nicht besonders angepasst werden.

Für die kommenden Wochen habe ich vier Hörprogramme, die mir den Alltag erleichtern sollen: der Restaurantmodus, dessen Filter besonders Stimmen hervorheben und klirrende Teller und Besteck dämpfen sollen. Auch einen Naturmodus gibt es, der besonders Windgeräusche unterdrückt, sowie einen Allroundmodus, der die restlichen Alltagssituationen abdecken soll und den ich in den kommenden Wochen am häufigsten verwenden werde. Der vierte Modus ist für das Audiostreaming vom Smartphone oder von anderen Zubehörteilen gedacht.

  • In der App können Hörgeräteträger viele Filter nachjustieren... (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • ... und so etwa die Sprachverständlichkeit erhöhen... (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • ... oder starkem Wind entgegenwirken. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Bass und Höhen können die Nutzer leicht anpassen. Wer die Frequenzen genauer angepasst haben will, muss zum Hörgeräteakustiker. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Wer TV schaut, kann auch die Umgebungsgeräusche hinzuschalten, um sich etwa unterhalten zu können. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Und wer seine Hörgeräte verlegt, kann sie mit dem Finder schneller finden. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Das Resound Linx 2 ist sehr klein ... (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... und fällt kaum auf. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Das Resound Linx 2 ist hinter dem Ohr kaum zu sehen. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
... und fällt kaum auf. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Jetzt kann ich endlich das Hörgerät, ein Resound Linx 2, aufsetzen und einschalten. Dreimal gibt das kleine Gerät einen Signalton ab und ich weiß, es ist eingeschaltet. Dass es auf meinem Ohr liegt, merke ich gar nicht. Das Hörgerät ist so klein und leicht, dass ich einzig das Kabel spüre, das sich in meinem Ohr befindet. Und auch das vergesse ich schon nach ein paar Tagen. Jetzt entscheidet nicht mehr mein Hirn, welche akustischen Signale wichtig sind, sondern das Hörgerät - anfangs ist das noch sehr ungewohnt.

Das Hörgerät entscheidet, was wichtig ist

Ich setze mich in einen Park am Rande der Altstadt und stelle fest, dass ich die Umwelt durch das Hörgerät ganz anders wahrnehme: Die vielen Autos um mich herum klingen sehr dumpf, dafür klingt das Vogelgezwitscher in der Frühlingssonne Münsters sehr hell. Vielleicht 20 Meter vor mir schreit ein kleines Baby - das sehe ich aber nur, die Störgeräuschfilter haben die Frequenzen des Geschreis stark abgesenkt. Ab jetzt entscheidet das Hörgerät, was wichtig ist und was ich hören muss - der unwichtige Rest wird einfach heruntergeregelt.

Für mich als gut Hörenden ist die starke Filterung auch nach ein paar Tagen noch ungewohnt: Plötzlich höre ich den Kaffee wesentlich lauter in die Tasse plätschern, meine auf nassem Boden leicht quietschenden Schuhe aber gar nicht mehr. Würde ich das leichte Quietschen der Schuhe aber tatsächlich vermissen, könnte der Hörgeräteakustiker das Gerät entsprechend einstellen.

Viele Dinge können aber auch in der Smartphone-App des Hörgeräts nachjustiert werden: Wie stark Umgebungsgeräusche gefiltert werden sollen, kann ich jederzeit ändern. Oder aber, ob ich höhere oder niedrigere Frequenzen betont haben möchte. Ebenfalls sehr praktisch: das Einstellen des Hörkegels im Restaurantmodus.

Die App kennt meine Stammkneipe

Der Restaurantmodus verstärkt besonders die Stimme des Gegenübers und soll alle anderen Geräusche wegfiltern. Und das klappt sehr gut: Auch wenn ich in einer vollen und recht lauten Bar mit Freunden unterwegs bin, kann ich mein Gegenüber immer gut verstehen - besser als ohne Hörgerät. Noch vor ein paar Jahren stellte eine solche Umgebung das Worst-Case-Szenario für Hörgeräteträger dar - damals war die Filtertechnik noch nicht so weit.

  • In der App können Hörgeräteträger viele Filter nachjustieren... (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • ... und so etwa die Sprachverständlichkeit erhöhen... (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • ... oder starkem Wind entgegenwirken. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Bass und Höhen können die Nutzer leicht anpassen. Wer die Frequenzen genauer angepasst haben will, muss zum Hörgeräteakustiker. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Wer TV schaut, kann auch die Umgebungsgeräusche hinzuschalten, um sich etwa unterhalten zu können. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Und wer seine Hörgeräte verlegt, kann sie mit dem Finder schneller finden. (Resound/Screenshot: Golem.de)
  • Das Resound Linx 2 ist sehr klein ... (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... und fällt kaum auf. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Das Resound Linx 2 ist hinter dem Ohr kaum zu sehen. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
... und so etwa die Sprachverständlichkeit erhöhen... (Resound/Screenshot: Golem.de)

Damit ich nicht immer manuell am Hörgerät oder Smartphone das Hörprogramm umstellen muss, merkt sich die App den Standort und das gewählte Hörprogramm und wechselt automatisch dahin, wenn ich diesen Ort besuche. So hat sich die App bereits beim dritten Besuch der Stammbar gemerkt, dass ich hier den Restaurantmodus aktiviert haben möchte. Im Golem.de-Büro stellt sich der Naturmodus ein; beim Arbeiten möchte ich besonders die Umgebungsgeräusche stark gefiltert haben, auch das hat sich die App gemerkt. Und so höre ich dank des Hörgeräts die Tastaturen der Kollegen stark gedämpft.

Bereits jetzt stelle ich fest: Solche Funktionen und Filter könnten die Hearables der Zukunft durchaus attraktiv machen. Auch wenn es nur vermeintlich kleine Verbesserungen sind, machen sie den Alltag angenehmer.

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elf 15. Mai 2017

Deine Überschrift ist wohl falsch. Nun gut, im Gegensatz zu einfachen Ohrstöpsel sind die...

jepper 12. Mai 2017

bzw. im Club oder an Konzerten wäre das mein Traum: Die überlaute, klirrende und echoende...

meinoriginaluse... 12. Mai 2017

Genau diesen Musikantengehörschutz besitze ich bereits - auch in individueller...

EQuatschBob 11. Mai 2017

Braucht man das Smartphone? Ich nicht, andere schon. Geschmackssache.



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