Verkehrswende: Das erste Brennstoffzellenschubboot ist einsatzbereit
Von Berlin aus soll künftig ein elektrisch angetriebenes Binnenschiff mit Brennstoffzelle emissionsfrei Waren transportieren.

Emissionsfrei über Havel und Elbe: In Berlin ist das erste Schubboot mit Brennstoffzellenantrieb getauft worden. Es soll Binnenschifffahrt sauberer machen.
Zwei Jahre hat der Bau des Schiffs gedauert. Gebaut wurde das Schiff auf der Schiffswerft Hermann Barthel in Derben, westlich von Brandenburg an einem Altarm der Elbe. Die Brennstoffzellen hat der kanadische Hersteller Ballard Power Systems geliefert, das elektrische Energiesystem SER Schiffselektronik aus Rostock. Die Akkus stammen aus den Niederlanden, von EST-Floattech. Die Projektleitung lag beim Fachbereich Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme der Technischen Universität Berlin.
Angetrieben wird die Elektra durch zwei Elektromaschinen mit einer Leistung von jeweils 200 Kilowatt, die eine Höchstgeschwindigkeit von 5 Knoten, also 9 km/h, ermöglichen. Die Propeller sind Schottel-Ruderpropeller. Dabei sind Antrieb und Steuerung in einer Baueinheit untergebracht, was eine hohe Manövrierfähigkeit erlaubt.
Auch die Abwärme wird genutzt
Den Strom für die Maschinen sowie für alle Systeme an Bord liefern drei Brennstoffzellen sowie die Akkus, die eine Kapazität von 2.500 Kilowattstunden haben. Die Abwärme der Brennstoffzellen wird zum Heizen der Mannschaftsräume sowie für das Tempertaturmanagement der Akkus genutzt. Betrieben werden die Zellen werden mit grünem Wasserstoff, der mit einem Druck von 500 bar gespeichert wird. Dies Tanks können 750 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen.
Im Schubverband mit RoRo-Schwergutleichter Ursus der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) soll Elektra eine Reichweite von 400 Kilometern haben. Die Ursus wird in erster Linie für den Transport von Gasturbinen aus dem Berliner Siemens-Werk genutzt. Von Berlin aus wird die Elektra vornehmlich Richtung Rhein/Ruhr, nach Hamburg oder Stettin fahren.
Auf einer solchen Strecke wird sie nur einmal Wasserstoff nachbunkern und Akkus laden müssen. Dabei soll das Schiff nicht mit Wasserstoff betankt werden, sondern die leeren Tanks werden gegen volle getauscht. Die ersten Stationen für den Tankwechsel sowie für das Laden mit 500 Kilowatt sollen im Berliner Westhafen und im Hafen von Lüneburg eingerichtet werden.
Die Elektra soll ein Vorbild sein. So ist ihr Energiesystem so konzipiert, dass es auch auf andere Binnen- und Küstenschiffstypen eingesetzt werden kann. Die Brennstoffzellen von Ballard, die ursprünglich für Fahrzeuge entwickelt wurden, sind bereits in einer Hochseefähre im Einsatz.
Giffey taufte die Elektra
Getauft wurde das Schubboot von Berlins regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey. "Das weltweit erste emissionsfreie Schubboot ist das beeindruckende Ergebnis der Zusammenarbeit von Beteiligten aus dem Bereich des Schiffsbaus und der Energie- und Antriebstechnik", sagte die Politikerin. "Dieses Leuchtturm-Projekt zeigt uns exemplarisch, wie es gelingen kann, mit innovativen Ideen langfristig eine Klimaverbesserung auf unseren Wasserstraßen zu erreichen."
Die Elektra wird zunächst in der Hauptstadtregion unterwegs ein. Ab dem kommenden Jahr sind dann weitere Fahrten etwa nach Hamburg geplant.
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Hovercraft? Auf dem Kanal um Berlin? Da will ich mit. Es geht um ein Schubboot, das ist...
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